Saudisches Investment im Tennis die Chance für Einigkeit?

Die ATP verhandelt mit dem saudischen Public Investment Fond (PFI) über einen Einstieg. Dieser ist mächtiger als alle Verbände und Organisationen im Tennissport und könnte sogar einen Wunsch aller Fans erfüllen

von Daniel Hofmann
zuletzt bearbeitet: 27.06.2023, 10:52 Uhr

Im Arthur Ashe Stadium gibt die amerikanische USTA den Ton an. Könnte sich selbst das ändern?
© Getty Images
Im Arthur Ashe Stadium gibt die amerikanische USTA den Ton an. Könnte sich selbst das ändern?

Tennis und Saudi-Arabien ist nicht komplett neu. Zuletzt gabt es ein jährliches Show-Turnier im Dezember, bei dem die Stars der Szene für gutes Geld antreten. Die Investition in die Tour würde definitiv in vielen Bereichen die Möglichkeiten der ATP verändern.

Nachdem die saudische LIV-Tour in den letzten Jahren den Golfsport auf den Kopf stellte und das Machtgefüge im Golf mehr als kräftig umkrempelte, ist die Verhandlung der ATP mit dem Staatfonds Saudi-Arabiens ein nachvollziehbares Vorgehen. Die ATP sollte kaum eine Interesse daran haben, dass eine plötzliche Konkurrenz in Form einer parallelen Tour aus dem Boden gestampft wird, wie es im Golf neben der PGA Tour passierte, die nun auch lieber klein beigab und sich für eine Fusion entschieden hat.

Im Gegensatz zur Vormachtstellung der PGA-Tour im Golf, ist der Einfluss im professionellen Tennissport viel kleinteiliger organisiert. Neben den Tourverbänden ATP und WTA, sind mit dem Weltverband ITF und den vier Grand Slams weitere Organisationen mit großem Einfluss im Tennissport verankert. Auch im Golf gibt es zwar weitere Touren und Verbände. Die PGA hat jedoch in ihrem Segment mehr Einfluss als die ATP. Das Überleben der ATP wäre durch Konkurrenz also stärker gefährdet.

Einigkeit zwischen den Verbänden ITF, ATP und WTA fehlt

Was vielen Fans seit Jahren missfällt, ist eben die unübersichtliche Lage an großen Organisationen, die im globalen Tennis mitmischen. Gerne arbeiten die vier Grand Slams ganz für sich ihr eigene Agenda ab. Schon die Einigung einer gemeinsamen Tiebreak-Regel wird als Erfolg gewertet. Viele Fans, aber auch Spieler, wünschen sich einheitlichere Strukturen. Besser abgestimmte Termine oder sogar einen einheitlichen Verband für Männer- und Frauentennis. Dabei geht es, wie am Ende immer, um die eigenen finanziellen Vorteile der einzelnen Protagonisten.

Es mag daher zynisch klingen bei aller Kritik an Saudi-Arabien: aber wenn etwas die Zersplitterung im Welttennis beenden könnte, dann wären eben nur die unendlichen finanziellen Mittel des größten Landes auf der arabischen Halbinsel, denen sich alle kapitulationsmäßg beugen würden. Es wäre im wahrsten Sinne ein hoher Preis. Den Betrag dafür würde jedoch nur eine Seite festlegen: kein Verband, sondern nur Saudi-Arabien selbst.

von Daniel Hofmann

Dienstag
27.06.2023, 15:20 Uhr
zuletzt bearbeitet: 27.06.2023, 10:52 Uhr