Wimbledon: Simona Halep - "Ich habe nie besser gespielt als heute"
Simona Halep hat am Samstag ihren größten Karriere-Erfolg gefeiert. Der glatte Triumph gegen Serena Williams im Finale von Wimbledon 2019 hat die Rumänin wohl auch selbst überrascht.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
13.07.2019, 17:24 Uhr
Von Jörg Allmeroth aus London
Die Siegerehrung auf dem berühmtesten aller Tennisplätze hatte gerade begonnen, da zückte oben auf der Tribüne Venus Williams ihren kleinen Fotoapparat. Immer wieder drückte Venus auf den Auslöser, aber das Bild, das sie sich - wie alle aus der Familiendynastie – gewünscht hatte, gab es nicht zu fotografieren an diesem denkwürdigen Tag auf dem Centre Court von Wimbledon. Neue Rasenkönigin in London SW 19 war nämlich nicht die haushohe Turnier- und Endspielfavoritin Serena Williams (37), die bisher schon siebenmalige Siegerin, sondern die kleine, unheimlich groß aufspielende Rumänin Simona Halep (27).
Kaum zu glauben, aber wahr: Nach bloß 56 Minuten war das letzte Duell im Frauenturnier 2019 schon wieder beendet, 6:2 und 6:2 hatte Halep gewonnen, im Hurra-Stil gegen eine überforderte Serena. „Ich kann es nicht in Worte fassen. Das ist der größte Tag in meinem Leben“, sagte die 27-jährige Überraschungssiegerin, „ich habe nie besser gespielt als heute.“ Royale Glückwünsche konnte Halep auch gleich noch entgegennehmen, auf den Gängen des Klubgebäude traf Halep die angereisten Herzoginnen Kate und Meghan.
Simona Halep wie schon 2018 Angelique Kerber
Ähnlich wie im Vorjahr, als Angelique Kerber sich mit Mut und Courage der Aufgabe gegen Williams gestellt hatte, zeigte nun auch Halep keinerlei Befangenheit, keinerlei Nervosität und keinerlei Zweifel. Es war ein Erfolg, ungefährdet von den ersten Metern bis über die Ziellinie, ein völlig verdienter Kantersieg, bei dem Halep die brillante Quote von gerade einmal drei schlappen Fehlern in knapp einer Stunde Spielzeit aufaddierte. „Ich kann nur den Hut ziehen vor ihr. Sie hat gespielt wie ein wahrer Champion“, sagte Williams hinterher. Für sie hatte die Partie schon zittrig begonnen, gleich im ersten Aufschlagspiel kassierte sie ein Break. Und nichts wurde anschließend bei der Amerikanerin besser, sie wirkte fast wie gelähmt, blockiert in ihren Aktionen. „Es war nicht die Serena, die wir kennen. Sie war gehemmt, nicht frisch in ihrem ganzen Auftritt“, sagte die ehemalige Weltranglisten-Erste Tracy Austin.
skywim2019
Halep war ihrem ersten Grand Slam-Sieg jahrelang hinterher gelaufen. Sie verlor die ersten drei Major-Endspiele ihrer Karriere in Australien und Frankreich (2x), bevor sie dann 2018 endlich, endlich die French Open gewann. Auf Gras fehlten ihr bisher die besonderen, herausragenden Resultate, erst während des laufenden Turniers habe sie sich zum ersten Mal „richtig wohl gefühlt“, sagte Halep, „ich spielte durchgehend mit großer Sicherheit, mit enormem Selbstbewusstsein.“ Auf dem Weg ins Finale besiegte sie neben anderen die frühere Nummer eins, die Weißrussin Viktoria Azarenka, dann auch US-Wunderkind Cori Gauff und zuletzt im Halbfinale Geheimfavoritin Elina Svitolina (Ukraine).
Ion Tiriac gratuliert
Wenige trauten ihr zu, dem Sturm und Drang, der faszinierenden Power von Williams widerstehen zu können, doch die Rumänin spielte ihre Stärken – Beweglichkeit, Geschmeidigkeit und Kampfkraft – vorzüglich aus, jederzeit die Herrin des Geschehens. „Ich habe hart gearbeitet, um diesen Moment zu erleben“, sagte Halep, „meine Mutter hat mir schon als Kind gesagt: Hoffentlich wirst du einmal Wimbledon gewinnen. Und jetzt ist es passiert.“ Auf der Spielerterrasse schloss Halep später nicht nur ihre Eltern und ihr ganzes Trainerteam in die Arme, sondern auch einen, der sie in ihrer ganzen Karriere gefördert und unterstützt hatte – Ion Tiriac.