Wimbledon: Jule Niemeier siegt auch - und macht Viertelfinale gegen Tatjana Maria klar
Jule Niemeier hat bei ihrem Wimbledondebüt das Viertelfinale erreicht. Die 22-Jährige aus Dortmund setzte sich auf dem Centre Court gegen die Britin Heather Watson 6:2, 6:4 durch und spielt am Dienstag in einem deutschen Duell mit Tatjana Maria (Bad Saulgau) um den Einzug ins Halbfinale.
von SID
zuletzt bearbeitet:
03.07.2022, 17:18 Uhr
Jule Niemeier dachte im bislang größten Moment ihrer Karriere zuerst an ihre britische Gegnerin und eroberte damit die Herzen der Fans. Tatjana Maria fliegen im All England Club ohnehin die Sympathien zu. Die beiden unwahrscheinlichen Wimbledon-Heldinnen aus Deutschland hat ihr märchenhafter Triumphzug bis ins Viertelfinale des bedeutendsten Turniers der Tenniswelt geführt. Und für eine von beiden ist dort noch nicht Schluss.
Am Dienstag treffen sie aufeinander, die Debütantin aus Dortmund und die zweifache Mutter Maria. Somit steht fest: Nach Angelique Kerber im vergangenen Jahr spielt erneut eine Deutsche um den Einzug ins Wimbledonfinale. Eine, mit der vor dem Turnier niemand gerechnet hatte.
"Sorry, dass ich heute eine Britin rausgeworfen habe", sagte die 22 Jahre alte Niemeier etwas verlegen. Kurz zuvor hatte sie Heather Watson mit 6:2, 6:4 geschlagen, an einem ganz besonderen "middle sunday", an dem das Jubiläum anlässlich des 100. Bestehens des allerheiligsten Platzes des Tennissports mit allerlei Prominenz und Prunk begangen wurde.
Wenige Meter nebenan hatte Maria zwei Matchbälle abgewehrt, ein schon verloren geglaubtes Match gegen die Lettin Jelena Ostapenko noch gedreht und nach dem 5:7, 7:5, 7:5 den Fans und ihrer Familie eine Liebeserklärung gemacht. Ohne die Zuschauer hätte sie das nicht geschafft, sagte Maria: "Sie waren immer da, und wenn sie an mich glauben, dann glaube ich auch an mich."
Immer da ist auch ihre Familie. Ihr Mann Charles Edouard und die beiden Töchter Charlotte und Cecilia. "Es macht mich so stolz, eine Mama zu sein, das ist die beste Sache der Welt. Ich liebe es, ich liebe meine Kinder und die Möglichkeit, das mit ihnen zusammen zu erleben", sagte Maria.
Während nebenan Stars und Champions - darunter auch Kerber - feierten und Niemeier auf ihr Match wartete, lieferten sich Maria und Ostapenko ein hochspannendes Duell. Die 34-Jährige, die aus Bad Saulgau stammt, entnervte dabei die frühere French-Open-Siegerin mit ihren unterschnittenen Vorhand- und Rückhandschlägen, die so eklig tief auf Rasen abspringen. So hatte sie vorher Sorana Cirstea (Rumänien/Nr. 26) und Maria Sakkari (Griechenland/Nr. 5) entzaubert.
Niemeier: Nach Zittersieg nun furchtlos
Niemeier bewies erneut, dass sie bereit ist für die ganz große Bühne. An diesem denkwürdigen Tag war sogar Rekordchampion Roger Federer gekommen. Und in dessen Gefolge zwei Dutzend Turniersieger und Turniersiegerinnen wie Kerber, Björn Borg, Rod Laver oder Billie Jean King. Sicher wäre auch Boris Becker in sein Wohnzimmer eingeladen worden, müsste er nicht seine Haftstrafe absitzen.
Als Gäste begrüßte der All England Club dagegen an diesem "middle sunday", der bei der 135. Auflage der Championships erstmals ein offizieller Spieltag war, Geflüchtete aus der Ukraine, Afghanistan und Syrien sowie Helferinnen und Helfer aus dem Gesundheitssystem, die COVID-Helden der Insel.
Sie alle sahen eine furchtlose Newcomerin, angriffslustig, aufschlagstark. So wie in den ersten beiden Runde und spielerisch deutlich verbessert im Vergleich zum Zittersieg über Lesia Tsurenko am Freitag. Die historische Bühne, die Stars und Superstars und auch die Tausenden Heimfans der Britin Watson: All das schien Niemeier nur zu motivieren.