Spanische Erbfolge
Garbine Muguruza hat sich zur neuen Königin von Wimbledon gekrönt: Die Spanierin besiegte nach einem knappen ersten Satz die fünffache Titelträgerin Venus Williams nach 77 Minuten letztlich deutlich und sicherte sich damit ihren zweiten Major-Titel.
von SID/red
zuletzt bearbeitet:
15.07.2017, 16:29 Uhr
Garbine Muguruza hat als zweite Spanierin in der 131-jährigen Turniergeschichte der Championships in Wimbledon triumphiert und Venus Williams damit die Rückkehr auf den Grand-Slam-Thron verdorben. Muguruza (23) setzte sich im Generationenduell gegen die 14 Jahre ältere Amerikanerin 7:5, 6:0 durch und feierte ihren zweiten Majortitel nach den French Open 2016.
In ihrer Ecke jubelte ihre Teilzeit-Trainerin Conchita Martinez, die 1994 im Finale Rekordsiegerin Martina Navratilova besiegt hatte, in der Royal Box klatschte der spanische König Juan Carlos anerkennend Beifall. Auch die Wimbledonsiegerinnen vergangener Tage, Navratilova, Marion Bartoli und Billie Jean King freuten sich mit Muguruza.
Hilfe von Conchita
Venus Williams verpasste dagegen ihren sechsten Titel, neun Jahre nachdem sie zum bislang letzten Mal die Venus Rosewater Schale in den Himmel über dem Londoner Südwesten gestreckt hatte. Anders als ihre Schwester Serena, die Muguruza 2015 noch im Endspiel bezwungen hatte und in diesem Jahr hochschwanger fehlte, musste sie sich der Kraft und Präzision der gebürtigen Venezolanerin beugen.
Muguruza hatte vor dem Match angekündigt, besser vorbereitet in ihr zweites Endspiel auf dem "Heiligen Rasen" zu starten. "Das Finale gegen Serena hat mir geholfen, eine bessere Rasenspielerin zu werden", sagte sie und setzte auf die Erfahrung ihrer Vorgängerin Martinez: "Sie weiß, wie man sich vorbereiten und trainieren muss. Sie weiß, was zu tun ist."
Die Gespräche mit der früheren Weltranglistenzweiten zahlten sich aus. Muguruza, die im gesamten Turnier nur einen Satz gegen Vorjahresfinalistin Angelique Kerber (Kiel) verloren hatte, behielt im ersten Durchgang die Nerven, als Williams die Initiative ergriff. Zwei Satzbälle wehrte sie bei eigenem Aufschlag ab und verwertete wenig später selbst ihre zweite Chance.
"Das war einer der besten ersten Sätze, die ich je in einem Wimbledonfinale gesehen habe", schwärmte der dreimalige Titelträger Boris Becker. Allzu hochklassig blieb es jedoch nicht. Während Muguruza das Tempo hochhielt, brach Williams ein. Vor allem beim zweiten Aufschlag offenbarte die älteste Wimbledonfinalistin seit Navratilova 1994 Schwächen.
Wende in Satz eins
Muguruza war nach ihrem ersten großen Titel vor etwas mehr als einem Jahr in Roland Garros in ein Loch und anschließend aus den Top 10 gefallen. Kein einziges Finale hatte sie seitdem erreicht, und als auch noch ihr Trainer Sam Sumyk wegen der Schwangerschaft seiner Frau die Reise nach Wimbledon absagte, hatten nur noch wenige Experten Muguruza auf dem Zettel. Zumal sie beim Vorbereitungsturnier in Eastbourne gegen die Tschechin Barbora Strycova mit 1:6, 0:6 untergegangen war.
Knackpunkt im Match waren letztlich die beiden vergebenen Satzbälle von Williams in Satz eins, danach hatte die fünffache Titelträgerin keine großen Chancen mehr, dem Match eine Wendung zu geben. Muguruza wurde von Punkt zu Punkt selbstbewusster - und konnte ihren Triumph dennoch erst mit leichter Verzögerung feiern: Der letzte Ball des Matches war ins Aus geflogen, was erst durch das Hawkeye bestätigt wurde.