Nick Kyrgios über psychische Probleme: "Outing ist ein Zeichen von Stärke"
Nick Kyrgios (ATP-Nr. 102) zeigt sich bei den Miami Open in starker Form. Auch, weil er gesundheitlich aktuell gut dasteht.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
29.03.2022, 15:25 Uhr
Nick Kyrgios hatte bereits in Indian Wells überzeugt, dort nur in knappen drei Sätzen gegen Rafael Nadal verloren. Und bei den Miami Open macht er weiter: Glatte Siege stehen bislang zubuche, zuletzt ein 6:3, 6:0-Zeichen gegen Andrey Rublev, am Sonntag ein 6:2, 6:4 gegen Fabio Fognini. Vor allem in Sachen Aufschlag war Kyrgios zuletzt nur wenig beizukommen - und das nächste spannende Duell folgt, das gegen Jannik Sinner nämlich im Achtelfinale.
Kyrgios hatte vor zwei Jahren bereits über seine Depressionen gesprochen, vor einem Monat hat er nochmals via Instagram erklärt, 2019 im Rahmen der Australian Open schwer angeschlagen gewesen zu sein. „Ich war einsam, depressiv, negativ, habe Alkohol und Drogen missbraucht, habe Familie und Freunde weggeschoben. Ich habe mich gefühlt, als ob ich niemandem trauen könne. Das war ein Resultat daraus, dass ich mich niemandem geöffnet habe. Und mich geweigert haben, mich auf meine Lieben zu stützen.“
Nick Kyrgios: "Es ist alles okay, wenn man das Gefühl hat, nicht genug zu sein"
Im Gespräch mit dem "Tennis Channel" sprach Kyrgios nun über diese Zeit - und seine Öffentlichmachung seiner Probleme. Er habe die Leute weggeschoben, die er am meisten gebraucht habe, nun habe er aber eine gute Gruppe um sich, gegenüber der er keine Angst habe, sich zu öffnen.
"Ich denke, das ist das Wichtigste. Ich glaube, Männer in meinem Alter tun sich wirklich schwer damit, sich zu outen, es ist ein Zeichen von Schwäche oder so. Ich glaube nicht, dass das der Fall ist", sagte Kyrgios. "Ich denke, es ist in gewisser Weise ein Zeichen von Stärke, verletzlich zu sein und seine Probleme einfach anzugehen. Es ist alles okay, wenn man das Gefühl hat, nicht genug zu sein. Und ich glaube, das Beste, was ich getan habe, war, einfach zuzugeben, dass ich Probleme hatte. Und jetzt spiele ich großartiges Tennis, bin glücklich, und das war's."
Tennismäßig muss Kyrgios nun gegen Jannik Sinner ran (ab 18.30 Uhr, hier im Matchtracker), beide wären schon in der Vorwoche aufeinandergetroffen, hätte Sinner da nicht rausgezogen. "Er ist einer meiner Lieblingsspieler von den Jungen. Er hat ordentlich Dampf auf beiden Seiten, ist sehr selbstbewusst, hat ein starkes Spiel. Ich denke, Sinner wird in diesem Sport einige besondere Dinge erreichen."