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Muchova-Coach David Kotyza im Interview - „Carlos Alcaraz ist herausragend“

David Kotyza ist einer der erfolgreichsten Coaches im Tennissport der letzten Jahre. In Wimbledon haben wir mit ihm geplaudert.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 27.06.2022, 19:08 Uhr

David Kotyza hat vor allem mit Petra Kvitova große Erfolge gefeiert
© Getty Images
David Kotyza hat vor allem mit Petra Kvitova große Erfolge gefeiert

Von Jens Huiber aus London

Warum nicht ab und zu auch mal ein wenig fremdgehen? Das bedeutet im Fall eines Tennistrainers, der sich hauptsächlich um die Frauen kümmert, etwa einen kurzen Abstecher zum Training von Novak Djokovic. Warum auch nicht, die Art und Weise, wie sich Djokovic Tag für Tag näher an seine Bestform annähert, ist so beeindruckend wie natürlich unnachahmlich. David Kotyza hat die paar Minuten, die er dem Titelverteidiger beim Üben zugeschaut hat, dennoch genossen.

David Kotyza - dieser Name bürgt im tschechischen Tennis seit mehr als einem Jahrzehnt für Erfolg, vor allem als Coach von Petra Kvitova. Aber auch als Teamchef des jenes Fed-Cup-Teams, das die jeweils gegnerischen Nationen in Angst und Schrecken versetzt hat. Kotyzas Zeit als Kapitän wie auch jene an der Seite von Kvitova ist längst vorbei, nach einem kurzen Intermezzo mit Karolina Pliskova kümmert der 44-Jährige seit dem Frühjahr 2020 um Karolina Muchova. Deren ganze Geschichte sich in ihrer Essenz bei den French Open vor wenigen Wochen gezeigt hat: Zunächst schlug Muchova in begeisternder Manier Maria Sakkari. Dann musste sie gegen Amanda Anisimova verletzt aufgeben.

Die Auslosung für Wimbledon 2022 hat es mit Muchova und Coach Kotyza nicht besonders gut gemeint, zum Auftakt wartet mit Simona Halep die Siegerin von 2019. Drei Tage vor dem Aufeinandertreffen mit der Rumänin ist David Kotyza noch entspannt. Und in Plauderlaune.

tennisnet: Herr Kotyza. Weil wir ihn gerade hier vor uns sehen: Kann jemand Novak Djokovic in Wimbledon 2022 besiegen?

David Kotyza: Natürlich. Aber wenn man ihn hier auf diesem Level beim Training zuschaut, ist er für mich der klare Favorit bei diesem Turnier.

tennisnet: Was kann ein Coach für einen Spieler wie Novak Djokovic noch machen?

Kotyza: Natürlich befindet sich Novak in der letzten Phase seiner Karriere. Aber als Trainer hat man immer noch Verpflichtungen. Ihm fehlen zwei Grand Slams auf Rafa. Das wird für ihn das größte Ziel sein. Dabei kann ein Coach ihm helfen.

tennisnet: Ihr Schützling, Karolina Muchova, musste zuletzt bei den French Open herausziehen. Wie geht es ihr aktuell?

Kotyza: Für Karolina ist es das Wichtigste, gesund zu sein. Dass sie sich in der dritten Runde von Roland Garros am Knöchel verletzt hat, war großes Pech. In Berlin war sie noch nicht zu 100 Prozent bereit, aber jetzt ist sie es. Wir freuen uns auf die erste Runde - trotz des harten Loses.

tennisnet: Sehen Sie abseits von Iga Swiatek bei den Frauen eine Favoritin?

Kotyza: Verglichen mit den Männern haben bei den Frauen sicherlich mehrere Spielerinnen eine Chance, hier den Titel zu gewinnen. Ich bin mir sicher, dass wie hier Überraschungen erleben werden. Und natürlich würde ich mich freuen, wenn ich meine Spielerin in den finalen Runden des Turniers sehen würde. Karolina hat viele Fähigkeiten, dorthin zu kommen.

tennisnet: Hat ihr der Sieg gegen Sakkari in Roland Garros vor allem Selbstvertrauen gegeben?

Kotyza: Maria auf Sand ist eine ähnlich harte Herausforderung wie Simona auf Rasen hier in Wimbledon. Nach einer erfolgreichen ersten Runde ist alles möglich.

tennisnet: Vielen Spielerinnen trainieren oft lieber mit Hitting Partnern als mit Konkurrentinnen. Ist dies das, was ihre Spielerin auch benötigt?

Kotyza: Wir sind mit Karolina in einer anderen Situation. Sie hat viele Turniere versäumt. Wir brauchen einfach Matches.

tennisnet: Wo sehen Sie aktuell das tschechische Tennis im Allgemeinen?

Kotyza: Wir haben immer noch viele talentierte Jugendliche, vor allem bei den Mädchen. Die Fruhvirtova-Schwestern, Nikola Bartunkova, Linda Noskova, die frisch gebackene Grand-Slam-Siegerin Lucie Havlickova. Bei den Männern geht vor allem Jiri Lehecka voran. Der könnte das nächste Wunderkind in unserem Tennis werden.

tennisnet: Was sind die nächsten Schritte für jemanden wie Lehecka? Darf man ihn mit Carlos Alcaraz vergleichen?

Kotyza: Ich kenne Jiri nicht so gut, aber bei ihm geht es jetzt darum, auf der ATP-Tour konstant zu spielen. Es ist sein erstes Jahr in den Top 100. Wenn er öfter mit Spielern wie Djokovic trainiert, wir ihm das sehr helfen. Er kann Teil dieser Gruppe von sehr guten jungen Spielern sein. Aber Carlos Alcaraz ist herausragend. Vor allem auch im mentalen Bereich. Wir müssen mit Leuten wie Jiri Lehecka geduldig sein.

David Kotyza, Coach von Karolina Muchova, beim Interview in Wimbledon
© privat/tennisnet

David Kotyza, Coach von Karolina Muchova, beim Interview in Wimbledon

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von Jens Huiber

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28.06.2022, 09:53 Uhr
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