Wimbledon: Ganz in Weiß - Zverev testet das Grün an der Church Road
Alexander Zverev schlägt seit Mittwoch in Wimbledon auf. Am Freitag nach der Auslosung wird er wissen, wie weit es für ihn gehen kann im Rasenmekka.
von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet:
29.06.2023, 17:29 Uhr
Alexander Zverev ist offensichtlich traditionsbewusst. Stirnband, Shirt, Hose, Socken, Schuhe: Das "predominantly white", die überwiegend weiße Kleidung, die der All England Club bei der Nutzung seiner stets auf 8 Millimeter gestutzten Rasenplätze einfordert, trug Zverev wie selbstverständlich, als er am Mittwoch seine ersten Trainingsbälle auf der Anlage schlug.
Wie weit es für den Olympiasieger an der Church Road in London SW 19 gehen könnte, wird er nach der Auslosung am Freitag (12.00 Uhr MESZ) wissen. Auf Rasen hat Zverev eine Bilanz von 31 Siegen und 17 Niederlagen, sein bisheriges Abschneiden in Wimbledon ist doch eher mäßig. Bei bislang sechs Teilnahmen ist er nie über das Achtelfinale (2021 und 2017) hinausgekommen.
McEnroe: "Er hat wieder Vertrauen in sein Spiel"
Immerhin: Beim Turnier in Halle, wo er 2017 und 2016 das Finale verlor, stieß Zverev vergangene Woche bis ins Halbfinale vor, sein Abschneiden bei den French Open in Paris, wo er zum dritten Mal nacheinander in der Runde der letzten Vier stand, macht Hoffnung. Aber: "Bei den French Open hatte er eine gute Auslosung. Der Weg ins Halbfinale war offen", sagte John McEnroe der Sport Bild.
Der dreimalige Wimbledonsieger war von Zverevs Auftreten in Paris durchaus angetan, "Sascha wirkte auf mich mental sehr stark. Er hatte wieder Vertrauen in sein Spiel. Daher war dieser Erfolg möglich", sagte er - schränkte jedoch auch ein: "Ich glaube nicht, dass er schon wieder der Alte ist. Da ist noch Luft nach oben." Das gilt grundsätzlich, und für Wimbledon sowieso.
Zverev mit Level sehr zufrieden
Für McEnroe, einst auch viermal Champion bei den US Open, ist freilich erwartbar, dass Zverev noch nicht wieder ganz oben angekommen ist. "Sein Weg zurück war härter, als viele erwartet haben. Er war sieben Monate draußen. Danach war die Verletzung noch lange in seinem Kopf", sagte er. Davon abgesehen aber: "Er ist auf jeden Fall ein Top-10-Spieler – mindestens."
Zverev fühlt sich offensichtlich gut vorbereitet. "Ich bin mit dem Level, das ich im Moment spiele, sehr zufrieden", sagte er nach der Halbfinal-Niederlage in Halle gegen den Kasachen Alexander Bublik, der das Turnier anschließend auch gewann. Wobei: Glücklich sah er bei diesem Statement nicht aus. Und schon zuvor hatte er behauptet: Rasen ist nicht mein Belag.
Er "sei zu groß für Rasen", hatte Zverev zuletzt geklagt. 198 Zentimeter misst der 26 Jahre alte Hamburger, der Ball, lamentierte er, springe auf besagtem Untergrund unterhalb seiner Schwungzone ab. Boris Becker hält das für eine Ausrede: Zverev müsse eben die Besonderheiten des Grüns akzeptieren und richtig trainieren, sagte der dreimalige Wimbledonsieger.
Mit dem Training vor Ort hat Zverev früh begonnen. Und auch die Etikette stimmte.