Günter Bresnik wird „definitiv nicht“ neuer Davis-Cup-Kapitän

Günter Bresnik hat fürs Amt des ÖTV-Davis-Cup-Kapitäns eine Absage erteilt. Stefan Koubek gilt als heißester Kandidat.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 23.12.2014, 17:19 Uhr

Von Manuel Wachta

Einige Namen waren in den letzten Wochen durch die Medien geschwirrt. Als einer der ersten Anwärter galt jener Mann, der das Amt schon 1992/1993 und 1998 bis 2004 innegehabt hatte. Doch Günter Bresnik hat sich in der Frage rund um denNachfolgervonClemens Trimmelals Kapitän von Österreichs Herren-Nationalteam selbst aus dem Spiel genommen. „Ich habe mit niemandem telefoniert, es gab keine Gespräche“, verkündete der 53-Jährige am Montag in der Wiener Innenstadt, am Rande einer Pressekonferenz über das ATP-Turnier in Kitzbühel. „Ein Amt werde ich im ÖTV nicht bekleiden. Ich werde definitiv nicht Davis-Cup-Kapitän“, stellte der Langzeit-Coach und -Manager vonDominic Thiemunmissverständlich klar.

„Kuhhandel, auf den ich mich nicht einlasse“

Der Österreichische Tennisverband hätte mit der Verpflichtung von Bresnik zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können und den wohl erfolgreichsten Trainer des Landes unter Vertrag genommen – womit Aushängeschild und Zukunftshoffnung Thiem fortan vermutlich ein fixer Bestandteil der Mannschaft geworden wäre. Dazu kommt’s also nicht. Ein Auftritt des jungen Niederösterreichers im schwedischen Örebro vom 6. bis 8. März 2015 steht damit weiterhin in den Sternen. „Der Davis Cup ist nicht so wesentlich, wie es manche im Verband glauben. Wo alles darauf aufgehängt wird und man mir so weit entgegenkommt, um alles zu machen, damit Dominic spielt. Das ist ein Kuhhandel, auf den ich mich nicht einlasse“, erklärte Bresnik.

Die in der jüngsten Vergangenheit so mangelnde Unterstützung Thiems von Seiten des ÖTVs ist Bresnik immer noch wie ein Dorn im Auge: „Nach wie vor gehört der Verband ins Gericht genommen, damit jene Dinge, die da verabsäumt worden sind, irgendwann einmal nachgeholt werden“, sagte er. Das Länderkampf-Geschehen sei für ihn jedoch schon so wichtig, „dass ein Davis-Cup-Kapitän so viel Zeit besitzt, dass er sich entsprechend damit beschäftigt. Das Amt wird sich in den nächsten Jahren sicher nicht nur darauf beschränken, dass man das verwaltet, was da ist, denn es wird ein paar Spieler geben, die ausfallen. Vielleicht nicht im kommenden Jahr, nicht im übernächsten Jahr, nicht im überübernächsten Jahr. Aber irgendwann wird man sich überlegen müssen, ‚Was kommt denn danach?’. Dass heute noch die Leute aus dem Jahre 1998 spielen, ist schade.“

Bresnik sieht Koubek auf der Bank als „erste Wahl“

Auch wenn Bresnik das Amt nicht selbst ausüben möchte, so könnte dieses einer übernehmen, der ihm zumindest sehr nahesteht. Hinter vorgehaltener Hand gilt im Moment sein ehemaliger Langzeit-Schützling Stefan Koubek, den er einst bis in die Top 20 der Welt geführt hatte, als die wahrscheinlichste Wahl. Der 37-jährige Kärntner Ex-Profi bekam von Bresnik verbal den Rücken gestärkt: „Für die Tätigkeit auf der Bank sehe ich Koubek als die erste Wahl, weil ich weiß, dass er das Spiel des Gegners und des eigenen Spielers gut lesen und interpretieren und daher aufeinander abstimmen kann.“ Und zudem kenne dieser die Länderkampf-Atmosphäre bestens, da er „extrem viel Davis Cup gespielt hat. Und meines Erachtens auch ein sehr gutes Verhältnis zu allen österreichischen und auch vielen Spielern im Ausland hat.“

Nicht im Klaren ist sich Bresnik ob der Eignung von Koubek für die weiteren, in diesem Amt erforderlichen „Tätigkeiten, was die Zukunft und das Rundherum anbelangt“, es sei allerdings „einen Versuch wert“. Bresnik weiter: „Ich würde dem Verband mal grundsätzlich empfehlen, den Posten jetzt nicht wieder auf Jahre hinweg zu besetzen, weil es hier viele Verschiebungen geben wird. Ich kann mir ohne weiteres vorstellen, dass für die ersten Begegnungen sogar ein ‚Playing Captain’ übernimmt – für mich wäre daAlexander Peyadie erste Wahl.“ Der Wiener weist mit seinen 34 Jahren reichlich Erfahrung auf und befindet sich in der absoluten Doppel-Weltspitze. Bereits seit dem Länderkampf gegen Schweden vom 24. bis 26. September 1999 (3:2) ist Peya aus dem österreichischen Davis-Cup-Team nicht mehr wegzudenken.

„Die Baustelle ist heute noch größer, als sie vor drei Jahren war“

Überhaupt nicht beschäftigen will sich Bresnik mit der Frage, wer der Nachfolger von Ronnie Leitgeb, der sich einer Wiederwahl am 1. März 2015 nicht stellen möchte, als ÖTV-Präsident werden soll. Er übte am Amtsinhaber aber beinharte Kritik: „Ich weiß es bis heute nicht: Was soll der Präsident im Verband denn machen? Wenn er alle sportlichen Entscheidungen treffen würde, ist es für mich lächerlich, dass man im ÖTV immer noch einen Sportverantwortlichen hat(Trimmels Amt als Sportdirektor wird jedoch nicht nachbesetzt; Anmerkung). Aber wenn ein Präsident so wenig Ahnung hat, dass er nicht einmal den richtigen Sportverantwortlichen auswählt, dann ist das für mich auch bedenklich.“ Es sei nicht gut gewesen, welche Einsager man sich beim Verband gesucht habe.

Bresnik sprach Klartext: „Man muss einfach dem Ronnie vorwerfen, dass in den letzten drei Jahren definitiv nichts weitergegangen ist. Es sind 15 Baustellen aufgerissen worden, und es ist keine zu Ende geführt worden. Das ist meines Erachtens für einen Präsidenten nicht sehr, sehr rühmlich“, stellte er fest. Bresnik wollte sich als reiner Beurteiler von Tatsachen sehen, „und Tatsache ist, dass die Baustelle heute noch größer ist, als sie vor drei Jahren war.“ Dass Trimmelper Jänner 2012, mit seinen damals 33 Jahren, die Agenden des ÖTV-Sportdirektors sowie -Davis-Cup-Kapitäns übernahm, verärgerte Bresnik bereits damals: „Die Wahl von ihm war zu dem Zeitpunkt mit seinem Wissensstand ungünstig. Mit seinem heutigen Wissen wäre er für mich in gewissen Dingen hingegen schon vernünftig einsetzbar.“

„Ich wäre der schlechteste Präsident, den es jemals gegeben hat“

Keineswegs wollte Bresnik mit seinen harten Worten übrigens zum Ausdruck bringen, dass er es an Leitgebs Stelle besser gemacht hätte, im Gegenteil: „Ich wäre der schlechteste Präsident, den es jemals gegeben hat“, stellte er, unter ernster Miene, klar. „Was momentan noch schwer zu überbieten ist, aber das würde mir wahrscheinlich gelingen. Weil ich davon keine Ahnung habe. Warum setzt man dort jemanden hin, der sportlich ahnungslos ist?“, fragte sich Bresnik, bezugnehmend auf die Wahl des Sportdirektors. „Jetzt, wo Ronnie wirklich mitgekriegt hat, was los ist und letztendlich einer von Wenigen ist, die sich in dem Bereich so gut auskennen, macht er überhaupt nichts mehr.“ Noch sei für den Verband jedoch „nicht aller Tage Abend. Es kann sein, dass sich das jetzt wieder ändert, der nächste Präsident schlau ist und sagt, ‚Ich nehme Leute, die schon Ahnung haben’…“

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23.12.2014, 17:19 Uhr