"Jeder erwartet so viel von mir"
Angelique Kerber findet die Kritik an ihrer bisherigen Saison nicht gerechtfertigt. In ihrem Stuttgarter Wohnzimmer will sie am Wochenende erst einmal das deutsche Fed-Cup-Team gegen die Ukraine vor dem Abstieg bewahren.
von SID
zuletzt bearbeitet:
19.04.2017, 12:45 Uhr
Mit einem Tabata-Intervall im Schneegestöber von Stuttgart stellte Konditionstrainer Mike Diehl das Fed-Cup-Team um Angelique Kerber am Mittwochfrüh auf den zu erwartenden heißen Tanz gegen die Ukrainer ein. "Die Chancen stehen 50:50. Entscheidend ist, dass wir unser bestes Tennis spielen, dann sind wir schwer zu schlagen", sagte Bundestrainerin Barbara Rittner dem SID mit Blick auf das Playoff-Duell um den Klassenerhalt am Wochenende in der Porsche-Arena.
Hoffnungsträgerin Angelique Kerber präsentiert sich in diesen Tagen jedenfalls schon mal gelöster als zuletzt. Die zweimalige Grand-Slam-Siegerin machte außerdem keinen Hehl daraus, dass sie die Kritik an ihren bisherigen Ergebnissen in der laufenden Saison nur schwer nachvollziehen kann.
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"Wir sprechen hier von einem hohen Niveau, auf dem es nicht so läuft. Ich mache kein großes Ding daraus. Jeder erwartet so viel von mir", sagte die Weltranglistenerste am Mittwoch. Ein gutes Omen: Mit zwei Siegen beim 4:1 in Rumänien hatte Kerber genau vor einem Jahr den Abstieg der DTB-Auswahl aus der Weltgruppe fast im Alleingang verhindert.
Doch nach dem mäßigen Start ins Jahr hat die 29-Jährige die kritischen Stimmen durchaus registriert. "Ich bleibe trotzdem positiv. Wir haben ja noch ein paar Monate in diesem Jahr", meinte die Kielerin und blickte optimistisch in die Zukunft: "Ich glaube, meine Erfahrung hilft mir, den Druck ein bisschen zu vergessen." Kerber wartet 2017 noch auf einen Turniersieg. Zuletzt stand die 29-Jährige im Finale von Monterrey, das sie gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa verlor.
Während Kerber für das Einzel auf dem stumpfen Sandplatz in der 4500 Zuschauer fassenden Arena gesetzt ist, gibt es um den zweiten Platz ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Laura Siegemund (Metzingen/WTA-Nr. 37) und Julia Görges (WTA-Nr. 46). "Die Entscheidung ist schwierig genug. Ich werde das von den Trainingseindrücken abhängig machen", sagte Rittner.
Görges wieder fit
Görges, die 2011 das Turnier in Stuttgart gewonnen hatte, hat ihre Handgelenkverletzung auskuriert und steht seit Dienstag wieder im Schlagtraining. Auch die Schwäbin Siegemund brennt auf einen Start bei ihrem Heimspiel. "Ich bin aufgeregt und hoffe, dass ich zum Einsatz komme", sagte die Diplom-Psychologin, die zuletzt in Charleston die ukrainische Nummer zwei Lesia Zurenko bezwang.
Allerdings hat die Weltranglisten-13. Jelina Switolina, die Spitzenspielerin der Gäste, zuletzt dreimal in Folge gegen Kerber gewonnen. "Den Schlüssel für diese Siege verrate ich aber nicht", meinte Switolina am Mittwoch schmunzelnd.
Der Spaßfaktor im deutschen Team ist auch ohne die wegen Formschwäche nicht nominierte Andrea Petkovic (Darmstadt/WTA-Nr. 75) hoch. Das bewies ein Essen beim Thailänder. "Natürlich fehlt uns Petko. Dadurch ist es ein bisschen ruhiger am Tisch, aber auch die anderen Mädels kommen in Schwung", verriet Rittner, die den ersten Abstieg seit fünf Jahren verhindern will.
Wohlfühloase Stuttgart
Dabei soll auch der Stuttgart-Faktor helfen. "Ich hatte hier so viele schöne Erinnerungen in den letzten Jahren. Es ist immer etwas Besonderes, in dieser Halle zu spielen", meinte Kerber. Die Linkshänderin hatte das WTA-Sandplatzturnier in Stuttgart zuletzt zweimal nacheinander gewonnen.
Auch die Stimmung in Reihen der Fed-Cup-Mannschaft genießt Kerber: "Es ist immer ein schöne Abwechslung, zusammen als Team aufzutreten. Ich freue mich auf jeden Fall, hier als zweimalige Grand-Slam-Siegerin und Nummer eins anzutreten." Druck hin, Druck her.
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