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US Open: Was Dominic Thiem bei seinem 2020er-Erfolg wirklich gelernt hat

Dominic Thiem stand vor Beginn des letzten Grand-Slam-Turniers des Jahres der ATP-Onlineplattform ATPTour.com Rede und Antwort. Hier die interessantesten Passagen des Gesprächs.

von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet: 29.08.2022, 16:08 Uhr

© Getty Images
Dominic Thiem und sein kleiner Bruder Moritz auf der Anlage der US Open in Flushing Meadows

Dominic Thiem ist an die Stelle seines bislang größten Karrie-Erfolgs zurückgekehrt: 2020 besiegte der Lichtenwörther im Endspiel des nordamerikansichen Major-Turniers den Deutschen Alexander Zverev in einer nervlich aufreibenden Fünf-Satz-Schlacht. Der Grand-Slam-Triumph im Big Apple ist für den Österreicher noch in bester Erinnerung, wie er im Gespräch mit dem Online-Magazin der ATP Tour bewies.

"Es bleibt immer frisch, und ich denke, das wird auch immer so sein." Gleichzeitig sei der Sport aber auch ein schnelllebiges Geschäft, und alle wollen täglich Neues erreichen: "Ich habe keinen Vorteil davon, das ich ein [Grand-Slam]-Champion bin."

Auch vor zwei Jahren nicht die besten Voraussetzungen

Und dann gab es da ja noch die vermaledeite Handgelenksverletzung am Schlagarm. Die vergangenen 14 Monate verlangten dem Niederösterreicher vor allem psychisch einiges ab, der Wiedereinstieg nach neun Monaten ins Turniergeschehen verlief alles andere als reibungslos. Immerhin: Beim Sandplatz-Turnier in Gstaad ging es zumindest schonmal wieder bis ins Halbfinale hinein.

Ausdauer habe der 28-Jährige in seiner Karriere allerdings schon oftmals bewiesen - eben auch hier in New York. Vor seinem Major-Triumph vor zwei Jahren lief auch nicht alles nach Wunsch. So verlor Thiem die Auftaktpartie des Masters-Events von Cincinnati, das in jenem Jahr aufgrund der Corona-Krise ebenfalls in New York ausgetragen wurde, gegen Filip Krajinovic in zwei ganz klaren Sätzen.

"Das Ergebnis war verheerend, zwei und eins. Es war schwierig, da man normalerweise, wenn man verliert, an einen anderen Turnierort reist. Da macht man einen Reset, aber damals ist alles gleich geblieben. Ich erinnere mich, dass ich ein, zwei Tage frei genommen habe. Aufgrund der 'Bubble' bin ich einfach im Hotel geblieben, und habe versucht etwas zu finden, dass mich ablenkt."

"Am Ende des Tunnels ist immer Licht"

Danach nahm alles einen überraschend anderen Weg und Thiem erwachte am 13. September 2020 zu seinem dritten Grand-Slam-Finaltag: "Ich erinnere mich an den Morgen sehr gut, es war alles normal. Das Aufwärmen mit Nico Massu verlief sehr gut. Ich habe mich toll gefühlt. Es war nicht viel anders als bei den drei anderen Grand-Slam-Endspielen, die ich gespielt hatte. Allerdings änderte sich alles, als das Match begann - plötzlich wurde ich enorm nervös und steif."

2:6 und 4:6 gingen die ersten beiden Durchgänge für den Österreicher verloren - ein 0:2-Satzrückstand, der es Thiem allerdings ermöglichte nochmal "all-in" zu gehen: "Ich sagte mir - 'Wenn Du jetzt nicht entspannst, wenn Du jetzt nicht loslässt, verlierst Du sowieso.' Es war also die letzte Chance, die ich hatte, die Handbremse zu lösen und nochmal aggressiver, schneller zu spielen."

Was dann folgte, war ein Beispiel dafür, was möglich ist, wenn man nicht aufgibt. Thiem drehte das Momentum völlig um, kämpfte sich noch über die eine oder andere haarige Situation und setzte sich im Tiebreak des fünften Satzes durch. "Die Lektion, die ich gelernt habe, war, dass am Ende des Tunnels immer Licht ist, selbst wenn Du glaubst, dass es keines gibt, selbst wenn die Dinge richtig hart werden oder wenn es viel Schmerz gibt."

Und dann schließt sich der Gedankenkreis des Österreichers: "Besonders zu Beginn meiner Handverletzung hatte ich dieses Gefühl ziemlich oft. Aber irgendwie geht nach einer Weile immer ein kleiner Schritt nach vorne. Diese kleinen positiven Dinge zu sehen, ist sehr wichtig. Und das gilt nicht nur für Tennis oder den Sport allgemein, sondern für das ganze Leben." Wie wahr.

Hier das Einzel-Tableau aus New York.

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von Stefan Bergmann

Montag
29.08.2022, 16:54 Uhr
zuletzt bearbeitet: 29.08.2022, 16:08 Uhr

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