Zurück im deutschen "Wohnzimmer": Federer begeistert Halle auch als "Rentner"
Auch als "Rentner" machte Roger Federer auf dem Centre Court in Halle eine blendende Figur. Statt im Tennisoutfit kehrte der Superstar im schicken schwarzen Anzug in sein langjähriges deutsches "Wohnzimmer" zurück, machte Späßchen mit dem Maskottchen - und nahm unter lautem Jubel sichtlich gerührt den Award für seine Verdienste um das westfälische ATP-Turnier entgegen, wo er als Profi zehnmal den Pokal in die Höhe stemmen durfte.
von SID
zuletzt bearbeitet:
21.06.2023, 18:14 Uhr
"Das bedeutet mir sehr viel", sagte der Schweizer, und die Herzen flogen dem Rekordsieger und Fanliebling bei seinem ersten Auftritt im Tenniszirkus rund neun Monate nach seinem Rücktritt nur so zu. "Ich bin natürlich überglücklich", sagte Federer, "dass ich dieses Turnier selber prägen durfte mit so vielen Siegen."
Vom Tennis hatte der "Maestro" nach seinem tränenreichen Abschied im vergangenen September beim Laver Cup zwar Abstand genommen, langweilig wurde es ihm seither aber gewiss nicht. Sei es bei der Formel 1 in Miami, beim Basketball mit den New York Knicks, auf der glamourösen Met Gala, mit Ehefrau Mirka und den vier Kindern in Disneyland oder erstmals seit 15 Jahren beim Skifahren - Federer genießt seinen Ruhestand in vollen Zügen.
Auch für seine Stiftung, seine Herzensangelegenheit, findet der langjährige Weltranglistenerste viel Zeit. Erst im Mai besuchte er mit der ganzen Familie ein Projekt in Lesotho und hatte sichtlich Spaß, inmitten einer großen Gruppe von Kindern wieder einmal das Tennisracket zu schwingen.
Eine Herzensangelegenheit während seiner aktiven Karriere war auch das Rasenturnier in Halle. "Es fühlt sich an wie ein Stück Zuhause neben dem Zuhause", sagte Federer, der als Profi für das Turnier sogar einen Vertrag auf Lebenszeit unterzeichnete. Und die Organisatoren benannten die zum großen Stadion führende Straße kurzerhand in Roger-Federer-Allee um.
"Roger ist hier nicht einfach nur ein Spieler gewesen, der zu Gast war. Sondern ein Teil der Familie", erzählte Ralf Weber, Turnierdirektor der Terra Wortmann Open. 2003 holte Federer in Ostwestfalen im Finale gegen Nicolas Kiefer den ersten seiner zehn Titel, wenige Wochen später folgte der erste Triumph auf dem "heiligen Rasen" von Wimbledon und der Aufstieg zum Weltstar.
Dass sein einstiger Grand-Slam-Rekord von 20 Titeln mittlerweile von Novak Djokovic weit übertroffen wurde, ärgert Federer indes keineswegs. "Ich denke, was Novak getan hat, ist unglaublich", sagte er jüngst über den 23. Major-Titel des Serben und meinte: "Es ist eine großartige Zeit, um ein Tennis-Fan zu sein, aber auch ein Spieler." Und als Fan fühlt sich Federer offenbar sichtlich wohl.