Roland-Garros: "Noch eine Weile": Sandplatzkönig Nadal kann nicht loslassen
Rafael Nadal verlässt Paris nach der Niederlage gegen Alexander Zverev - um mindestens noch einmal mit großen Zielen zurückzukehren.
von SID
zuletzt bearbeitet:
28.05.2024, 12:46 Uhr
Als Rafael Nadal mit seinem kleinen Sohn Rafael Junior im Bauch des Court Philippe Chatrier herumtollte, war seine Welt schon wieder in Ordnung. "Ich bin jetzt in einer neuen Phase meines Privatlebens", sagte der Sandplatzkönig, den die bittere Erstrundenniederlage gegen Alexander Zverev in seinem Hoheitsgebiet natürlich wurmte. Aber: "Ich reise mit meinem Sohn, meiner Frau. Und ich genieße diese Momente, die nicht mehr zurückkommen werden."
Nadal war nach der letztlich klaren Dreisatz-Niederlage in einem emotionalen Blockbuster gegen den hoch fokussierten Zverev mit sich im Reinen. Und er vermied es immer wieder, präzise auf die Fragen nach dem Zeitpunkt seines Rücktritts einzugehen. Vielmehr stellte der 37-Jährige im Gefühl eines spürbaren körperlichen Fortschritts den Gedanken in den Raum, womöglich seine Abschiedstournee doch noch ein wenig länger auszukosten.
Nadal weiß es selbst noch nicht
"Wenn ich weiterhin Spaß habe und ich mich wettbewerbsfähig und gesund genug fühle, möchte ich noch eine Weile weitermachen", sagte Nadal, der die vergangenen Jahre immer wieder mit schwerwiegenden Verletzungen zu tun hatte: "Ich weiß nicht, wie lange, aber ich möchte noch eine Weile weitermachen." Klar ist, dass er für die Olympischen Spiele an den Ort seiner größten Triumphe zurückkehren will. Ob danach der Zeitpunkt für ein endgültiges "Au revoir, Paris" als Sportler gekommen ist? Das weiß Nadal womöglich selbst noch nicht.
Riesengroß war die Aufwartung für den 14-maligen Titelträger bei seinem womöglich letzten Auftritt in Roland Garros gewesen. Novak Djokovic, Carlos Alcaraz, Iga Swiatek oder auch Fußball-Star Rodri ließen sich den Kracher gegen Zverev nicht entgehen, die Atmosphäre am Bois de Boulogne war besonders. Auch der Olympiasieger aus Hamburg, der Nadal für seine Verdienste pries und ihm nach dem Sieg die Bühne überließ, war im Anschluss von den Eindrücken geplättet.
Zverev in einer Reihe mit Söderling und Djokovic
Doch Zverev, der Nadal als erst dritter Profi nach Robin Söderling und Novak Djokovic bei den French Open bezwingen konnte, machte auch klar, dass er den "Stier von Manacor" noch nicht am Ende seines sportlichen Weges angekommen sieht. "Ich glaube immer noch, dass er nächstes Jahr zurückkommt, um ehrlich zu sein", sagte der 27-Jährige bei Eurosport: "Ich glaube, dass er anfängt besser und besser zu spielen und hier bei den Olympischen Spielen wieder richtig, richtig gut spielen wird."
Die Leidenschaft ist bei Nadal noch nicht erloschen. Die große Frage ist aber, wie oft seine geschundenen Muskeln und Knochen die unnachgiebige Jagd nach jedem Ball zulassen. Und ob er mit größerer Matchpraxis noch einmal zurück in seinen Rhythmus finden kann, der ihm gegen Zverev zeitweise fehlte. "Ich will mir noch paar mehr Chancen geben, um zu sehen, ob mein Niveau höher wird", sagte Nadal.
Das Wort Rücktritt geht ihm noch nicht über die Lippen.
Hier das Einzel-Tableau in Roland-Garros