Roger Federer - seine sieben bittersten Niederlagen
20 Titel bei Grand-Slam-Turnieren, 310 Wochen an Position eins der ATP-Weltrangliste - Roger Federer führt die beiden wohl wichtigsten Statistiken im Männertennis an. Dennoch musste der Schweizer während seiner Karriere eine schwer verdauliche Schlappen hinnehmen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
07.04.2020, 09:44 Uhr
Olympische Spiele, Sydney, 2000: Federer vs. di Pasquale 6:7 (5), 7:6 (7), 3:6
Als knapp 19-Jähriger wollte Federer wenigstens eine Bronzemedaille aus Sydney mit nach Hause nehmen. Arnaud di Pasquale hatte im Match um Platz drei andere Ideen - und leitete so etwas wie ein olympisches Jammertal im Einzel für Federer ein, der 2004 in Athen gegen Tomas Berdych und 2008 in Peking gegen James Blake den Kürzeren zog (in China aber immerhin mit Stan Wawrinka Gold im Doppel holte). Mit der Single-Medaille sollte es erst 2012 in London klappen - dort unterlag Federer im Endspiel zwar Andy Murray, das Edelmetall hatte er aber schon mit dem Marathon-Sieg gegen Juan Martin del Potro im Halbfinale gesichert.
ATP Finals, Shanghai, 2005: Federer vs. Nalbandian 7:6 (4), 7:6 (11), 2:6, 1:6, 6:7 (3)
So viel zum Thema Momentum: Nach dem Gewinn des epischen Tiebreaks im zweiten Satz hätte viel darauf hingedeutet, dass Federer gegen David Nalbandian nun auf der Siegerstraße sei, so wie in der Vorrunde, als der Schweizer die Begegnung mit dem Argentinier in drei Sätzen gewann. Nalbandian aber, einer der frühen Angstgegner Federers, holte sich die Durchgänge drei und vier im Schnelldurchgang und sah beim Stand von 4:0 im fünften Satz schon wie der sichere Sieger aus. Federer schaffte nicht nur den den Ausgleich, sondern servierte bei 6:5 sogar auf den Sieg - und musste sich am Ende doch geschlagen geben.
Wimbledon, Finale, 2008: Federer vs. Nadal 4:6, 4:6, 7:6 (5), 7:6 (8), 7:9
Zugegeben: Federer hätte dieses Match, von dem etwa der US-amerikanische Autor Jon Wertheim meinte, es sei eines der besten, wenn nicht das beste aller Zeiten gewesen - schon viel früher verlieren können, etwa im vierten Satz. Dass er sich aber in einen entscheidenden fünften Durchgang kämpfen konnte, nur um dann bei einbrechender Dunkelheit und bis dahin fünf aufeinanderfolgenden Triumphen in Wimbledon seinem größten Rivalen gratulieren, daran hatte Roger Federer zu knabbern.
Australian Open, Finale, 2009: Federer vs. Nadal 5:7, 6:3, 6:7 (3), 6:3, 2:6
Als Jugendlicher hatte Roger Federer seinen Emotionen auf dem Court freien Lauf gelassen, mit zunehmendem Alter allerdings zu einer immer professionelleren Herangehensweise gefunden. Nach der Niederlage gegen Nadal in Melbourne 2009 allerdings flossen beim Maestro bei der Siegerehrung Tränen der Enttäuschung - weil er den Sport (und sicherlich auch das Gewinnen) so sehr liebe. Wer hätte damals gedacht, dass Federer sich acht Jahre später im Endspiel der Australian Open nach 1:3-Rückstand im fünften Satz an Nadal revanchieren würde?
US Open, Finale, 2009: Federer vs. del Potro 6:3, 6:7 (5), 6:4, 6:7 (4), 2:6
Früher im Jahr hatte Federer Juan Martin del Potro auf dem Weg zum ersten und einzigen Erfolg bei den French Open noch in fünf Sätzen besiegt, auch in New York schien vieles darauf hinzudeuten. Dann allerdings ließ sich Federer, der das Turnier zwischen 2004 und 2008 fünf Mal in Folge gewonnen hatte, durch eine (aus seiner Sicht zu späte) Challenge von del Potro aus dem Rhythmus bringen, der Argentinier konnte sich im fünften Satz recht eindeutig durchsetzen. Wie auch bei der einzigen weiteren Auseinandersetzung bei den US Open im Viertelfinale 2017.
US Open, Halbfinale, 2011: Federer vs. Djokovic 7:6 (4), 6:4, 2:6, 3:6, 5:7
Alles schien angerichtet für das erste Treffen überhaupt zwischen Rafael Nadal und Roger Federer bei den US Open. Auch wenn der Schweizer nach 2:0-Satzführung gegen Novak Djokovic kurz die Zügel schleifen ließ, so sollte sich beim Stand von 5:4 doch alles zum Guten für Federer fügen - schließlich hatte er bei eigenem Aufschlag einen 40:15-Vorsprung. Djokovic aber nagelte den Return beim ersten Matchball gegen sich neben Federer ins Feld, blickte danach nicht mehr zurück. Und auf eine Begegnung zwischen Nadal und Federer im National Tennis Center in New York City warten die Tennisfans bis heute.
Wimbledon, Finale, 2019: Federer vs. Djokovic 6:7 (5), 6:1, 6:7 (4), 6:4, 12:13 (3)
Der bis dato letzte große Nackenschlag für Federer, der sich im fünften Satz bei eigenem Aufschlag zwei Matchbälle erarbeiten konnte - und diese beiden Punkte mit zunächst unsauberer Beinarbeit und bei der zweiten Chance mit einem halbherzigen Angriff nicht verwerten konnte. Djokovic blieb cool, vor allem auch in den drei Tiebreaks, die er im Grunde fehlerlos bestritt, während Federer Nerven zeigte.