Roland-Garros: Jannik Sinner - ein Regent, mit dem alle happy sein sollten
Die Wachablöse an der Spitze der ATP-Weltrangliste war vorprogrammiert. Nach dem Rückzug von Novak Djokovic hat Jannik Sinner nun Gewissheit.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
04.06.2024, 19:23 Uhr
Von Jens Huiber aus Roland-Garros
Wer weiß, wann und ob überhaupt Coco Gauff jemals die Spitze der Weltrangliste erklimmt - in Sachen Pressekonferenzen ist die US-Amerikanerin aber mit klarem Abstand die Nummer eins bei den Frauen. Es scheint ganz wenige Dinge zu geben, die Gauff wirklich stressen - wobei am Dienstag festzuhalten war: Nach Siegen im Einzel und im Doppel ist gute Laune zu haben nicht gerade schwierig. Dennoch: Viele, wenn nicht alle Besucher des Pressegesprächs haben den Interviewraum 1 mal wieder mit dem Gefühl verlassen, dass man die eigenen, gerade erwachsen gewordenen Kinder, sehr gerne an einem Samstagabend in der Gesellschaft von Coco Gauff wüsste.
Dasselbe lässt sich auch von Jannik Sinner sagen, der unmittelbar nach Gauff das Podium erklommen hat. Gut, bei Sinner bestünde in der Weihnachtszeit schon die Gefahr, dass er die erwähnten Kinder mit erstaunlichem Tempo über eine schwarze Pisten in Südtirol jagt. Der Australian-Open-Champion hat andererseits dieser Tage erwähnt, dass er es auf Skiern eher vorsichtig angehen lässt.
Und nun also wird Jannik Sinner Novak Djokovic als Nummer eins der Welt beerben.
Alle Zeichen haben auf Sinner gedeutet
Mit Recht. Denn im Gegensatz zum Corona- und dem ersten Nach-Corona-Jahr gegen die aktuellen Charts zuverlässig Auskunft darüber, wer in den jeweils zurückliegenden zwölf Monaten das erfolgreichste Tennis gezeigt hat (über das subjektiv beste und unterhaltsamste lässt sich immer streiten).
Von Jannik Sinner lässt sich übrigens wie auch von Coco Gauff sagen: Was kann man an ihm nicht mögen? Emotionale Achterbahnfahrten scheinen ihm fremd zu sein, in den Interviews wirkt er stets bei sich. Und mit sich im Reinen. Nun bringt Sinner einen (internationalen) Startnachteil mit, den nur Daniil Medvedev wettmachen kann: Er ist, wie sein (ab Montag) Pendant bei den Frauen Iga Swiatek kein native Speaker im Englischen, der Tennis-Weltsprache. Und in der zweiten Sprache witzig zu sein - das schafft eben wirklich nur Medvedev (genau genommen sogar auch in seiner dritten - Französisch).
Natürlich wollte Jannik Sinner nicht auf diesem Weg - mit dem verletzungsbedingten Rückzug von Djokovic aus Paris - den Tennisthron erklimmen. Aber die Ausgangsposition war ja schon vor dem Turnier so, dass alle Zeichen in Richtung Sinner deuteten. Jetzt kann er befreit im Halbfinale und einem möglichen Endspiel aufgeigen.
Hier das Einzel-Tableau in Roland-Garros