Mariella Thamm beim Porsche Tennis Grand Prix: "Ich freue mich unfassbar drauf!"

Mariella Thamm gilt als eine der größten Nachwuchshoffnungen des DTB. Am Samstag startet sie beim Porsche Tennis Grand Prix in der Qualifikation. Im tennisnet-Interview spricht Thamm über ihre Stärken, ihre Vorbilder - und einen ganz besonderen Trainingsort.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 11.04.2025, 13:20 Uhr

Mariella Thamm
© Juergen Hasenkopf
Mariella Thamm

Mariella Thamm, 15, ist eine der hoffnungsvollsten deutschen Nachwuchsspielerinnen und Mitglied im Porsche Talent Team. Sie ist aktuell Deutschlands Nummer 1 bei den Juniorinnen U18, in der Deutschen Rangliste die 17 und im WTA-Ranking bereits auf Rang 719 notiert. Thamm wohnt in Stuttgart und trainiert am Landesleistungszentrum in Leimen. 

Mariella, herzlichen Glückwunsch – du kommst gerade mit einem Sieg beim Juniors-Turnier in Cap D’Ail aus Südfrankreich zurück. Ein guter Start in die Sandplatzsaison, oder?

Absolut – ich habe mich sehr drüber gefreut. Auch weil ich zuletzt an der Bauchmuskulatur verletzt war und viele Turniere absagen musste, auf die ich mich sehr gefreut hatte. Die Verletzung ist aber ausgeheilt, von daher waren die letzten zwei Wochen sehr positiv.

Du warst davor auch in Barcelona zur Vorbereitung. Wo genau?

Das war in der Tennis-Academy von Albert Costa. Ich habe ihn vor einer Weile kennengelernt und letztes Jahr bereits dort trainiert. Um diese Jahreszeit ist Barcelona zur Sandplatzvorbereitung perfekt, weil die Außenplätze in Deutschland noch nicht geöffnet haben. Costa ist ja Grand-Slam-Champion, hat die French Open gewonnen. Außer ihm sind viele weitere ehemalige Profis als Trainer dort. Das merkt man an der gesamtem Struktur des Trainings.

Generell muss du mal erklären: Du lebst in Stuttgart, trainierst aber in Leimen – wie kommt das?

Mein Vater hat vor drei Jahren seinen Job gewechselt, nach Mannheim. Dort gibt es zudem eine spezielle Schule, bei der man nur ein Mal pro Woche vor Ort sein muss, der Rest läuft online. Ich konnte mein Training daher selbst gestalten; der Druck, morgens zur Schule zu gehen, fiel weg. Der Wechsel ins Landesleistungszentrum nach Leimen hat sich dann aufgrund der Nähe zu Mannheim ergeben. Ich bin deshalb auch zum Badischen Tennisverband gewechselt. Mittlerweile besuche ich eine andere Schule, in Frankfurt. Ich trainiere aber weiterhin in Leimen und spiele Mannschaft für den Heidelberger TC.

Leimen hat ja Legendenstatus. Ist das dieselbe Anlage, auf der Boris Becker, Steffi Graf und Anke Huber früher trainiert haben? 

Genau. Mit Anke Huber habe ich auch viel zu tun. Sie kommt ab und zu vorbei, schaut beim Training zu, gibt mir Tipps. Boris Becker und Steffi Graf leben ja nicht mehr hier, Anke wohnt noch in der Nähe.

Becker, Graf und Huber haben lange vor deiner Zeit gespielt. Schaust du dir noch alte Spiele von ihnen auf YouTube an?

Eher selten. Ich schaue mir mehr aktuelle Spielerinnen und Spieler an, vor allem Aryna Sabalenka oder Carlos Alcaraz.

Wie bist du zum Tennis gekommen – durch deine Familie?

Mein Vater war Fußballprofi, meine Mutter ist auf dem Tennisplatz groß geworden. Sie hat früher selbst Bundesliga gespielt. Dann kam mein Bruder zum Tennis, er hat auch mal richtig gut gespielt. Mit fünf oder sechs Jahren habe ich ebenfalls Lust bekommen. Irgendwann wurde das immer mehr, ich wurde besser, habe begonnen, Turniere zu spielen. Mit 12 oder 13 Jahren habe ich angefangen, davon zu träumen, Profi zu werden und in die Top Ten der Welt zu kommen.

Gibst du dir solche Ziele konkret aus? In die Top Ten kommen, einen Grand-Slam-Sieg holen? 

Ich will tatsächlich die Nummer 1 der Welt werden, gerne auch für lange Zeit (lacht). Und viele Grand Slams holen! Mein größtes Ziel ist es, Wimbledon zu gewinnen. Das ist mein Lieblingsturnier, schon seit meiner Kindheit. Aber am Ende will ich alle Grand-Slam-Turniere gewinnen.

Warst du schon mal in Wimbledon?

Leider noch nicht, auch nicht beim Juniorinnenturnier. Mein Fokus lag bisher auf dem Training. Jugend-Grand-Slams sind sicher eine tolle Erfahrung, mit Australien oder New York aber mit viel Anreise verbunden – für vielleicht ein oder zwei Matches in meinem Alter. Die Konkurrenz dort ist stark und ich bin noch sehr jung. Die French Open werde ich dieses Jahr aber spielen, Wimbledon ist auch geplant. Ich habe bislang noch nie auf Rasen gespielt, obwohl das Weissenhof-Turnier bei mir um die Ecke ist. Schnelle Beläge liegen mir aber.

Das heißt, du bist eine Spielerin, die eher zügig spielt? Weil du auch Aryna Sabalenka erwähnt hattest. 

An das Tennis von Sabalenka will ich rankommen. Ich spiele sehr aggressiv, habe einen guten Aufschlag, spiele ein schnelles Spiel – wie Sabalenka. Sie ist auch deshalb eine meiner Lieblingsspielerinnen. Auch ihr Kampfgeist! Ich kann ebenfalls kein Spiel verlieren, weder zu Hause, noch wenn’s ernst wird. Ich bin sehr schlecht im Verlieren, will immer gewinnen (lacht). Aber das zeichnet mich auch aus, und ich bin froh darum.

Bleibst du in kritischen Momenten dennoch ruhig auf dem Platz?

Ich bin keine ruhige Spielerin und rege mich auch mal auf. Seit ein paar Monaten trainiere ich aber auch am mentalen Spiel, das wird also besser. Ich pushe mich auch ziemlich laut. Bis zu einem gewissen Maß ist das wichtig. Die Gegnerin soll ja sehen: Ich bin da!

Am Wochenende beginnt der Porsche Tennis Grand Prix. Du hast eine Wildcard für die Qualifikation bekommen. Wie hast du davon erfahren?

Durch meine Eltern, sie waren im Gespräch mit Anke Huber und dem DTB. Sie haben mir’s dann als Überraschung erzählt. Ich habe mich mega gefreut! Ich bin Fan des Turniers, seit ich klein bin – und war fast jedes Jahr als Zuschauerin vor Ort. Diese Atmosphäre, dazu noch in meiner Heimatstadt ... Ich freue mich unfassbar drauf!

Hast du auf Indoor-Sand schon mal gespielt?

Nur in Traglufthallen, also auf überdachten Außenplätzen mit einem echten Sandplatz. Auf dieser Art Sand wie beim Porsche Tennis Grand Prix noch nicht. Aber ich gewöhne mich recht schnell an andere Beläge, nach zwei Trainingseinheiten passt das meist.

Wenn’s am Samstag ernst wird: Ist deine Familie dabei und feuert dich an?

Ja – mir ist es extrem wichtig, dass jemand aus meiner Familie zuschaut. Manche mögen das nicht, ich aber schon. Am wichtigsten ist meine Mutter. Sie hat selbst gespielt, ist bei jedem Training und Turnier dabei, ist immer mit den Trainern im Austausch. Sie gibt jeden Tag alles für mich! Mein Vater arbeitet unter der Woche in Köln, an den Wochenenden kommt er aber auch oft mit. Und beim Porsche Tennis Grand Prix sind sowohl mein Vater als auch mein Bruder dabei. Ich kann also auf meine gesamte Familie als Unterstützung zählen. 

Mariella, herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg beim Turnier!

von Florian Goosmann

Freitag
11.04.2025, 12:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 11.04.2025, 13:20 Uhr