US Open 2023: Attila Balazs - Don´t hate the player …
Die Regel des geschützten Rankings hat sicherlich ihre Berechtigung. Sie wird aber auch von manchen Profis bis an die Grenze ausgenutzt.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
30.08.2023, 13:22 Uhr
Von Jens Huiber aus Flushing Meadows
Auch der Dienstag bei den US Open war offiziell ausverkauft, was aber nur so viel heißt, dass es nicht möglich war, Tickets zum Normalpreis, also „Face Value“, zu bekommen. Wer dringend auf die Anlage wollte, konnte dies auch - für ein kleines Schutzgeld von 240.- US Dollar aufwärts.
Und man stelle sich nun vor, dass eine Familie von vier Personen im Billie Jean King National Tennis Center vorstellig geworden ist und dafür knapp eintausend Dollar hingeblättert hat - für Plätze ganz oben im Arthur Ashe Stadium. Diese vier Tennisfans hätten dann im zweiten Match 16 games zwischen Jessica Pegula und Camila Giorgi bezeugt. Und sich vielleicht über den Heimsieg Pegulas gefreut.
Davor aber war eine Minderleistung von Attila Balazs zu bezeugen. Der Ungar, mittlerweile 34 Jahre alt, ist mit dem Regelwerk der ATP bestens vertraut. Und setzt seine Protected Rankings auf gewinnbringende Weise ein: 2022 staubte Balazs in Roland-Garros und Wimbledon das Startgeld für Runde eins ab, gewann dabei gegen Marin Cilic in Paris vier Spiele, ein paar Wochen später in London gegen Roberto Bautista-Agut ebenso viele.
Glücksfall US Open
In New York wollte es Balazs dann doch ein wenig gemütlicher angehen, was in einem 1:6, 1:6 und 0:6 gegen Daniil Medvedev mündete. Dafür nahm der Routinier immerhin 81.500.- US Dollar mit auf die Heimreise, abzüglich der orts- und handelsüblichen Steuern, versteht sich. Ganz ähnlich legte es übrigens Timea Babos an. Lustigerweise eine Landsfrau von Attila Balazs.
Aber wie sagt man hier so schön: „Don´t hate the player, hate the game!“ Wenn ATP und WTA eine derart großzügige Regel, die in den meisten Fällen ja wirklich Sinn macht, anbietet, dann wird es immer ein paar Kandidaten geben, die sich für vergangene Leistungen auszahlen lassen. Was für die Fans im konkreten Fall von Balazs schade, für ambitionierte Kollegen dagegen maximal ärgerlich ist.
Unsere vierköpfige Familie hat dagegen noch Glück gehabt: Denn bei den US Open kann man - im Gegensatz zu den anderen drei Majors - wunderbar auf alle anderen Courts ausweichen. Und wenn die Matches auf Ashe, so wie an diesem Dienstag, schon kurz nach 15 Uhr zu ihrem Ende gekommen sind, ist die Auswahl groß.
Hier das Einzel-Tableau in New York City