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Roland Garros: Günter Bresnik im Interview - „14 Titel von Nadal hier, das ist pervers“

Günter Bresnik hat mit Schützling Alexander Shevchenko einen erfolgreichen Start in die French Open 2024 hingelegt. Im tennisnet-Interview lässt der Star-Coach auch einige Erinnerungen wieder aufflammen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 29.05.2024, 14:24 Uhr

Der Mann mit dem Fischerhut ist also wieder in den Grand-Slam-Zirkus zurückgekehrt, zuletzt hat man Günter Bresnik ziemlich exakt vor zwölf Monaten eben hier in Roland-Garros gesehen. Ebenfalls an der Seite von Alexander Shevchenko, mit dem Bresnik seit ein paar Wochen wieder zusammenarbeitet. Shevchenko hat am Montag ein Fünf-Satz-Match gegen Aslan Karates gewonnen, es war nicht immer schön anzusehen. Dennoch habe es ein paar Punkte gegeben, „bei denen mir das Herz aufgegangen ist“, wie Bresnik einen Tag später im persönlichen Gespräch erläutert.

Es ist auch der Tag nach dem Abschied von Rafael Nadal von den French Open, vielleicht für immer. „Alles, was man zu Nadal wissen muss, ist das“, hebt Günter Bresnik also an. „Gestern in der Früh gehe ich über die Anlage, Nadal ist mit seinem Physio unterwegs, vielleicht zehn Meter weg von mir. Aber er kommt herüber und sagt mir, dass er es toll findet, dass ich wieder zurück auf der Tour sei.“ Dabei gebe es sehr viele Menschen auf der Tour, die ihn besser kennen würden als Nadal.

Großer Respekt für Nadal

Die Hochachtung vor dem spanischen Großmeister ist groß. „Dass er der beste Wettkämpfer ist, habe ich eh schon eintausendmal gesagt. Nadal hat nach einer Niederlage nie erwähnt, dass er verletzt gewesen wäre - auch wenn er es war. Er ist einfach bewundernswert. Nicht weil er hier 14 Mal gewonnen hat - das ist sowieso pervers.“ Es gebe sehr gute Tennisspieler, die es in ihrer gesamten Karriere insgesamt nicht einmal zu 14 Majors geschafft hätten.

Nadal habe sich körperlich und spielerisch immer weiter entwickelt und habe, ganz wichtig, immer noch Spaß. „Ich kann mir die Wappler nicht anhören, die sich ständig darüber beschweren, dass alles so anstrengend und fad wäre.“

Vielleicht ein Generations-Problem?

Lob für die Generation Skoff, Muster, Antonitsch, Schaller

„Ich bin das erste Mal 1987 hier nach Paris gekommen, damals mit Horst Skoff“, erinnert sich Bresnik. Es habe sich extrem viel verändert, nicht nur hinsichtlich der Infrastruktur mit den neuen Stadien. Auch Spieler und Zuschauer haben profitiert. Aber eines sei über die Jahre ein wenig verloren gegangen: die Leidenschaft der Profis. „Wenn ich an diese Generation Skoff, Muster, Antonitsch, Schaller denke - die hätte keine Sekunde daran gedacht, irgendein Turnier auszulassen.“

Dazu komme, und da herrscht im Trainer-Kollegium offenbar Konsens, dass auf Seiten der Spieler die harten Arbeiter in der Unterzahl sind. „Ein Bob Brett würde sich im Grab umdrehen, wenn er sähe, was hier passiert. Der Vorteil für die Spieler ist, dass alle gleich desinteressiert sind. Mit wenigen Ausnahmen. Und die dominieren den Sport.“

So wie Rafael Nadal dies nun über zwei Dekaden vorexerziert hat.

Hier das Einzel-Tableau in Roland-Garros

von Jens Huiber

Mittwoch
29.05.2024, 15:45 Uhr
zuletzt bearbeitet: 29.05.2024, 14:24 Uhr