"Mit Tennisstipendium den Spaß wiedergefunden" - Doppel-Duo Jannik Opitz und Tom Zeuch im Interview

Das deutsche Doppel Jannik Opitz und Tom Zeuch feierte bei den Cadolzburg Open seinen ersten gemeinsamen Turniererfolg. Geht die Reise der beiden bald Richtung Weltspitze? Wir haben Opitz und Zeuch gesprochen.

von Florian Heer aus Cadolzburg
zuletzt bearbeitet: 30.01.2025, 12:00 Uhr

Tom Zeuch, Jannik Opitz
Tom Zeuch, Jannik Opitz

Der Weg über das US-College hat sich in den letzten Jahren für viele Tennisspieler als eine erfolgreiche Alternative zum direkten Einstieg auf die Profi-Tour etabliert. Bekannte deutsche Vertreter für diesen Werdegang sind Andreas Mies, Yannick Hanfmann, Tim Pütz, Constantin Frantzen oder Hendrik Jebens.

Das College-System bietet nicht nur erstklassige Trainingsmöglichkeiten und hochklassige Wettkämpfe, sondern auch die Chance, eine akademische Ausbildung mit der sportlichen Entwicklung zu verbinden. Auch Jannik Opitz und Tom Zeuch haben diese Route eingeschlagen und sind nun regelmäßig auf dem Pro-Circuit unterwegs. 

Bei den Cadolzburg Open verbuchte das Duo seinen ersten gemeinsamen Turniersieg. Beim ITF-World-Tennis-Tour M15 Turnier, ausgetragen auf Teppich, besiegten Opitz und Zeuch im Finale die tschechische Kombo Matyas Cerny und Matthew William Donald glatt in zwei Sätzen. Wir trafen die beiden Deutschen im Anschluss zum Interview.

Tennisnet: Glückwunsch zum Turniererfolg! Wie blickt ihr auf die Woche bei den Cadolzburg Open zurück?

Tom Zeuch: Wir hatten eine sehr gute Woche mit sehr viel Spaß. Natürlich wollen wir jedes Turnier, das wir spielen, auch gewinnen. Wir haben jedoch unser Mindset etwas geändert und versucht, uns weniger auf die Resultate und mehr auf den Spaß am Tennis zu fokussieren. Angesichts des Ergebnisses war das ein ganz gutes Rezept.

Das Turnier zeichnet eine Besonderheit aus: Es wurde auf Teppich ausgetragen. 

Jannik Opitz: Turniere auf Teppich sind inzwischen sehr selten geworden. Allerdings hilft uns der Belag, da wir ein aggressives Spiel haben, durch das wir versuchen, häufig ans Netz zu gehen. Wir sind beide groß und haben einen guten Aufschlag. Da unterstützt ein schneller Belag unseren Stil. Wir konnten die Ballwechsel kurzhalten und insbesondere auch mit guten Volleys die entscheidenden Punkte machen.

Ihr seid in Deutschland jetzt noch nicht so bekannt. Tom, kannst du ein bisschen was zu deiner Person erzählen? 

Zeuch: Ich komme ursprünglich aus Thüringen. Leider ist die Region für Nachwuchstennis nicht sehr bekannt. Ich bin somit im Alter von 12 Jahren an die TennisBase in Hannover gegangen und habe Jannik kennengelernt, der dort ebenfalls trainiert hat. Bis zum Abitur haben wir dann dort die Zeit gemeinsam verbracht und gemeinsam Leistungstennis gespielt. Ich hatte schon immer viel Spaß am Doppel und wurde im Juniorenbereich Deutscher Meister. Es ist ein anderes Spiel, wenn man sich den Platz teilt, da Tennis sonst ein eher einsames Spiel ist. Nach einem ersten Anlauf mit Profitennis, der nicht ganz so gut funktioniert hat, habe ich dann den Weg nach Amerika gesucht. Dort habe ich mit einem guten Tennisstipendium den Spaß am Sport wiedergefunden. Zudem konnte ich meinen Plan B in Form eines Studiums verfolgen. Letztes Jahr habe mit einem Master in Sportmarketing abgeschlossen und mit der Unterstützung meiner Eltern habe ich nun vor, erneut Vollgas zu geben. Ich bin mit heute 24, reifer und weiß, was ich kann - und auch, was ich nicht kann. 

Es gibt inzwischen einige Deutsche, die den Weg über das College-Tennis auf die Profi-Tour gefunden haben. Wie blickst du auf die Zeit in den Staaten zurück?

Zeuch: Die Kombination aus Studium und Sport ist einzigartig und ich bin sehr dankbar, dass ich dies machen konnte. Zudem ist der Stellenwert des Doppels dort ein größerer. Man trainiert häufiger Volleys, geht häufig ans Netz. Wenn wir jetzt Doppel spielen, ist das wie in einem Team. Das kann uns auch gegen sehr gute Paarungen aus Einzelspielern helfen, da es doch anders ist. Man muss als Team harmonieren. Gelingt dies, kann man erfolgreich sein. 

Jannik, wie war dein Werdegang im Tennis?

Opitz: Ich habe auch früh mit dem Tennis begonnen und diverse Ebenen durchlaufen. Über meinen damaligen Trainer bin ich mit 13 Jahren an die TennisBase nach Hannover gekommen. Ich komme aus Hildesheim, das lediglich eine halbe Stunde von Hannover entfernt ist. Somit war ich nicht im Internat, sondern habe daheim geschlafen. Nach dem Abitur stellte sich bei mir ebenfalls die Frage, wie es mit dem Tennis weitergeht. Ich habe mich dann auch für das College-Tennis entschieden, da es nach dem Jugendalter schwierig mit der Förderung wird, wenn man nicht zu den Top-Talenten in Deutschland zählt. Tennis mit weiterer Bildung zu verbinden, ist sehr attraktiv. Man hat als Student sogar noch einen besonderen Stellenwert, was in Deutschland undenkbar wäre. Ich mache gerade in Deutschland noch einen zweiten Bachelor per Fernstudium und da ist man auf sich allein gestellt. Man muss sich alles selbst erarbeiten und muss die Klausuren dem Turnierkalender anpassen. Da war es in den USA wesentlich angenehmer. Ich bin zwei Jahre älter als Tom und hab mit einem Abschluss in Finanzwirtschaft das College beendet. Ich habe dann auch viel Einzel gespielt, habe aber im vergangenen Jahr nach einer monatelangen Verletzung am Fuß meinen Fokus auf das Doppel gerichtet. Mir persönlich macht es auch mehr Spaß, mit einem Partner zusammen auf dem Platz zu stehen. 

Wie sehen die nächsten Wochen aus und welche Ziele habt ihr?

Zeuch: Wir versuchen weiter als Team auf der Tour unterwegs zu sein. Allerdings möchte ich auch noch Einzelturniere bestreiten und das macht es dann nicht immer ganz einfach. 

Tom, für dich war es dein erster Titelgewinn auf der Profi-Tour. Ein besonderes Erlebnis?

Zeuch: Wir haben unser mögliches Level im Wettkampf gezeigt. Das gibt uns Selbstvertrauen. Wir wären beinahe gar nicht ins Turnier reingekommen und das hinterlässt natürlich jetzt ein super Gefühl. Unser Ziel war es Spaß zu haben und das ist uns gut gelungen. Das genießen wir jetzt erstmal.

Du trägst außerdem einige Tattoos. Welche Bedeutung steckt dahinter?

Zeuch: Ich war immer unsicher, für was ich mich entscheiden sollte. In den USA habe ich aber ein wenig zum Glauben gefunden und heute trage ich auf den Beinen die Aufschrift, die besagt, dass man Gott respektieren soll. Es gibt schließlich mehr als Tennis. Eine Erkenntnis, die ich als Juniorenspieler noch nicht hatte. Heute weiß ich, dass Gott mich immer lieben wird. Egal, ob ich gewinne oder verliere. Auf der Wade tragen ich zudem ein Portrait des verstorbenen Rappers Juice Wrld, den ich sehr gerne höre. 

Jannik, was sind deine weiteren Ziele?

Opitz: Mein Ziel ist es, im Doppel in Richtung Challenger-Tour zu kommen. Das bedeutet: in die Top 400 der Welt zu kommen. 

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

von Florian Heer aus Cadolzburg

Donnerstag
30.01.2025, 11:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 30.01.2025, 12:00 Uhr