Maximilian Marterer - „Schwierig, mit dem Sport Geld zu machen“
Ab dem morgigen Dienstag beginnt die DTB German Pro Series an insgesamt vier verschiedenen Standorten. Mit dabei ist Maximilian Marterer, der nach einer verletzungsgeplagten Zeit wieder Spielpraxis und Erfolgserlebnisse sammeln möchte. tennisnet.com hat mit ihm gesprochen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
08.06.2020, 07:51 Uhr
Troisdorf ist es geworden für Maximilian Marterer, in der Nähe von Köln. Dort wird der bei den DTB German Pro Series an Position sechs gesetzte Linkshänder in einer Gruppe mit Daniel Altmaier, Niklas Guttau und Lucas Gerch aufschlagen. Die letzten Wochen allerdings hat Marterer an der TennisBase in Oberhaching trainiert. Dort hat ihn tennisnet.com auch zum Gespräch getroffen.
tennisnet: Herr Marterer. Sie kommen gerade von einer Trainingseinheit, in der auch harte Sprint-Intervalle auf dem Programm gestanden haben. Täuscht der Eindruck - oder sind Sie so fit wie selten zuvor in Ihrer Karriere?
Maximilian Marterer: Ich habe es jetzt einmal ein wenig anders gemacht: Während der Corona-Pandemie gewinnen viele Leute ein paar Pfunde, ich habe ein paar verloren. Ich konnte jetzt an all dem arbeiten, was normalerweise ein wenig zu kurz kommt, wie etwa an der Fitness.
tennisnet: Würden Sie sagen, dass Sie aufgrund Ihrer Verletzungsprobleme von der Zwangspause sogar ein wenig profitiert haben?
Marterer: Man muss es positiv sehen. Ich war Anfang des Jahres auch noch nicht zu 100 Prozent fit, habe immer noch ein paar Tage gehabt, wo mir vieles schwer gefallen ist. Für mich geht es darum, diese Extra-Wochen und Monate so zu nutzen, dass ich dann voll da bin, wenn es wieder richtig mit der ATP-Tour losgeht.
tennisnet: Am Dienstag startet die DTB German Pro Series. Mit welcher Einstellung gehen Sie in diese Veranstaltung?
Marterer: Ich nehme die Veranstaltung auf jeden Fall ernst. Weil es eine gute Gelegenheit ist, Matchpraxis zu sammeln. Das ist sehr wichtig für mich. Aber natürlich geht es nicht um ATP-Punkte. Da kann man ein paar Dinge versuchen, die man jetzt trainiert.
tennisnet: Mit wem haben Sie hier in Oberhaching hautsächlich trainiert?
Marterer: Philipp Kohlschreiber und Peter Gojowczyk waren während der letzten Wochen da, auch Kevin Krawietz. Plus die Profis, die sowieso hier sind wie etwa Yannick Hanfmann.
Marterer - "Dominic Thiem hat vielleicht etwas übertrieben"
tennisnet: 2018 sind Sie in Roland Garros in die vierte Runde gekommen, sind dafür auch ordentlich finanzielle kompensiert worden. Was hätten Sie damals empfunden, wenn man zu Ihnen gekommen wäre und Ihnen gesagt hätte, Sie sollten Geld in einen Solidaritätsfonds für schlechter platzierte Spieler einzahlen?
Marterer: Gute Frage. Für mich war das damals die erste gute Saison, in der ich auch ein bisschen was zur Seite legen konnte. Nichtsdestotrotz bin ich da gerade aus einer Situation gekommen, wo ich wusste, wie wenig man auf Futures und Challengern verdienen konnte. Und wenn man nicht in die Grand Slams reinkommt, ist es sehr schwierig, mit dem Sport Geld zu machen. Deshalb finde ich schon, dass bei den Spielern eine soziale Ader gefragt ist. Ob das jetzt ein Betrag von 5.000.- Euro ist oder 10.000.-, das sei einmal dahingestellt. Es wird schwierig sein, eine Lösung zu finden, bei der sich alle gerecht behandelt fühlen. Es gibt ja auch Spieler, denen es schon vom Elternhaus her besser geht. Und die weiter hinten stehen.
tennisnet: Dominic Thiem hat vor ein paar Wochen ja gemeint, dass kein Profi-Tennisspieler verhungern müsse, dass er sein Geld lieber an diejenigen spende, die es dringend nötig haben. Und dass es auf den hinteren Rängen Spieler gäbe, die nicht immer hart genug arbeiten. Ihre Meinung dazu?
Marterer: Domi ist ein guter Freund. Ich finde, die Aussage hat schon einen gewissen Aussagewert. Weil er alles, was er erreicht hat, über harte Arbeit - und auch Talent - geschafft hat. Das ist sicherlich seine Philosophie. Und ich gebe ihm auch recht, dass es Spieler gibt, die nicht hart genug gearbeitet haben. Andererseits glaube ich schon, dass der allergrößte Teil von uns Spielern schon sehr professionell arbeitet. So gesehen fand ich die Aussagen ein wenig übertrieben.
tennisnet: Gesetzt den Fall, die Profi-Tennistour kommt tatsächlich Ende des Sommers zurück. Wie sehen dann Ihre erste Schritte aus?
Marterer: Das ist schwer zu sagen, weil ich ja nicht weiß, wie viele Turniere überhaupt angeboten werden, wie viele Challenger im Kalender sind. Ich habe noch ein paar Protected Rankings, mit denen es möglich sein wird in Challenger zu kommen. Ursprünglich war der Plan, dass ich die Protecteds für die Qualifikation für die Grand Slams verwende, wenn ich das Ranking dafür noch nicht habe. Das könnte jetzt natürlich etwas anders ausschauen.