Roger Federer wird 40 - muss da noch etwas kommen?
Während der letzten beiden Jahrzehnte hat Roger Federer das Welttennis mit geprägt, lange an vorderster Front. Wie viele Erfolge hat der nunmehr 40-jährige Schweizer noch in sich?
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
08.08.2021, 08:13 Uhr
Zu sagen, dass Roger Federer nicht mehr Tennis zu spielen braucht, um ein gutes Auskommen zu finden, bringt wenig Neuigkeitswert. Das galt schon anlässlich des 35., des 30., des 25. und vielleicht sogar schon des 20. Geburtstages des Schweizers. Heute schließt Federer sein viertes Lebensjahrzehnt ab, die Geschäfte laufen prächtig, Gratulanten werden sich sicherlich aus der ganzen (Sport-)Welt einstellen. Roger Federer hat der Ära nach Pete Sampras und Andre Agassi sein Gesicht geliehen, Rafael Nadal ist früher als Novak Djokovic an die Seite des Maestro gestoßen, im Moment diktiert der Serbe eindeutig das Geschehen.
Roger Federer scheint damit seinen Frieden gemacht zu haben, warum auch nicht? Gut, die olympische Goldmedaille im Einzel wird er nicht mehr gewinnen. Wie die Szenen bei allen Tennis-Wettbewerben in Tokio gezeigt haben, ist es am Ende aber fast egal, ob der Sieg im Single, Doppel oder im gemischten Doppel passiert. Gold ist Gold - und das hat Roger Federer 2008 ja in Peking gemeinsam mit Stan Wawrinka geholt.
Letzter Sieg gegen Djokovic
103 Karriere-Titel sind in Federers Bilanz vermerkt, es fehlen jene in Monte Carlo und Rom, der letzte liegt auch schon ein paar Monate zurück: Basel im Herbst 2019, das Heimturnier ist dem Jubilar immer besonders am Herzen gelegen. Ein paar Tage später hat Federer bei den ATP Finals nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder Novak Djokovic geschlagen - um im Halbfinale dann gegen Stefanos Tsitsipas auszuscheiden. Die nächste Generation ist längst da, manchmal setzt sich Federer gegen die aufstrebenden Jungen durch (wie gegen Cameron Norrie in Wimbledon), manchmal zieht er eher schmerzhaft den Kürzeren (wie gegen Hubert Hurkacz ebenda).
Für Toronto und Cincinnati hat Federer einen Rain Check genommen, ein Antreten bei den US Open 2021 wäre wohl nur in Hinblick auf eine Match-Vorbereitung für den ihm so wichtigen Laver Cup eine interessante Idee. Roger Federer hat im Billie Jean King National Tennis Center fünf Titel geholt, den letzten aber auch schon 2008. Dreizehn Jahre später würde Roger Federer vielleicht gerne eine durchkomponierte Abschiedstour geben, Corona und sein lädiertes Knie erheben dagegen Einspruch.
Federers Firma rüstet Olympiateam aus
Die aktuelle Saison hat ein paar bemerkenswerte Auftritte von Federer gebracht, mit unterhaltsamen, neuen Randnotizen. Bei den French Open wurde der Maestro verwarnt, weil er als Rückschläger zu viel Zeit in Anspruch genommen hatte, um seine Position zu finden. In HalleWestfalen hat ihn die Niederlage gegen Félix Auger-Aliassime derart beschäftigt, dass er einen ganzen Nachmittag mit seinem Team darüber sinnieren musste, wie es denn weitergeht. Gerade jetzt herrscht Unsicherheit, ob das Knie überhaupt noch Wettkampftennis hergibt.
Kommt da noch was? Muss da noch etwas kommen? Ach, woher. Ein paar gute Ideen gäbe es sicherlich (ein Auftritt bei den Erste Bank Open in Wien etwa, wenn man uns fragt), wie sehr Roger Federer in seiner Karriere nach der Karriere aber schon verankert ist, hat der Auftritt der Schweizer Olympiamannschaft in Tokio gezeigt - die wurde nämlich offiziell von jenem Unternehmen ausgestattet, an dem Federer Anteile hält. Tennis hier, Business da, ganz vorne die Familie. Und heute erstmal 40 Kerzen von der Torte pusten. Alles Gute.