Severin Lüthi bleibt mit Alcaraz-Prognosen vorsichtig
Severin Lüthi, Ex-Coach von Roger Federer, lässt es aktuell langsamer angehen. Das aktuelle Tennis verfolgt er freilich dennoch.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
04.08.2023, 16:27 Uhr
Was macht eigentlich... Severin Lüthi? Der langjährige Coach von Roger Federer ist nach dessen Rücktritt auch etwas aus dem Blickfeld verschwunden, wobei Lüthi schon immer einer war, der mehr im Hintergrund agierte. Dass er sich nach dem Karriereende seines langjährigen Schützlings vor Angeboten kaum retten kann, ist klar - dennoch lässt Lüthi es erst mal ruhig angehen.
"Ich hatte schon kurz vor Ende von Rogers Karriere – eigentlich bis heute – immer wieder Angebote, andere Spieler zu coachen. Auch von sehr interessanten Namen. Aber ich bin froh, habe ich bis jetzt nichts angenommen", sagte er im Interview mit dem Schweizer Blick. Direkt wieder auf Tour gewollt habe er nicht - auf Dauer will er es aber nicht ausschließen. "Der Spieler muss ein guter Typ sein, menschlich muss es einfach passen. Daneben sollte er hungrig und lernwillig sein – er muss zuhören können. Und es muss auch finanziell stimmen", so der 47-Jährige, der nach wie vor das Amt als Schweizer Davis-Cup-Coach bekleidet und auch andere Projekte verfolgt. Aber trotz der längeren Vorbereitung auf den Roger-Rücktritt gesteht er: "Und doch bin ich nach Rogers Rücktritt noch immer in einer Findungsphase."
Lüthi will auch die Unplanbarkeiten der vergangenen Jahre in familiärer Sicht etwas ausgleichen. "Insgesamt versuche ich, mich nun aber mehr meiner Frau anzupassen. Früher war es umgekehrt. Jetzt möchte ich ihr das zurückgeben."
Lüthi über Alcaraz: "Im Sport leben wir immer im Moment"
Vom neuen Superstar der Szene zeigt sich Lüthi angetan. "Ich schaue ihm gerne zu, er spielt abwechslungsreich, es passiert immer etwas, wenn er auf dem Platz steht", sagt er über Carlos Alcaraz. "Seine Energie gefällt mir sehr. Auch er weist noch Höhen und Tiefen in seinen Aufschlag-Games auf. Aber er ist natürlich ein sehr kompletter Spieler."
Dennoch ist er vorsichtig, was eine mögliche jahrelange Dominanz des Spaniers angeht. "Er hat auf jeden Fall alles, um viele Grand-Slam-Turniere zu gewinnen. Und doch wissen wir nicht, was in zwei Jahren ist. Was, wenn er sich verletzt? Was, wenn in ein paar Jahren noch einer kommt, von dem wir alle sagen, dass er noch unglaublicher ist? Und: Wie jemand auf den großen Erfolg reagiert, können wir so früh auch noch nicht abschätzen. Im Sport leben wir immer im Moment."
Mit Prognosen sei es ohnehin immer so eine Sache. Als Pete Sampras seinen 14. Grand-Slam-Titel geholt hatte, habe er gesagt, das werde niemand mehr erreichen. Und nun: Haben "Pistol Pete" mit Federer (20 Grand-Slam-Turniere), Nadal (22) und Djokovic (23) gleich drei Spieler überholt. "Und es ist nicht etwa so, dass seit meiner Aussage 250 Jahre vergangen wären", so Lüthi.
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