Aslan Karatsev - Ein Überraschungs-Geschenk der Tennisgötter

Was erlauben Karatsev? Der Halbfinalsieg von Aslan gegen Branchenprimus Novak Djokovic beim ATP-Tour-250-Turnier in Belgrad war der Höhepunkt des Sportsamstages.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 25.04.2021, 11:41 Uhr

Aslan Karatsev mischt die Tenniswelt auf
© Getty Images
Aslan Karatsev mischt die Tenniswelt auf

Machen wir uns nichts vor: Für den durchschnittlichen Sport-Junkie sind die Samstagnachmittage kein Spaß. Beispielhaft der gestrige. In der deutschen Bundesliga stehen nur vier Matches an, das ist ein ganz zähes Brot, das es da zu kauen gilt. Freiburg gegen Hoffenheim, Union gegen Werder, da kommt nur bei den Aficionados Freude auf. Auf dem Hauptbildschirm läuft davor natürlich Tsitsipas gegen Sinner, aber Jannik hat seinen ersten Aufschlag in der Kabine vergessen, da kommt ganz wenig Spannung und noch weniger Freude auf. Nichts gegen Stefanos natürlich, wir mögen den Jungen.

Dass Rafa dann den armen PCB abzieht - geschenkt. Die zweitsicherste Wette im Sport. Knapp hinter einem Bayern-Sieg in Mainz. Zur Zerstreuung bietet sich aber wenig an, keine MotoGP, keine Formel 1, geschwommen wird auch nirgends, und die Biathleten haben das Feuer eingestellt. Es sieht nach einem ganz zähen Vorabendprogramm aus, denn Nole wird den armen Karatsev genauso zerstören wie Rafa, siehe oben.

Djokovic beim Heimspiel topmotiviert

Aber, wurscht, der zweite Screen gehört dann eben Belgrad, so mitreißend läuft Chelseas Auftritt bei West Ham auch wieder nicht. Was aber bekommen wir da geboten nach all den erwachsenen Männern, die sich wegen einem Hauch von Nichts über die Rasenflächen rollen? Ein Spektakel, ein Fest, das sich dieselbe Kulisse verdient hätte wie vor einem Jahr.

Wer sich erinnern mag: Da war was mit Adria Tour, und da war vor allem der Umstand, dass Nole nicht das Endspiel seiner eigenen Veranstaltung erreicht hat. Nur ein Schaukampf zwar, aber happy war der beste Tennisspieler der Welt nicht. Karatsev muss also ausbaden, was Krajinovic damals verbrochen hat.

Oder doch nicht? Djokovic jedenfalls ist heiß, kein Vergleich zum lustlosen, unkonzentrierten Auftritt gegen den Evans Danny vor ein paar Tagen in Monte Carlo. Und Aslan? Die Ruhe selbst. Schaut sich das mal eher gemächlich an, liegt schnell 0:3 zurück, gewinnt den ersten Satz dennoch, verliert den zweiten nicht unverdient, aber auch ein wenig unglücklich. Das Niveau ist mittlerweile auf Grand-Slam-Endspiel-Niveau, und Nole kämpft auch, als ob es für ihn um Major Nummer 19 ginge.

Karatsev nächste Woche in München

Aslan andererseits verteilt die Bälle und zupft mit seinem Handgelenk bei der Vorhand immer dann ganz besonders an, wenn es brenzlig wird. Also eigentlich ständig. 23 von 28 Breakbällen haut Karatsev weg. Wer bei den Australian Open noch gedacht hat, dass sich das Kapitel Karatsev nach dem Halbfinale in Melbourne auserzählt hat (der Verfasser hebt hier pflichtschuldig sofort die Hand) - think again.

Der Turniersieg in Dubai war ganz nett, der Auftritt am Freitag in Belgrad geradezu magisch. Aslan Karatsev erinnert an einen Platzwart, der in abgetragenen Kleidern vor dem Clubhaus im Schatten sitzt und widerwillig die Anfrage, ob er ein paar Bälle schlagen möchte, annimmt. Um dann wen auch immer abzuziehen.

Die einzige Sorge, die uns nun befällt: Was, wenn Aslan die Kräfte ausgehen? Nicht heute im Finale gegen Berrettini, aber danach. Munich calling, wir warten!

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von Jens Huiber

Sonntag
25.04.2021, 11:50 Uhr
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