Anke Huber: "Der Porsche Tennis Grand Prix begleitet mich schon fast mein ganzes Leben"
Anke Huber kennt den Porsche Tennis Grand Prix in allen Facetten - als Zuschauerin, als zweifache Siegerin und als Sportliche Leiterin. Bei uns blickt sie zurück auf "ihr" Turnier.
von Anke Huber / Protokoll: Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
21.04.2020, 17:13 Uhr
„Meine erste Erinnerung an den Porsche Tennis Grand Prix? Das war 1984. Als mich mein Vater damals zum ersten Mal mit nach Filderstadt nahm, war ich neun Jahre alt und hatte gerade meine Begeisterung für Tennis entdeckt. Der Porsche Tennis Grand Prix war mein erstes Turnier überhaupt, das ich so hautnah erlebte, und ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit großen Augen und offenem Mund durch die Anlage gelaufen bin. Besonders neugierig war ich natürlich auf Steffi Graf. Die wurde damals schon als künftige Nummer 1 gehandelt, und auch in unserem Club war sie für die meisten Mädchen ein Vorbild.
Sie bei diesem Turnier live zu sehen, war ein Riesenerlebnis. Wie fast alle Zuschauer in der Halle habe auch ich ihr fest die Daumen gedrückt, habe gehofft, dass sie dieses Turnier gewinnt. Sie kam auch ins Finale, hat dann aber gegen die junge Schwedin Catarina Lindqvist verloren. Dass sie als Zugabe auch noch einen nagelneuen Porsche erhielt, einfach so und zum Mitnehmen, war unglaublich und mir war spätestens nach diesem Erlebnis klar, ich möchte Tennisprofi werden.
Zum Tennis bin ich durch meinen Vater gekommen. Der hat selbst auch Tennis gespielt, war auch in einem Club. Doch wir waren keine typische Tennisfamilie. Bei uns zu Hause lief auch nicht ständig Tennis im Fernsehen. Damals wurde ja noch nicht sonderlich viel übertragen, vielleicht mal Wimbledon oder die French Open, es gab ja noch kein Privatfernsehen. Ich habe aber sowieso lieber selbst gespielt als mir Tennisübertragungen anzusehen.
Premierensieg 1991: "Konnte es kaum glauben"
1990, sechs Jahre nach meinem ersten Besuch in Filderstadt, war ich zum ersten Mal als Spielerin beim Porsche Tennis Grand Prix. Für mich ging ein Traum in Erfüllung – aus dem ich allerdings schnell wieder aufwachte: Ich verlor mein Auftaktmatch trotz gewonnenem ersten Satz gegen die Australierin Rachel McQuillan. Doch trotz dieser Niederlage wusste ich jetzt eines: Das ist meine Welt.
1991 kam ich zurück und habe einen Lauf hingelegt bis ins Finale. Damals hat alles gepasst. Mir kam der Platz entgegen, der schnelle Belag, und die Zuschauer standen voll hinter mir. Meine Unbekümmertheit kam mir sicherlich auch zugute. Ich war ja erst 16 Jahre alt, da habe ich mir wenig Gedanken gemacht und locker drauflosgespielt, ich hatte ja nichts zu verlieren. Doch diesmal hat alles gepasst. Dabei hatte ich in jedem Match eine Gegnerin, die besser platziert war, darunter Weltklassespielerinnen wie Zina Garrison und Helena Sukova – der Porsche Tennis Grand Prix hatte schon damals immer ein tolles Feld. Bevor ich richtig realisierte, was da gerade passierte, stand ich im Finale – und das gegen die große Martina Navratilova. Da habe ich erstmal geschluckt. Sie war ein Star, hatte bis dahin bereits fünf Mal in Filderstadt gewonnen und war beim Publikum beliebt.
Vom Finale gegen Navratilova weiß ich noch, wie sehr mich die Zuschauer angefeuert haben, vor allem nach dem verlorenen ersten Satz. Martina war ein Star, hatte bis dahin schon fünf Mal in Filderstadt gewonnen und war natürlich beliebt. Doch ich war jung, dazu noch aus Deutschland und sogar aus der Gegend – das brachte die Zuschauer wohl auf meine Seite. Ich konnte es kaum glauben nach über drei Stunden tatsächlich Martina Navratilova geschlagen und mein Heimturnier gewonnen zu haben.
Das Finale 1994 gegen Mary Pierce war ganz anders. Sie war zwar die Titelverteidigerin und klare Favoritin, immerhin stand sie in diesem Jahr schon im Finale der French Open. Doch das war im Freien und auf Sand. Auf dem Hartplatz in der Halle von Filderstadt war ich im Vorteil, und den konnte ich zu einem recht souveränen zweiten Sieg nutzen.
Finale gegen Martina Hingis? "Nicht genug an mich geglaubt"
Auch 1996 stand ich im Finale, gegen Martina Hingis, habe aber in drei Sätzen verloren. Diese Niederlage ärgert mich noch heute. Da war viel mehr drin für mich. Doch ich hatte einfach zu viel Respekt und habe nicht genug an mich geglaubt. Genau das war immer wieder ein Problem im Laufe meiner Karriere: Ich war in den entscheidenden Situationen nicht selbstbewusst genug, habe mir oft viel zu wenig zugetraut.
Der Porsche Tennis Grand Prix war immer mein Lieblingsturnier in Deutschland. Ich habe zwar auch die anderen Turniere in Deutschland immer gerne gespielt, allerdings mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. In Hamburg und Berlin war ich nie sonderlich erfolgreich, doch Sand war auch nicht gerade mein Lieblingsbelag. In Filderstadt und später in Leipzig lief es besser, wenn auch nicht immer super. So gerne ich auch in Deutschland gespielt habe, den Heimvorteil konnte ich viel zu selten nutzen. Ich habe mir da meistens zu viel Druck gemacht – leider.
Trotzdem blicke ich stolz und zufrieden auf meine Karriere zurück. Als ich 2001 meine letzte Saison gespielt habe, wollte ich eigentlich erst mal Abstand gewinnen, nicht direkt wieder was mit Tennis machen. Doch Udo Cervellini, damals Turnierdirektor des Porsche Tennis Grand Prix, hat mich überredet, als Sportliche Leiterin einzusteigen. Ich habe ein paarmal abgelehnt, ihn auf später vertröstet, doch er hat einfach nicht lockergelassen. Im Nachhinein bin ich natürlich sehr froh darüber, dass er damals so hartnäckig war.
2005 kam Markus Günthardt als Turnierdirektor an Bord. Mit ihm arbeite ich seither sehr eng und vertrauensvoll zusammen. Ich bin in erster Linie dafür zuständig, das Jahr über den Kontakt zu den Spielerinnen zu halten, sie fürs Turnier zu verpflichten und in Stuttgart zu betreuen. In der Turnierwoche koordiniere ich auch die verschiedenen Aktivitäten der Spielerinnen wie beispielsweise Autogrammstunden und halte den Kontakt zur WTA. Verrückt eigentlich: Anfangs wollte ich diesen Job eigentlich gar nicht – und jetzt mache ich ihn schon seit 19 Jahren. Und er macht mir immer noch sehr viel Spaß.“