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Florian Mayer – Ein Comeback-Meisterstück

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 20.06.2016, 11:12 Uhr

Florian Mayer

Einige Monate lang hat manFlorian Mayerim letzten Herbst und Winter bei schönen, wenn auch unfreiwilligen Freizeitbeschäftigungen sehen können. Mayer, ein Freund der Berge und des Wanderns, war in Südamerika unterwegs. Oder auch in den Höhen der heimischen Alpen. Es wirkte oft so, als sei Mayer gar kein Tennisspieler mehr, sondern genieße schon die Annehmlichkeiten des Ruhestands. Das war natürlich ein Irrtum, denn Mayer konnte wegen hartnäckiger Verletzungen nicht Tennisspielen und auch nicht intensiv trainieren.

Erst mit Beginn der europäischen Sandplatz-Saison stieg Mayer vor knapp zwei Monaten wieder ins richtige Wettkampfgeschehen ein, tastete sich dank Schutzregelung der ATP (über Protected Ranking) und Wildcards von Turnierveranstaltern wieder an den Tour-Betrieb heran. Dass ihm nun in Halle, bei den Gerry Weber Open, dergrößte und sicher schönste Sieg seiner Karrieregelang, ist ein Comeback-Meisterstück. Viel Vergleichbares gibt es da auch nicht in der kapriolenreichen Historie des Wanderzirkus, zweifellos abgesehen von dem Coup, den der Wildcard-StarterGoran Ivanisevic2001 in Wimbledon landete. Oder von den immer neuen, oft auch erfolgreichen Rückkehr-Missionen einesTommy Haas.

Mayer ging als Nummer 192 in das Turnier von Halle, in ein Turnier, das Asse wieRoger Federer,Kei Nishikori,Tomas Berdychund all die Young Guns der Tour aufbot. Doch Mayer, der Mann mit der feinen Technik, mit dem wunderbaren Händchen für alle Finessen, schlug ihnen allen ein Schnippchen, am Ende auch noch ShootingstarAlexander Zverev. An dieser Story der Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit können sich buchstäblich viele im Tennis ein Beispiel nehmen, ganz besonders auch unter den deutschen Profis. Auch hier gibt es viele, die sich seit Jahren mit vielen Verletzungen und Problemen aller Art herumschlagen. Dass es sich lohnt, allen Enttäuschungen zum Trotz weiterzumachen, weiter, immer weiter, hat ihnen am Sonntag Florian Mayer vorgemacht. Der wiederauferstandene Gras-Hüpfer.

Als Mayer am Sonntag in den Katakomben der Gerry-Weber-Arena auf den tennisnet.com-Kolumnisten traf, kurz nach dem sagenhaften Triumph, da rief er ihm augenzwinkernd zu: „Jetzt könntest du doch mal wieder einen Artikel über mich schreiben.“ Gerne doch, Florian Mayer. Hiermit geschehen. Das Wandern kann jetzt auch erst mal wieder ein Weilchen warten.

von tennisnet.com

Montag
20.06.2016, 11:12 Uhr