Interstate 495, Exit 22A – Tag 12
Kleiner Reisebericht zu den US Open 2016 in New York City.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
09.09.2016, 01:49 Uhr
Der Mann vom Radio hat sich alle Mühe gegeben – mit Erfolg: Während das gesamte deutschsprachige Pressechor in internationalen Gesprächen längst aufgegeben hat, die neue Nummer eins der Tenniswelt anders als Frau „Körbör“ zu verkaufen, erfreut der Nachrichtenmann von WFAN seine Zuhörer mit einem „Kerber“, das noch keinen hochdeutschen Ansprüchen genügt, für das ihm aber mindestens Hochachtung zusteht.
Wobei: Protestmärsche wären nicht einmal dann zu erwarten, wenn mit der Intonation von „Serena“ etwas schief liefe. Die Prioritäten nämlich sind klar, Tennis hat seine kleine, feine Bühne bekommen, ab Donnerstagabend Ortszeit regiert der Football, auch wenn dieser professionell an diesem Tag nur in Denver gespielt wird. Noch nicht indes von einem Mann namens Odell Beckham, dessen Vater wohl exakt denselben Namen trägt, warum sonst würde man ein „junior“ anhängen?
Odell Beckham junior also ist so etwas wie der Nick Kyrgios der National Football League, mit Talent en masse gesegnet, mit großen Erfolgen bis dato weniger. OBJ, das muss reichen, hat sich zwei Tage hintereinander im National Tennis Center gezeigt, er hat es nicht weit, sein Arbeitgeber sind die New York Giants. Kein Thema, einen Aufschlag von John Isner könne er mit bloßen Händen fangen, ließ der Wide Receiver, dessen einhändiger Catch gegen die Dallas Cowboys längst Teil der an Mythen reichen NFL-Geschichte ist, so nebenbei wissen.
Den von Angelique Kerber womöglich auch, wobei sich die Deutsche gerade im Zwischenreich zwischen „Körbör“, „Kerber“ und „Angie“ befindet. Die größten Tennisspielerinnen gehen nur mit Vornamen durch, man denke an Steffi, Maria, Martina (gut, das wird haarig zwischen Frau Navratilova und Frau Hingis), Chrissie, und, ja, vielleicht sogar Tracy. Wäre es nun aber „Anschie“ oder „Äinschie“? Eine Blitzumfrage in der deutschen Zeile deutet auf Ersteres hin, wobei nicht vergessen werden darf, dass Andrea Petkovic Exklusivansprüche auf „Angelika“ angemeldet hat. Womöglich zurecht. Oder, wie der Mann von WFAN sagen würde, „Anschelica“.