Wimbledon-Finalist Kevin Anderson: Spätstarter mit Lieblings-Potential

Kevin Anderson stand in Wimbledon in seinem zweiten Grand-Slam-Finale und musste sich erneut geschlagen geben. Doch wer ist der Aufschlagriese aus Südarfika eigentlich?

von Maximilian Kisanyik
zuletzt bearbeitet: 16.07.2018, 08:04 Uhr

Kevin Anderson ist stets ein fairer Sportsmann

Kevin Anderson polarisiert nicht. Der Südafrikaner ist ruhig, fokussiert, geht bedacht in Interviews und agiert mit Besonnenheit auf dem Platz. Der Wimbledon-Finalist, der sich in vier Sätzen Novak Djokovic geschlagen geben musste, trat erst spät ins Rampenlicht der großen Tennisbühne. Dafür umso sympathischer.

Anderson ist seit 2007 auf der Profi-Tour unterwegs und schaffte erst im vergangenen Jahr den großen Durchbruch. Mit der Teilnahme am US-Open-Finale schrieb der 2,03-Meter-Hühne erstmals weltweit Schlagzeilen. Für den großen Coup gegen einen zu starken Rafael Nadal reichte es nicht, Sympathien sammelte Anderson jedoch en masse.

Am 12. August 2013 spielte er sich zum ersten Mal unter die besten 20 Spieler der Welt und sollte sich mit kleineren Unterbrechungen dort auch halten. So richtig auf den Zettel hatte den Südafrikaner jedoch keiner. Es war zwar bekannt, dass Anderson gut aufschlagen kann - Anderson wurde damit etwas in die Schublade von John Isner, Ivo Karlovic und Co. gesteckt -, beachtet wurde er jedoch nicht. In diese Schublade gehört Anderson nicht hin.

Anderson bewegt sich um einiges besser als seine Kumpanen mit ähnlicher Statur. Der 32-Jährige zeigt sich agil, flexibel und kann neben dem Aufschlag vor allem beim Return einiges anrichten.

Anderson- Riese mit weichem Kern

Dabei kommt Anderson seine enorm harte Arbeit Abseits des Platzes zu Gute und zahlt sich gegen schnell spielende Gegner aus. Stops erläuft der sanfte Riese mit schnellen Beinen und bleibt dabei stets ruhig. Die Zuschauer bekommen nur wenige Momente zu sehen, in denen Anderson eine negative Emotion herauslässt. Viel mehr feuert sich der zweimalige Grand-Slam-Finalist selbst an.

Neben seiner Ausstrahlung auf dem Platz überzeugt er neben dem Court. Auch nach großen Siegen wie zum Beispiel dem Marathon-Halbfinale gegen seinen US-College-Freund John Isner bleibt Anderson ruhig und zeigt Respekt für seinen Gegner.

Den größten Erfolg seiner Karriere feierte Anderson just im Viertelfinale in Wimbledon, als er einen Zweisatz-Rückstand gegen Roger Federer drehte und dessen Titeltraum vom neunten Triumph zunichte machte. Wieder blieb er ruhig, fiel nicht theatralisch zu Boden. Anderson reckte die Arme in den Himmel, um im nächsten Moment beinahe demütig Gegner Federer die Hand zu schütteln.

Verletzung als Neuanfang

Im Jahr 2016 sah die Welt für Anderson alles andere als rosig aus. Probleme am linken Knie, der rechten Schulter, am Handgelenk und im Adduktorenbereich setzten den Aufschlagriesen außer Gefecht, nachdem er zum ersten Mal unter den besten zehn Spielern der Welt stand.

Der Karrieretiefpunkt war gleichzeitig ein Neuanfang für Anderson, der nach einer Operation ein erfolgreiches Comeback feierte und sein bestes Tennis spielte. Ein Karrierehoch mit Platz sieben im Jahr 2018 war der Lohn für die harte Arbeit des dreimaligen All-American-College-Champions für seine Universität in Illinois.

Nach Wimbledon wird Anderson einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere erreichen, sich in der Weltrangliste auf Platz fünf vorgearneitet haben und hofft auf den ganz großen Coup. "Vielleicht halte ich einmal diesen Pokal in den Händen, wir werden sehen", erklärte Anderson mit einem Lächeln nach dem Wimbledon-Endspiel im Interview.

Anderson setzt sich für Umwelt ein

Dass Anderson auch Weitsicht zeigt, hat sich während des Showdowns in London herausgestellt. Als Vize-Präsident des ATP-Spieler-Councils setzt sich der Südafrikaner für die Umwelt ein und möchte die Plastik-Schlägerverpackungen künftig von den Tenniscourts fernhalten. Es seien ihm die Augen geöffnet worden, so Anderson in Wimbledon. Den Weltmeeren müsse geholfen werden und er und seine Kollegen sollen dabei beim Thema Plastikverbrauch als Vorbilder fungieren, so der 32-Jährige weiter.

von Maximilian Kisanyik

Montag
16.07.2018, 08:04 Uhr