Roger Federer: "Habe unglaubliche Möglichkeit verpasst"
So nah und doch so fern. Roger Federer hatte im Wimbledon-Endspiel gegen Novak Djokovic bereits zwei "Championship-Points", musste sich dem Weltranglistenersten aus Serbien schlussendlich aber denkbar knapp geschlagen geben.
von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet:
15.07.2019, 15:54 Uhr
8:7 - Ass zum 40:15. Zwei Matchbälle für Roger Federer. Zwei Möglichkeiten, um sich abermals in den Geschichtsbüchern zu verewigen. Ein Schlag fehlt dem Schweizer, um seiner ohnehin schon unglaublichen Laufbahn einen 21. Grand-Slam-Titel hinzuzufügen. Der Großteil des Publikums ist in freudiger Erwartung, den angestauten Emotionen endlich freien Lauf lassen zu können und gemeinsam mit Federer dessen neunten Wimbledon-Triumph bejubeln zu können.
Doch es kommt alles anders. Novak Djokovic wehrt die zwei Matchbälle ab, schafft kurze Zeit darauf das Rebreak zum 8:8 und darf sich exakt 44 Minuten später selbst zum fünften Mal Wimbledon-Champion nennen. 7:6 (5), 1:6, 7:6 (4), 4:6 und 13:12 (3) lauten die niederschmetternden Zahlen aus Federers Sicht, die ganze Geschichte ist damit aber längst noch nicht erzählt.
Federer verliert als besserer Spieler
14 Punkte mehr als Djokovic machte der 37-Jährige aus Basel, zudem schlug er mit 94:54 deutlich mehr Winner als sein serbischer Kontrahent. Auch in der Ass- und Breakball-Statistik hatte Federer klar die Nase vorne, am Ende triumphierte dennoch der schier unverwüstliche Branchenprimus aus Belgrad.
"Ich habe das Gefühl, dass ich eine unglaubliche Möglichkeit verpasst habe. Ich kann es nicht glauben", sagte ein sichtlich niedergeschlagener Federer bei der abschließenden Pressekonferenz. "Ein Schlag, denke ich", antwortete der Weltranglistendritte auf die Frage, was ihm denn zu seinem ersten Major-Titel seit den Australian Open 2018 gefehlt habe.
Federer war an diesem Sonntagnachmittag im Südwesten Londons der bessere Tennisspieler. Freuen durfte sich schlussendlich aber nur Novak Djokovic. Angst, dass er bei der Anzahl an Grand-Slam-Siegen bald von Djokovic oder Nadal eingeholt wird, hat Federer indes nicht: "Man kann ohnehin nicht alles schützen."
Federer lässt Turnier in Montreal aus
Vielmehr schmerzte den 37-Jährigen die Tatsache, dass er die Chance auf einen neuerlichen Triumph im All England Club ausgelassen habe. Denn der Zahn der Zeit, das weiß auch Federer, nagt selbst an den Allerbesten. "Es ist sehr schwer, diese Chancen gehabt zu haben", so der 20-fache Grand-Slam-Sieger.
Ich bin stark darin, weiterzumachen.
Roger Federer
Auf einen Start beim ATP-Masters-1000-Turnier in Montreal wird Federer nun verzichten, für den Schweizer wird es erst ab dem 11. August bei einer seiner Lieblingsveranstaltungen in Cincinnati weitergehen - eine knapp einmonatige Auszeit, die der achtfache Wimbledon-Sieger nach der wohl bittersten Niederlage seiner Karriere dringend benötigen wird.
"Ich bin sehr stark darin, weiterzumachen, denn ich will über ein großartiges Tennismatch nicht deprimiert sein", blickt Federer der Zukunft positiv entgegen. Wie auch schon nach seinem verlorenen Finale 2008 gegen Rafael Nadal werde er auch auf dieses Endspiel zurückblicken und denken, dass die Partie gar nicht so schlecht gewesen sei: Aber: "Jetzt tut es weh - wie jede Niederlage hier in Wimbledon."