Wimbledon: Barbora Strycova mit dem Da Vinci Code im Hinterkopf
Serena Williams ist die klare Favoritin im Spiel ums Finale gegen die Tschechin Barbora Strycova. Auf die leichte Schulter wird sie die 33-Jährige aber nicht nehmen, denn ein kleiner Strycova-Rekord sollte Erinnerungen wecken...
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
10.07.2019, 18:13 Uhr
Barbora Strycova hält nun einen interessanten Rekord im Tennis. Keinen, der ganz vorne in den Geschichtsbüchern auftauchen wird, sondern eher im Bereich "Verschiedenes".
Strycova ist dank ihres Halbfinaleinzugs mit 33 Jahren und 3 Monaten nun die "älteste erstmalige Halbfinalistin bei einem Grand-Slam-Turnier", was natürlich wieder mal den Trend bestätigt, dass Tennisprofis immer älter werden. Gegnerin Williams ist freilich fast 38 Jahre alt, aber Halbfinals bei Grand-Slam-Turnieren sind für sie natürlich ein ebenso alter Hut.
Nicht so für die trickreiche Tschechin, deren variables Spiel wie gemacht scheint für den Rasen. "Es war immer mein Traum, bei diesem Turnier gut zu spielen. Dass es in diesem Alter passiert, ist unglaublich", freute sie sich nach ihrem Sieg im Viertelfinale über Englands Hoffnung Johanna Konta. Hier überzeugte sie mit einer hohen Returnquote, die sie auch gegen Williams brauchen wird. "Ich muss so viele wie möglich ins Spiel bringen. Wenn wir in eine Rallye kommen, ist es gut für mich. "
Frei aufspielen wolle sie natürlich - und neben der Halbfinalpremiere hat Strycova einen weiteren guten Grund dafür, denn im Achtelfinale stand sie beim 4:6, 2:5-Rückstand gegen Elise Mertens schon kurz vorm Aus.
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Strycova: Vor 31 Jahren mit dem Opa im Museum
Zu Wimbledon hat Strycova zudem eine ganz besondere Verbindung. Als sie zwei Jahre alt war, hatte sie ihr Opa mit ins Wimbledon-Museum genommen. "Da habe ich den Pokal gesehen und gesagt: 'Hier will ich auch mal spielen!''" Jetzt, mit 33 Jahren, hat sie so gute Chancen wie nie zuvor, ihn zu gewinnen.
Oder doch nicht? Immerhin steht ihr mit Williams die siebenfache Siegerin an der Church Road im Weg. "Ich habe keine Angst", gab Strycova, aktuell die Nummer 54 im Einzel, noch zu Protokoll. Als ob irgendjemand etwas anderes gedacht hätte von der emotionalen Tschechin, die in den Jahren zuvor genau mit der Kontrolle ihrer Gefühle Probleme gehabt hatte und zuletzt viel mit Mentalcoaches zusammengearbeitet hat.
Spielerisch wird Strycova versuchen, das Match zu variieren, auch mal Serve-and-Volley einzustreuen. Das Netz sei ihr "Territorium", erklärte sie weiter - nicht umsonst steht sie auch im Halbfinale der Doppelkonkurrenz. "Ich habe nicht die Power wie Serena, aber andere Waffen. Die werde ich so oft wie möglich einsetzen." Vor allem aber werde sie "rausgehen und um jeden Punkt kämpfen."
Erinnerungen an Williams und Vinci
Hoffnung machen könnte Strycova, neben ihrem Rasen-Spiel, ein Blick in die gar nicht so weit hergeholte Tennis-Geschichte. Dank ihres ersten Halbfinaleinzugs, mit 33 Jahren und 3 Monaten, löst sie Roberta Vinci als Rekordhalterin ab, der das 2015 bei den US Open mit 32 Jahren und 6 Monaten gelungen war. Vincis Gegnerin in der Runde der letzten Vier? Serena Williams, damals auf dem Weg zum "Grand Slam". Der Ausgang ist bekannt: Vinci spielte das Match ihres Lebens, siegte und kam ins Finale.
Aktuell geht es für Williams zwar nicht um den Grand Slam, wohl aber um den lang ersehnten 24. Majortitel - wieder mal ein zusätzlicher Druck. Strycova wird nichts dagegen haben, wenn sie in diesem Falle Geschichte wiederholt.