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Julia Görges verlässt Wimbledon nach Halbfinal-Aus "glücklich, stolz, motiviert"

Julia Görges kann Wimbledon hoch erhobenen Hauptes verlassen. Die Enttäuschung über die 2:6, 4:6-Niederlage gegen eine bärenstarke Serena Williams währte nur kurz. Der erste Halbfinaleinzug bei einem Grand-Slam-Turnier hat Görges Lust auf mehr gemacht.

von Ulrike Weinrich
zuletzt bearbeitet: 12.07.2018, 20:45 Uhr

Julia Görges, Wimbledon

Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon

Allzu hohe Erwartungen in Sachen Belohnung hatte Julia Görges nach dem Ende ihrer Erfolgsreise nicht. "Ich freue mich, jetzt mal wieder im eigenen Bett schlafen zu können. Und vielleicht gönne ich mir zu Hause einen Döner Kebab", sagte Görges - und die Vorfreude auf ein paar entspannte Tage "Dahoam" waren der 29-Jährigen deutlich anzusehen.

Julia Görges fühlte sich nach dem Ende der Reise "glücklich, stolz, motiviert"

Görges verließ den altehrwürdigen All England Lawn Tennis and Croquet Club (AELTC) mit "hoch erhobenem Kopf". Und nicht nur das, sie verließ ihn auch äußerst inspiriert von all der Atmosphäre und den beeindruckenden Erlebnissen der vergangenen Tage. "Glücklich, stolz, motiviert" - so fasste "Jule" ihren Gefühlszustand kurz und prägnant zusammen.

Man spürte deutlich: Die Weltranglisten-13. hat Lunte gerochen. Und sie wusste nur zu gut, dass sie sich nicht viel vorzuwerfen hatte nach der Niederlage gegen Williams, die wohl das bislang beste Match seit ihrer Rückkehr nach ihrer Babypause zeigte. "Die Atmosphäre auf dem Centre Court war schon etwas Besonderes", schwärmte Görges und erzählte mit leuchtenden Augen: "Wenn die Leute applaudieren, wenn man das Echo hört, wow, das sind Momente, für die man arbeitet."

Fehlende Erfahrung von "Jule" machte den Hauptunterschied

Es sei gleichzeitig ein Ansporn, noch härter zu arbeiten, "damit ich da wieder hinkomme, wieder an der gleichen Stelle stehe wie heute - und es vielleicht das nächste Mal ein wenig besser mache." Es hatte nicht viel gefehlt und Görges hätte die siebenmalige Wimbledonsiegerin im zweiten Satz sogar noch einmal in Bedrängnis bringen können.

Die Wahl-Regensburgerin verkürzte mit ihrem ersten und einzigen Break zum 4:5, leistete sich dann aber unter anderem einen Doppelfehler und gab ihr Aufschlagspiel zum Matchverlust zu null ab. "Alles in allem denke ich, dass Serena wusste, wie sie diese Partie durch ihre Erfahrung gewinnen kann, die mir noch fehlt", sagte Görges, die bei ihrer treffenden Matchanalyse alles andere als niedergeschlagen wirkte.

Aus der manchmal negativen Görges ist die reflektierende "Jule" geworden

Was nicht verwunderte, wenn man sie gerade in den vergangenen beiden Jahren beobachtet hat. Görges zieht viel Energie aus ihrer neuen positiven Einstellung. Fragen nach der "alten Jule", die sich manchmal selbst mit Zynismus in einen Negativ-Strudel brachte, will sie am liebsten gar nicht mehr hören.

Der Wandel von der oft zaudernden Görges zu einer neugierigen Frau, die mit offenen Augen durch die Welt geht, nicht mehr nur ihre Matches reflektiert und einfach zufrieden mit sich und der Welt scheint, er hat auch viel mit einem radikalen Kurswechsel vor zweieinhalb Jahren zu tun.

Es gibt noch etwas anderes außer Tennis: "Das Leben"

Die Powerspielerin trennte sich damals von ihrem langjährigen Coach Sascha Nensel und verpflichtete Michael Geserer als Trainer sowie Florian Zitzelsberger als Physio und Fitnessexperten. "Durch die Beiden habe ich gesehen, dass es noch etwas anderes außer Tennis gibt: Das Leben", erzählte Görges in den Tagen von Wimbledon. Mit Zitzelsberger ist sie liiert.

Das wohl größte Lob kam am Donnerstagabend allerdings von der Meisterin persönlich: "Julia hat wirklich stark gespielt, ich habe sie noch nie so gut gesehen. Und ich sehe sie oft, weil ich ihr wirklich gerne zuschaue", meinte Serena Williams nach dem Halbfinale und gab zu: "Ich musste heute meine beste Leistung abrufen."

Görges wird auch diese Aussage äußerst erfreut registriert haben. Es ist eine weitere Bestätigung, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen hat. Erst einmal aber zählte erst einmal nur eines: Die Vorfreude auf das eigene Bett - und einen Döner Kebab.

von Ulrike Weinrich

Donnerstag
12.07.2018, 20:45 Uhr