Rollstuhl-Ass Nico Langmann: „Mein Buch ist sehr intim“
Nico Langmann, Österreichs bester Rollstuhl-Tennisspieler, hat ein autobiographisches Buch veröffentlicht. Wir haben mit ihm darüber geplaudert.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
18.01.2023, 18:37 Uhr
tennisnet: Herr Langmann. Wie geht es Ihnen derzeit? Wir haben gehört, Sie wären verletzt gewesen …
Nico Langmann: Ich habe mir in der Phase, in der man sich nicht verletzen sollte - nämlich im Aufbautraining für die neue Saison - einen Bandscheibenvorfall zugezogen. Aber jetzt ist alles gut. Ich fühle mich besser denn ja auf dem Court. Das sage ich eigentlich eh jeden Winter. Aber diesmal stimmt es!
tennisnet: Sie waren aber auch in anderer Hinsicht fleißig: nämlich als Buchautor. Wie heißt dieses, in welchem Verlag ist es erschienen?
Langmann: Mein Buch trägt den Titel „Wie man einen Traum aufgibt um ein Leben zu gewinnen“. Und ist beim Brandstätter Verlag erschienen.
tennisnet: Hatten Sie ein wenig Hilfe?
Langmann: Christian Bartlau, ein Journalist für Die Zeit, hat mir zur Seite gestanden. Wir haben sehr viel miteinander gearbeitet. Christian hat viele meiner Gedanken ordnen und in Worte fassen können. Ich glaube, es ist ein ziemlich schlüssiges und cooles Buch rausgekommen.
tennisnet: Welche Themen werden abgedeckt?
Langmann: Es ist kein Tennisbuch im klassischen Sinn geworden. Eher meine Lebensgeschichte, was jetzt nicht unbescheiden klingen soll. Schließlich bin ich ja erst 25 Jahre alt. Ich hatte einen Autounfall mit zwei Jahren, was meine Familie vor große Herausforderungen gestellt hat. Da beginnt meine Geschichte im Buch. Und sie reicht bis zur Gegenwart.
tennisnet: Wie hat Ihre Begeisterung für den Tennissport ihren Anfang genommen?
Langmann: Begonnen hat es bei mir im Alter von sieben Jahren. Da hatte ich im Urlaub den Job, die Bälle einzusammeln, weil mein Vater mit meinem Bruder gespielt hat. Was einem Siebenjährigen schnell fad wird. Dann musste ein Schläger her, und mein Vater hat begonnen, auch mir die Bälle zuzuwerfen. Am Anfang nicht immer mit Erfolg, aber es hat schnell Spaß gemacht. Mich hat der Ehrgeiz gepackt. Und ein Jahr später habe ich mit meinem Bruder schon über das große Feld Tennis gespielt.
tennisnet: Nun spielen Sie natürlich mit einem speziellen Rollstuhl. Wann haben Sie damit begonnen?
Langmann: Das ist relativ schnell gegangen. Damit der Sport Spaß macht, braucht man einfach die entsprechenden Geräte. Bei mir musste die Versicherung für die Unfallfolgekosten aufkommen. Das hat mir sehr geholfen. Denn so ein spezieller Rollstuhl kostet an die 6.000.- Euro. So habe ich mich früh auf den Sport konzentrieren können.
tennisnet: Einer Ihrer Träume ist es, an einem Grand-Slam-Turnier teilzunehmen. Bei den US Open im vergangenen Jahr und aktuell in Australien haben Sie den Cut knapp verpasst. Wie können Sie es zu den French Open schaffen?
Langmann: Ich muss auf Platz 14 der Weltrangliste sein, vor den US Open war ich auf 15. Jetzt geht es Mitte Februar mit zwei Turnieren in Großbritannien los. Und wenn ich die beiden gewinne, bin ich wahrscheinlich bei den French Open dabei. Ganz einfach!
tennisnet: Zurück zu „Wie man einen Traum aufgibt um ein Leben zu gewinnen“. Wie tief sind Sie in Ihr Leben eingetaucht?
Langmann: Das Buch ist sehr intim. Es geht um familiäre Themen, um mein Aufwachsen. Auch sexuelle Themen werden behandelt. Ich versuche viele Fragen zu beantworten, die ich mir ein Leben lang gestellt habe. Das Buch gibt ein sehr ehrliches Bild meines Lebens wider. Es ist nicht alles eitel Wonne. Ich habe kein Problem damit gehabt, das mit einer anderen Person zu Papier zu bringen. Andererseits: Zu wissen, dass fremde Personen dies nun nachlesen können, macht mich schon ein wenig nervös. Die ersten Feedbacks haben aber auch gezeigt: Meine Ehrlichkeit kommt gut an.
tennisnet: Zum Abschluss ist Ihre Expertise als Tennis-Fachmann gefragt: Wer kann Novak Djokovic bei den Australian Open schlagen, wer gewinnt bei den Frauen?
Langmann: Iga Swiatek ist die natürliche Favoritin. Ich finde, dass sie ein Spiel hat, mit dem sie die Australian Open gewinnen kann. Djokovic zu schlagen, traue ich derzeit eigentlich niemandem zu. Und das sage ich als großer Fan von Rafael Nadal. Wobei: Daniil Medvedev vielleicht …