US Open: Roger Federer nur in Zivil, Alexander Zverev bester Laune
Der Medientag bei den US Open 2019 hat wenige neue Erkenntnisse gebracht. Außer vielleicht, dass das Dach über dem Louis Armstrong Stadium eine gute Investition war.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
23.08.2019, 22:33 Uhr
Von Jens Huiber aus New York City
Das seit vergangenem Jahr vollständig renovierte - vielmehr: neu erbaute - Louis Armstrong Stadium spielt, wie man in Österreich sagen würde, „alle Stückeln“. Zu essen gibt es ausreichend, auch schon vor Beginn der US Open. Ein Dach ist auch vorhanden, 2018 blieb es während der gesamten beiden Turnierwochen zwar offen. Ein Schauer über Flushing Meadows wie jener am gestrigen Donnerstagabend würde den Tennisspielern aber nichts mehr anhaben können, die Baseballspieler der New York Mets und Cleveland Indians waren da nicht ganz so glücklich.
Für ein gediegenes Match in der Major League Baseball reichen die Dimensionen des Armstrong natürlich bei weitem nicht, zur Durchführung des traditionellen „Media Days“ aber allemal. Und also durften sich die versammelte Reporterschar im zweitgrößten Stadion der Anlage zwischen Grund- und T-Linie tummeln, eine interessante, wiewohl etwas willkürlich zusammengestellte Gruppe an Spielern ins Gebet nehmen. Besonders auffällig: Turnierfavorit und Titelverteidiger Novak Djokovic war nicht am Start. Der Serbe hatte sich öffentlich offenbar schon bei der Präsentation der Auslosung auserzählt.
Das Dach blieb auch am Freitagvormittag geschlossen, sanfter Nieselregen hatte sich über das Billie Jean King National Tennis Center gelegt.
Federer und die blamablen Returns
Roger Federer dagegen stellte sich den Fragen, eröffnete den Reigen der Turnierfavoriten auf der Seite bei den Herren. Im Feld der Frauen hingegen ist wieder einmal alles möglich, die USTA hatte aber immerhin die Top Drei der WTA-Weltrangliste aufgerufen: Naomi Osaka, Ashleigh Barty und Karolina Pliskova. Sicherheitshalber auch noch Bianca Andreescu, die Siegerin von Indian Wells und Toronto.
Federer verbrachte satte 40 Minuten mit den Journalisten, nahm jede Frage so ernst, als hätte er diese zum allerersten Mal gehört. Interessant mithin die Feststellung des Maestro, dass es in der Anfangszeit seiner Karriere Spieler gegeben hätte, die beim Returnspiel eher unterdurchschnittlich veranlagt waren. Gerne hätte man nachgefragt, wer genau dieser Beschreibung denn entsprochen hatte. Alleine: die Akustik im gar nicht mal so weiten Rund ließ dies nicht zu.
Tsonga mit neuer Frisur
Auch weil die USTA aus der Fragestunde wieder ein Event für die Fans kreiert hatte, mit den entsprechenden Folgen: Alexander Zverev konnte die an ihn gestellten Fragen kaum verstehen, weil gleichzeitig der Typ von Naomi Osaka gefordert war. Lautstark und unablässig. First World Problems, kein Zweifel, die deutsche Nummer eins gab sich ohnehin bestens gelaunt, den Druck einer Favoritenrolle muss Alexander Zverev in diesem Jahr nicht aushalten.
Am Nachmittag waren die Plätze dann wieder trocken, die meisten Profis nutzten die sich eröffnenden Trainingsmöglichkeiten. Jo-Wilfried Tsonga etwa zeigte sich mit Richard Gasquet auf dem Trainingsplatz, und das mit neuer, blonder Frisur. Stan Wawrinka hatte ebenso eine Trainingseinheit eingelegt wie Rafael Nadal. Nur Roger Federer war mehrere Stunden nach seinem Auftritt vor den Reportern immer noch in Zivil unterwegs.