Martin Damm: „Mein Vater ist beim Coaching-Staff immer der Boss“

Der Tennissport wurde Martin Damm Jr. wahrlich in die Wiege gelegt. Beim ITF-Weltranglistenturnier in der TennisBase Oberhaching stellte sich der Sohn des ehemaligen Weltranglisten-42. und Doppel-Grand-Slam-Champions Martin Damm Sr. im exklusiven tennisnet-Interview.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 15.02.2025, 08:52 Uhr

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Nach mehrmonatiger Verletzungspause greift Martin Damm wieder voll an.

Die Auftakthürde beim mit 15.000 US-Dollar dotierten Turnier der ITF World Tennis Tour in Oberhaching gestaltete sich für Martin Damm Jr. nach knapp viermonatiger Turnierpause als schwierig. Gegen den ungesetzten Italiener Giovanni Castagnola lag der US-Amerikaner bereits mit einem Satz im Hintertreffen. Dennoch schaffte der aufschlagstarke Linkshänder noch die Wende und triumphierte im knapp dreistündigen Krimi noch zweimal im Tiebreak. Im ausführlichen tennisnet-Interview spricht die Nr. 3 des Turniers unter anderem über Turniere in Deutschland, seine tschechischen Wurzeln und die Verbindung zu Sebastian Korda, sowie seine Erfahrungen beim Masters-Event in Miami.

tennisnet: Martin, du spielst hier bei den TennisBase Open in Oberhaching. Wie ist dein Eindruck vom Turnier und der Anlage hier?

Martin Damm: Es ist eine tolle Anlage hier mit idealen Voraussetzungen. Bei Hallenturnieren ist es sehr entscheidend, wie die Trainingsmöglichkeiten sind und das ist hier mit der Anzahl der Plätze und den verfügbaren Trainingszeiten im Vergleich zu anderen Future-Turnieren weit vorne.

tennisnet: Letztes Jahr hast du das Challenger-Turnier in Koblenz bestritten. War es damals dein erster Aufenthalt in Deutschland?

MD: Gespielt habe ich damals definitiv das erste Mal in Deutschland. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, ob ich außerhalb des Tennis schon mal hier war. Das Turnier in Koblenz war auf jeden Fall super organisiert.

„Tennis hat sich für mich zur Hauptsportart entwickelt“

tennisnet: Dein Vater war im Einzel in den Top 50 der Weltrangliste und im Doppel die Nr. 5. Gab es da überhaupt eine andere Möglichkeit für dich, auch Tennisprofi zu werden?

MD: Das ist eine gute Frage, die am besten meinen Eltern gestellt werden müsste (lacht dabei). Ich habe einen älteren Bruder und wir haben alle möglichen Sportarten wie Eishockey, Golf und Fußball neben dem Tennis betrieben. Wir hatten aber natürlich den größten Bezug zum Tennis und haben schon von klein auf die großen Spieler verfolgt. Deshalb haben wir uns diesen Sport dann auch als Hauptsportart ausgesucht.

tennisnet: Dein Vater repräsentierte als gebürtiger Tscheche sein Heimatland, du bist jedoch in Florida geboren und startest für die USA. Fühlst du dich komplett als US-Amerikaner oder bist du auch von den tschechischen Wurzeln deines Vaters beeinflusst?

MD: Es ist schwierig zu sagen, wo ich mich mehr zugehörig fühle. Ich bin in den USA geboren und aufgewachsen, bin dort zur Schule gegangen. Aber meine gesamte Familie ist aus Tschechien und ich habe mit ihnen schon viel Zeit in ihrer Heimat verbracht. Wir sprechen auch zuhause tschechisch und meine Großeltern und Cousins können nur diese Sprache. Tschechien ist auch meine Trainingsbasis, wenn ich in Europa bin und dort greife ich auch auf einen Fitness-Coach zurück. Man könnte also sagen, dass es bei mir fast 50:50 ist. Da ich aber für die USA antrete, ist das schon ein kleines Stückchen vorne.

tennisnet: Wann sind deine Eltern in die USA gezogen?

MD: Das war auf jeden Fall bevor mein Bruder und ich zur Welt kamen. Ich denke das dürfte um die gleiche Zeit gewesen sein, als Petr Korda ebenfalls dorthin gezogen ist. Mein Vater ging in den frühen 90er Jahren dort hin, um im Nick-Bollettieri-Camp, das heute die IMG-Akademie ist, als Profi zu trainieren und hat mit meiner Mutter zusammen entschieden, dass es dort ein guter Platz zum Leben wäre.

„Sebastian Korda ist definitiv einer meiner engsten Freunde“

tennisnet: Dein Background weist viele Parallelen zu Sebastian Korda auf. Wie ist deine Verbindung zu ihm?

MD: Ich kenne ihn schon sehr lange und wir haben immer wieder in der IMG-Akademie trainiert. Je älter wir wurden, umso enger wurde die Verbindung. Da er etwas älter ist haben wir uns selten auf Turnieren, dafür umso öfter auf dem Trainingsplatz getroffen. Wir haben immer eine tolle Zeit auf dem Platz, in der Umkleide und im Gym. Er ist definitiv einer meiner engsten Freunde.

tennisnet: War es eine Option für dich, ein Studium am US-College zu beginnen und dort auch Tennis zu spielen?

MD: Das College-Tennis war keine wirkliche Option für mich. Ich hatte meinen Eltern früh dargelegt, dass ich Tennis auf höchstem Profi-Level betreiben möchte. Zu dieser Entscheidung stehe ich nach wie vor noch mit vollster Konsequenz und es ist weiter mein absoluter Traum. Neben dem Tennis mache ich ein Fernstudium, denn ich hatte meinen Eltern auch versprochen, irgendwann ohne zeitliche Festlegung einen akademischen Abschluss zu haben.

„Das Masters-Turnier in Miami war ein absolutes Highlight“

tennisnet: Im letzten Jahr hast du einige Höhen und Tiefen erlebt. Dein Highlight war das Erreichen der dritten Runde beim ATP-Masters auf heimischem Boden in Miami. Welche Erinnerungen hast du noch daran?

MD: Im letzten Jahr hatte ich viele gute Momente. Zu Beginn des Jahres habe ich richtig gutes Tennis gespielt. Die Wildcard im Miami war eine unglaubliche Erfahrung, die ich mit meinem ersten ATP-Matchsieg und dem ersten Erfolg gegen einen Top-50-Spieler krönen konnte. Viele meiner Familie und Freunde waren dort, um mich zu unterstützen. Damals habe ich weit über meinen Erwartungen gespielt. Selbstverständlich hoffe ich, dass ich so etwas noch viel öfter erleben werde. Leider hatte ich danach eine schwere Fußgelenks-Verletzung, die mich im Ranking weit zurückgeworfen hat. Aber ich möchte gestärkt daraus hervorgehen und wieder voll angreifen.

tennisnet: Wie sieht dein Trainer-Team aus? Hat dein Vater da noch den Hut auf?

MD: Definitiv bestimmt er immer noch die Richtung. Seine Fachkenntnis im Tennis ist überragend, dazu kennt er mich ja auch wie kein anderer Trainer. Wir versuchen, die gemeinsame Zeit am Platz vernünftig zu dimensionieren. Wir haben eine Menge guter Leute im Team und er sorgt für eine perfekte Kommunikation untereinander. Er ist auf jeden Fall immer der Boss (grinst dabei).

„Mannschafts-Wettkämpfe sind immer eine tolle Abwechslung

tennisnet: In der letzten Saison warst du auch im Kader des Tennis-Bundesligisten TC Augsburg, konntest aber aufgrund deiner Verletzung nicht antreten. Wird es einen neuen Versuch geben?

MD: Mein Coach Jan Satral hat bereits viele Jahre für den Verein gespielt und dort sind auch viele weitere tschechische Landsleute als Spieler unter Vertrag. Deshalb war dieser Club auch in Verbindung mit der gemeinsamen Anreise aus Prag eine perfekte Wahl für mich. Gerade als Tennisspieler sind Mannschafts-Wettkämpfe immer eine tolle Abwechslung zum normalen Tour-Alltag. Jetzt geht es erst einmal darum, wieder komplett Match-Fit zu werden. Dann würde ich dort sehr gerne einige Spiele bestreiten.

tennisnet: Von einer schweren Verletzung zurückzukommen ist immer schwierig. Setzt du dir für die aktuelle Saison ein kurz- oder langfristiges Ranking-Ziel?

MD: Auf das Ranking brauche ich gerade nicht zu schauen. Im März fallen ja auch noch erfolgreiche Turniere aus dem Vorjahr aus der Wertung. Mein größtes Ziel ist es, wieder bei 100% meiner Leistungsfähigkeit zu sein. Wenn ich dies wieder erreicht habe, sollte es auch ziemlich schnell wieder auf mein altes Level hochgehen. Bis dahin ist auf jeden Fall auch etwas Geduld gefragt.

tennisnet: Wie sieht der Turnierplan für die nächsten Wochen aus?

MD: Es hängt natürlich davon ab, wie mein körperlicher Zustand ist und wieviele Matches ich hintereinander bestreiten kann. Im Moment plane ich, für ein paar Wochen nach Ägypten zu gehen um noch mehr Matchpraxis zu bekommen und zu sehen, wie mein linkes Sprunggelenk auf die Belastungen reagiert.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die nächsten sportlichen Aufgaben.

von Dietmar Kaspar

Freitag
14.02.2025, 19:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 15.02.2025, 08:52 Uhr