Porsche Tennis Grand Prix: "Jetzt bestell ich mir ein Auto, anders geht's nicht"
Der Porsche Tennis Grand Prix 2025 bot wieder mal Tennis der Extraklasse - vor allem ab den Viertelfinals war das Niveau extrem stark. Ein paar Gedanken zum Abschluss.
von Florian Goosmann aus Stuttgart
zuletzt bearbeitet:
22.04.2025, 07:51 Uhr

- Aryna Sabalenka kann einem fast etwas leid tun. Viertes Finale, vierte Niederlage. Dabei war sie gegen Jelena Ostapenko erstmals als Favoritin ins Endspiel gegangen. Aber Ostapenko machte ihrem Nickname “OstaPENGko” alle Ehre. Sabalenka, die normalerweise 95 Prozent aller Matches dominiert, musste hier durchweg reagieren. Das tat sie mit vollem Einsatz - der Sturz bei einem weiteren überragenden Return von Ostapenko zum 1:4-Doppelbreak im zweiten Satz war fast sinnbildlich für den verlorenen Posten, auf dem sie diesmal stand.
Überhaupt, Ostapenko. Sie ist vor allem für ihr schnelles Spiel bekannt. Aber kommt auch richtig gut aus den Latschen. Wenn Sabalenka mal dominierte, spekulierte Ostapenko oft richtig - und hatte auch in der Defensive einige starke Aktionen.
- Was ebenfalls auffiel: Ostapenko tritt in PKs auf wie auf dem Platz - mit Vorliebe für kurze Wort- und Ballwechsel. Aber: immer freundlich, immer mit einem Lächeln. Kein Wunder, sie kam ja auch immer als Siegerin.
- Sabalenka brillierte wieder mal bei der Siegerehrung. Ihre Enttäuschung über den verpassten Porsche? Verpackte sie nicht. “Ich bin froh, dass ich mir ein solches Auto leisten kann. Nach dem Finale werde ich mir eins bestellen. Anders wird das für mich wohl nichts", ulkte sie.
- Der Porsche Tennis Grand Prix ist auch für sein Nebenprogramm bekannt. Sehr fein: der Trainingsplatz im Village, auf dem man Sabalenka, Swiatek und Co. hautnah erleben konnte. Und den entsprechenden Zug im Arm. Immer wieder beeindruckend. Ebenfalls cool: der Mini-Court für ein paar eigene kurze Schläge zwischendurch.
- Emoji-Cam oder Gewinnspiel? Während der Seitenwechsel kam selten Langeweile auf. Klarer Gewinner: die Kiss-Cam. Was haben wir alle herzlich gelacht!
- Gabriela Dabrowski verzauberte im Doppelfinale nicht nur spielerisch beim 6:3, 6:3-Sieg mit Erin Routliffe gegen Alexandrova/Zhang. Sie sorgte auch mit einem frühlichen “Guten Tag” bei der Siegerehrung für Extra-Applaus aus dem Publikum.
- Ein Hoch auch mal auf Sara Errani. Auf die nimmermüde Italienerin (wird in einer Woche 38!) war wieder mal Verlass. 3 Stunden und 12 Minuten lieferte sie sich gegen Magdalena Frech einen erbitterten Kampf. Und ja, Errani hat nicht mehr das Niveau wie vor zehn Jahren. Ihre Stopps aber sind immer noch eine Augenweide!
- Die Herzen in Stuttgart gewann in dieser Woche klar Erranis Doppelpartnerin Jasmine Paolini. Die Italienerin begeisterte mit ihrer Art und ihrem Tennis - offensiv, aber doch mit Händchen. Und sie zeigt, dass 2024 (French-Open-Finale! Wimbledon-Finale! Olympia-Gold!) kein Ausreißer nach oben war. Ihr Sieg über Coco Gauff war stark, gegen Sabalenka war's in Satz 1 ein unentschlossener Volley, der vielleicht mehr verhinderte.
- Und die Deutschen? Standen via Wildcard (Lys, Maria, Siegemund, Niemeier) und als Lucky Loser (Seidel) im Feld. Niemeier und Seidel holten immerhin einen Sieg, der Unterschied zu den Spitzenkräften ist halt da. Wobei Niemeier mit etwas Mut beim Satzball gegen Paolini womöglich etwas hätte reißen können. Ohnehin: Sammelt sie sich, sind die Top 50 locker drin.
- Ella Seidel gewann mit Hingabe gegen Tatjana Maria, gegen Coco Gauff war dann schnell Schluss. Dabei war sie anfangs gut in den Rallyes, nach ein paar Schlägen aber gefühlt immer mit dem inneren Druck, aus nicht so guten Situationen etwas Besonderes - einen Longline-Schuss - wagen zu müssen. Kennt man ja als Hobbyspieler gegen vermeintlich Bessere, ist aber gar nicht immer nötig.