Wimbledon: Und das war´s dann für die Deutschen
Mit Julia Görges und Jan-Lennard Struff sind am Samstag in Wimbledon die beiden letzten deutschen TeilnehmerInnen im Einzel ausgeschieden. Eine ernüchternde Bilanz für die DTB-Athleten nur ein Jahr nach dem Triumph von Angelique Kerber.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
07.07.2019, 07:46 Uhr
Von Jörg Allmeroth aus London
Jan-Lennard Struff packte seine Tennistasche in Windeseile zusammen, dann winkte er noch einmal in alle Richtungen zum Publikum auf Court 12 von Wimbledon. Es waren die letzten Momente, die der letzte deutsche Einzelkämpfer bei den Offenen Englischen Meisterschaften auf dem Tennisgrün erlebte erlebte – an einem Tag, an dem Struff unter dramatischen Umständen mit 3:6, 6:7 (5:7), 6:4 und 5:7 gegen den Kasachen Mikhail Kukushkin ausschied und die deutschen Solistenauftritte damit zum Schluss gekommen waren.
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Während der Partie auf Court 12 war eine 60-jährige Zuschauerin zusammengebrochen und hatte mit einem Defibrillator wiederbelebt werden müssen. Das Spiel war zunächst für längere Zeit unterbrochen, dann ausgesetzt – und erst nach anderthalb Stunden wieder aufgenommen worden. Die Zuschauerin, teilte der All England Club in einem Statement später mit, sei nach erfolgreicher Reanimation in ein lokales Hospital gebracht worden, um eine optimale Rettungsaktion zu garantieren, seien die Zuschauerränge evakuiert worden. Lange Zeit hatten Struff und Kukushkin noch schockiert vor Ort die Wiederbelebungsmaßnahmen verfolgt, ehe sie den Platz in Richtung Spielerzentrum verließen.
Julia Görges spürt Respekt von Serena Williams
Vor den dramatischen Ereignissen rund um die Struff-Partie war Julia Görges als letzte deutsche Spielerin im Frauenturnier ausgeschieden: In einer Neuauflage des letztjährigen Halbfinales verlor die 30-jährige mit 3:6 und 4:6 gegen Mitfavoritin Serena Williams. „Es war ein hochklassiges Match, in dem sie entscheidenden Punkte gemacht hat“, sagte Görges, „ich fand, dass ich so dicht wie nie dran war, sie zu knacken.“ Allerdings konnte sich Görges in den 72 Minuten des Duells auf Court 1 keinen einzigen Breakball gegen die Amerikanerin erspielen, die von der ersten Sekunde an hellwach und hochkonzentriert wirkte. Es sei ein Zeichen von „Respekt mir gegenüber“, so Görges, „dass Serena sofort mit voller Intensität bei der Sache war. Das ist nicht selbstverständlich bei ihr.“
Görges verlor in beiden Sätzen jeweils ein Mal ihren Aufschlag, ansonsten bewegte sich die Partie größtenteils auf Augenhöhe. „Ich merke, dass ich mich in jedem Match etwas steigere. Das war heute die beste Leistung seit langem“, sagte Williams, die gegen Görges erst das fünfzehnte Match in diesem Jahr bestritt. Williams gilt nach einer insgesamt starken ersten Turnierwoche nun wieder zu den engsten Turnierfavoritinnen, sie könnte Wimbledon zum achten Mal gewinnen und damit auch den ewigen Grand-Slam-Titelrekord der Australierin Margaret Court-Smith einstellen – mit 24 Major-Erfolgen.
Struff kann seine Chancen nicht nutzen
Struff hatte sich zum Zeitpunkt des tragischen Zwischenfalls auf den Tribünen gerade weiter in die Partie zurückgekämpft, nachdem er unglücklich mit 0:2-Sätzen in Rückstand geraten war. Die Partie wurde bei Vorteil Struff und 2:2-Gleichstand im vierten Durchgang wieder aufgenommen, doch sowohl in diesem fünften als auch im neunten Spiel – bei 4:4-Remis – konnte der Deutsche eine Serie von Breakbällen nicht nutzen. Bei einem 5:6-Defizit wehrte der 29-jährige Westfale noch zwei Matchbälle ab, doch beim dritten Siegpunkt von Kukushkin schlug er einen Ball aus dem Halbfeld ins Netz – für ihn, aber auch für alle anderen Deutschen war Wimbledon damit in den Einzelwettbewerben beendet.