Zverev nach dem London-Sieg: "Wir jungen Spieler kommen!"
Alexander Zverev war im Anschluss an seinen größten Erfolg nicht nach tiefgründigen Gesprächen zumute. Zum Thema Wachablösung hat er jedoch eine klare Meinung.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
18.11.2018, 22:47 Uhr
Von Florian Goosmann aus London
Den quasi unschlagbaren Novak Djokovic besiegt, den größten Titel der jungen Karriere geholt - und die Saison 2018 mit einem Knall beendet. Wenn sich einer den wohlverdienten Urlaub verdient hat, dann Alexander Zverev.
Dem war in der Pressekonferenz nach dem Sieg bei den ATP Finals entsprechend nach Jux und Dollerei zumute. "Das war der schlechteste Applaus, den ich je nach einem Turniersieg bekommen habe", witzelte er beim Einlauf ins Pressezentrum, als unter den wartenden Journalisten etwas Unsicherheit herrschte, ob nun auch wirklich applaudiert werden dürfe oder nicht. "Dennoch danke", sagte Zverev und grinste amüsiert.
Und legte nach. Was er gefühlt habe, als er sich nach dem Matchball auf den Boden habe fallen lassen? "Meine Knie, die haben dabei etwas weh getan." Ob er glaube, dass der Sieg nun den Druck erhöhe, bei Grand Slams gut abzuschneiden? "Das Einzige, was ich im Moment glaube, ist, dass meine Ferien toll werden, die nächsten beiden Wochen." Was Ivan Lendl vorm Spiel mit ihm gemacht habe? "Der hat gar nichts gemacht. Er hat mit mir über Golf geredet."
Zverevs Erfolgsgeheimnis: Der Aufschlag
Es war natürlich alles nur Spaß. "Wir haben das Match analysiert, das ich gegen Novak vor ein paar Tagen gespielt habe. Er hat mir Dinge gesagt, die ich anders machen muss. Ich war aggressiver heute. Habe den Ball früher genommen."
Ein Erfolgsgeheimnis in dieser Woche: ganz klar der Aufschlag. Er lag stets über 60 Prozent, in den Matches gegen John Isner und Novak Djokovic bei mehr als 70 Prozent - in Satz eins gegen den Djoker bei absurden 88 Prozent. "Ich habe in den letzten Monaten mit Ivan großen Fokus darauf gelegt. Das war eine Sache, die wir wirklich verbessern wollten. Ich bin sehr groß, daher müssen wir ihn zu einer Waffe machen."
Mit dem Sieg über Djokovic reihte sich Zverev in die Reihe zweier anderer Akteure ein, denen dies seit Wimbledon einzig gelungen war - Stefanos Tsitsipas nämlich und Karen Khachanov. "Wir jungen Spieler kommen", sagte Zverev. "Khachanovs Sieg in Paris war ein großes Ding, ich hab mich sehr für ihn gefreut. In Toronto, als Tsitsipas gewonnen hat, hat Novak nicht so gut gespielt - dennoch muss man ihn auch dann erst schlagen."
Wachablösung? Noch nicht, sagt Zverev
Bei aller Euphorie und Urlaubslaune - eine Sache stellte Zverev dennoch klar. Auf die Frage, ob man die besten Spieler der Geschichte nun vom Thron stoßen würde. "Moment mal", beschwichtigte der Weltranglisten-Fünfte. "Die anderen gewinnen immer die Grand Slams und sind auf den Plätzen eins, zwei und drei. Sie sind immer noch die besten Spieler auf der Welt. Wir jungen Spieler versuchen alles, um das zu ändern. Aber dieses Jahr waren sie besser."
Für Zverev steht nun der Urlaub an, erst in Dubai, dann auf den Malediven. "Morgen um 9 Uhr geht der Flieger", kündigte der frischgebackene Weltmeister an - entsprechend verhalten werde die Siegesfeier ausfallen. Wann es mit Tennis weitergeht, steht indes auch schon fest. "Am 2. Dezember in Monte Carlo", verriet Zverev. "Um 9 Uhr."