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Kerbers vorerst letztes Match als Nummer 1

Angelique Kerber ist in Wimbledon im Achtelfinale nach einem hochklassigen Match an Garbine Muguruza gescheitert. Die 29-jährige Deutsche verliert somit nächste Woche die Führung in der Weltrangliste.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 10.07.2017, 15:12 Uhr

Angelique Kerber

Von Christian Albrecht Barschel aus Wimbledon

Um 11:36 Uhr betrat Angelique Kerber Court 2 im All England Lawn Tennis & Croquet Club als Nummer eins der Welt. Um 14:06 Uhr verließ die Deutsche den Platz in der Gewissheit, dass sie nächste Woche nicht mehr die Führung in der Weltrangliste innehaben wird. Ihre heute begonnene 34. Woche als Nummer eins im WTA-Ranking wird auch vorerst die letzte sein, obwohl sie heute das beste Match des Jahres gespielt hat. Denn Kerber ist in Wimbledon im Achtelfinale an Garbine Muguruza gescheitert und gibt die Spitzenposition im Damentennis entweder an Karolina Pliskova oder Simona Halep ab. Kerber unterlag der Weltranglisten-15. aus Spanien in einem hochklassigen Match mit 6:4, 4:6, 4:6. Wie eng diese Partie war: Beide Spielerinnen machten 101 Punkte.

"Die Körpersprache und die Leidenschaft sind zurück"

"Das war ein sehr gutes Match von beiden, für mich das beste Match seit langem, das ich gespielt habe. Zwei Punkte haben am Ende entschieden, welche es letztendlich waren, ist schwer zu sagen. Am Ende kann nur eine gewinnen, leider bin ich das heute nicht gewesen. Ich bin natürlich sehr enttäuscht, das wird noch ein paar Tage dauern. Ich werde Wimbledon aber mit einem guten Gefühl verlasen. Die Körpersprache und die Leidenschaft auf dem Platz sind wieder da", kommentierte die Weltranglisten-Erste nach dem Aus im Achtelfinale.

Kerber wurde in ihrem Drittrundenmatch am Samstag nur auf Court 2 angesetzt, obwohl sie die Nummer eins und Vorjahresfinalistin ist. Agnieszka Radwanska und Caroline Wozniacki hatten auf dem Centre Court und Court 1 den Vorzug bekommen. Für viele Tennisfans und Journalisten war dies ein Affront der Turnierveranstalter gegen die Deutsche. "Ist mir egal", sagte Kerber nach ihrem Achtelfinaleinzug über die Spielansetzung und goss kein Öl ins Feuer. Und auch heute am vollgepackten "Manic Monday" musste die Weltranglisten-Erste im Duell zweier Wimbledonfinalistinnen erneut auf Court 2 ran - im allerersten Match des Tages.

Nur zwei Fehler im ersten Satz

Muguruza hatte die letzten vier Duelle gegen Kerber gewonnen, unter anderem vor zwei Jahren in Wimbledon in der dritten Runde in einem hochklassigen Match. Dass diese Partie eine Centre-Court-Ansetzung verdient gehabt hätte, bewiesen die beiden Spielerinnen bereits in der Anfangsphase mit vielen umkämpften und spektakulären Ballwechseln. Der unterschiedliche Spielstil versprach auch diesmal ein hochinteressantes und spektakuläres Matchup. Muguruza hämmerte im ersten Satz zwar 18 Winner ins Feld, doch Kerber konterte gewohnt stark aus der Defensive und leistete sich nur zwei unerzwungene Fehler. Folgerichtig ging der erste Durchgang mit 6:4 an die Deutsche, die das einzige Break zum 5:4 schaffte und nach 43 Minuten ihren zweiten Satzball nach einer langen Rally mit einem Schmetterball nutzte.

Auch im zweiten Satz sahen die Zuschauer auf Court 2 nur ein Break, jenes von Muguruza zum Satzausgleich. Kerber spielte zwar weiterhin nahezu fehlerfrei, hatte ihre Breakchancen zum 2:1 und 3:2, doch die entscheidenden Schläge setzte die Spanierin in der Schlussphase. Der finale Durchgang wurde für beide Spielerinnen zum Wechselbad der Gefühle. Bei Muguruza wechselten sich starke Gewinnschläge und eine große Streuung immer wieder ab. Kerber gelang im ersten Spiel nach einem sehenswerten Passierball das Break zum 1:0. Die Spanierin konterte mit dem Ausgleich zum 2:2, was in einem Schlägerwurf und einer Verwarnung für die Weltranglisten-Erste endete.

Vier Breakbälle zum 4:3

Es folgten zwei Breaks zum 3:3, ehe es in einem spektakulären Aufschlagspiel so richtig zur Sache ging. Kerber und Muguruza lieferten sich einen hochklassigen Ballwechsel nach dem anderen. Die Deutsche hatte insgesamt vier Breakchancen, doch konnte das Aufschlagspiel der Spanierin nicht für sich entscheiden. Dies sollte sich rächen. In der Schlussphase wirkte Muguruza spitziger und entschlossener und erspielte sich bei 5:4 die ersten beiden Matchbälle, die Kerber noch mit energischem Spiel abwehren konnte. Beim dritten Matchball blieb die Rückhand der Deutschen am Netz hängen, sodass nach 2:18 Stunden eine weitere bittere Niederlage für die Deutsche sowie den Verlust der Führung in der Weltrangliste festzustellen war.

Wie extrem durchwachsen Kerbes Jahr 2017 läuft, zeigt ein Blick in die Statistik: nur ein Sieg gegen eine Spielerin aus den Top 30, gegen Carla Suarez Navarro in Monterrey, viel zu wenig für eine Nummer eins der Welt. Gegen Muguruza, derzeit die Nummer 15 im WTA-Ranking, gelang der Deutschen nicht der große Befreiungsschlag. "Ich weiß nicht, ob der Druck nun weniger wird. An die Fragen zur Nummer eins hatte ich mich gewöhnt. Wir werden sehen, ob es nun gut ist, dass ich wieder die Jägerin bin", blickte Kerber voraus.

von Christian Albrecht Barschel

Montag
10.07.2017, 15:12 Uhr