Nadal-Bezwinger Diego Schwartzman: "Tennis ist verrückt"
Diego Schwartzman hat beim ATP-Turnier in Rom erstmals gegen Rafael Nadal gewonnen - und überhaupt zum ersten Mal gegen einen Top-5-Spieler. Damit gerechnet hatte er nicht.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
20.09.2020, 10:34 Uhr
"Tennis ist verrückt. Die vergangenen drei Wochen liefen wirklich schlecht für mich. Gestern dachte ich noch, dass ich nach Hamburg fahre, um in der ersten Runde etwas Rhythmus zu kriegen. Ich habe ich nicht gut gespielt, und heute spiele ich dann das beste Tennis eines Lebens", so der Argentinier nach seinem 6:2, 7:5-Überraschungssieg gegen Nadal. Gegen den er zuvor alle neun Partien verloren hatte.
Für Schwartzman war der Sieg über Nadal auch der erste über einen Gegner aus den Top 5 der Welt, nach 22 Niederlagen zuvor. Er trifft im Halbfinale nun auf Denis Shapovalov (ab 19 Uhr), das erste Halbfinale bestreiten Novak Djokovic und Casper Ruud (ab 14 Uhr).
Entgegen kam Schwartzman - neben seiner Glanzleistung - auch ein nicht in Topform spielender Nadal sowie die Witterungsbedingungen in Rom. Denn die nahmen Nadals sonst so gefährlichem Spin den Drall, Schwartzman konnte ein ums andere Mal auf Hüfthöhe zuschlagen. Auch Nadals "Aufschlag + 1"-Kombi funktionierte selten, oft übernahm Schwartzman mit dem Return bereits die Initiative.
Nadal hätte "ein Wunder" gebraucht
"Er hat ein tolles Match gespielt, ich leider nicht. Und wenn das so läuft, verliert man", erklärte Nadal im Anschluss, der auch auf die lange Zeit ohne Wettkampf verwies. Besonders das Ende war für Nadal freilich bitter: Drei Mal war er in Durchgang zwei ein Break zurückgelegen, zum 3:4, zum 4:5 und zum 5:6. "Ich habe im zweiten Satz sehr gekämpft, aber wenn man drei Mal am Stück den Aufschlag verliert, braucht man ein Wunder. Das ist mir zwei Mal gelungen, beim dritten Mal, trotz 15:30, war es nicht mehr möglich."
An einen Sieg gegen Nadal hatte Schwartzman selbst ausgerechnet gestern nicht geglaubt, aufgrund seiner durchwachsenen Leistungen bislang in Kitzbühel und Rom. Und der neun Niederlagen gegen Nadal zuvor. "Vier oder fünf Mal war es knapp genug, dass ich denken durfte: Wenn ich mein bestes Tennis spiele, habe ich Chancen. Und er kam ja zu diesem Turnier auch ohne Matchpraxis seit sieben, acht Monaten", gab der 28-Jährige einen Einblick in seine Gedankenwelt. "Und die Verhältnisse waren gut für mich am Abend, der Ball springt nicht so hoch ab, es war langsam auf dem Court. Ich dachte also, ich habe Chancen - aber muss sie auch versuchen, zu nutzen." Was ihm gelungen ist.
Alles pure Glückseligkeit also bei Schwartzman? Fast alles, denn eine Sache hätte beim Sieg gegen "Rafa" noch besser laufen können. "Ich hätte mir heute schon Zuschauer gewünscht, wo ich ihn doch zum ersten Mal besiegt habe", schloss Schwartzman lächelnd.