Wimbledon: Horror-Montag endete mit Zverev-Aus
Der erste Tag in Wimbledon hätte für die deutschen Profis nicht schlechter verlaufen können - alle sieben Spiele gingen verloren. Negativer Höhepunkt war dabei das Ausscheiden von Alexander Zverev.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
01.07.2019, 19:46 Uhr
Als Alexander Zverev am späten Montagnachmittag den ersten Satz seines Auftaktmatches gegen den Tschechen Jiri Vesely gewonnen hatte, schien der erste Wimbledon-Tag noch einem versöhnlichen deutschen Schlusspunkt zuzustreben. Sechs deutsche Profis hatten vor Zverev meist sang- und klanglos und ohne jeden Satzgewinn verloren, nun deutete wenigstens der ATP-Weltmeister das nötige Grand Slam-Format an. Aber es blieb dann leider nur bei der Andeutung, bei einer Ahnung von Klasse und Stärke. Als schließlich auf Court 1 des All England Club abgerechnet war, hatte sich auch die deutsche Nummer eins einigermaßen kläglich von den Tennisfestivitäten an der Church Road verabschiedet – mit 6:4, 3:6, 2:6 und 5:7 gegen den tschechischen Qualifikanten Vesely, der sich mühsam über die Qualifikation ins Hauptfeld durchgekämpft hatte.
„Mein Selbstbewusstsein ist gerade unter Null“, sagte Zverev, der nur knapp eine halbe Stunde nach seiner Niederlage zur obligatorischen Pressekonferenz erschien. Zverev wirkte wie am Boden zerstört, er berichtete auch von „zwei extrem schweren Tagen“ direkt vor dem Start ins Turnier: „Was da los ist, ist abartig“, sagte der 22-jährige Hamburger in Richtung seines Ex-Managers Patricio Apey, mit dem er sich seit Monaten in einem heftigen juristischen Scharmützel über die vertragliche Zusammenarbeit befindet, „das Ganze tut mir einfach weh.“
Zverevs Ausscheiden beim berühmtesten aller Turniere war der Höhepunkt der vielen Tiefpunkte in dieser Krisensaison. Und wie bei so vielen anderen Gastspielen im Wanderzirkus in der Serie 2019 wirkte der junge Deutsche mental instabil und sportlich schwer verunsichert. Wann immer es in den zugespitzten Situationen der Partie gegen Vesely um die Big Points ging, die besonders wichtigen Punkte, war er stets der Verlierer. „Die Niederlage hat nichts mit Tennis zu tun“, sagte Zverev nach der Partie in einem TV-Gespräch, „sondern mit dem Kopf. Es fehlt das Zutrauen, der Mumm, die Courage. Wenn ich wollte, könnte ich hier zehn Sätze spielen. Daran liegt es nicht.“ Symptomatisch waren die Sätze drei und vier für die Beschwernisse des Weltranglisten-Fünften. Er verspielte schlicht alle Breakpunkte, die er sich erkämpft hatte. Und verlor dann, als er beim Stand von 5:6 im vierten Akt gegen den Matchverlust servierte, die Nerven. Ein ins Netz geschlagener Rückhandvolley beendete das Spiel und damit auch Wimbledon 2019 für ihn, erstmals hatte er gleich in der Auftaktrunde verloren.
Kohlschreiber ohne Sieg auf Rasen
Zuvor war schon Veteran Philipp Kohlschreiber im Eröffnungsmatch auf dem Centre Court gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic gescheitert. „Es war eine harte Auftaktrunde, ein kniffliges Duell. Gegen einen wie Kohlschreiber musst du richtig konzentriert spielen“, sagte Djokovic, der allerdings nie ernsthaft in die Bredouille kam. Kohlschreiber, 2012 immerhin noch stolzer Viertelfinalist im grünen Tennisparadies, blieb mit dem erwarteten Scheitern zum Start der Offenen Englischen Meisterschaften ohne einen einzigen Sieg in der Rasensaison, schon in Stuttgart und Halle war er in der ersten Runde frustrierend ausgeschieden.
Auch am früheren Montag gab es für die deutschen Tennisabgesandten nichts zu holen, nicht mal einen Achtungssatz. Comeback-Mann Cedrik-Marcel Stebe scheiterte am 21-jährigen amerikanischen Aufschlagriesen Reilly Opelka trotz achtbarer Vorstellung mit 3:6, 6:7 (4) und 1:6 genau so wie Peter Gojowczyk, der 3:6, 2:6 und 3:6 gegen den Spanier Roberto Bautista-Agut verlor. Zverevs Bruder Mischa bekam vom belgischen Altvorderen Steve Darcis eine kräftige 2:6, 4:6, 4:6-Abreibung und verharrte damit weiter im Krisenmodus. „Ich habe völlig planlos und konfus gespielt“, sagte der ältere Zverev-Bruder später. Bei den Frauen schieden Anna-Lena Friedsam (4:6, 4:6 gegen die Russin Margarita Gasparyan) und Mona Barthel (3:6, 3:6 gegen die Tschechin Marie Bouzkova) aus.
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