Jürgen Melzer stürmt zum Finalsieg

Österreichs langjährige Nummer eins setzt die tollen Auftritte beim Turnier der zweiten Leistungsklasse fort: Jürgen Melzer triumphiert eindrucksvoll im Südwesten von Polen.

von Manuel Wachta
zuletzt bearbeitet: 05.03.2017, 19:25 Uhr

Jürgen Melzer lässt sich in Wroclaw auch durch Michal Przysiezny nicht stoppen

Gerade erst vor drei Wochen hatte er in Budapest mit nur einem Satzverlust den vierten ATP-Challenger-Titel in seiner so langen, erfolgreichen Karriere erobert. Dem ist jetzt sogleich der fünfte gefolgt: Jürgen Melzer hat am Sonntagabend auch den ATP-Challenger in Wroclaw für sich entschieden, und das diesmal sogar ohne Satzverlust. Der achtgesetzte Niederösterreicher (ATP 203) setzte sich im großen Finale des 85.000-Euro+H-Hartplatz-Hallenturniers in Polen beim ersten Duell mit dem mit einer Wildcard ausgerüsteten Lokalmatador Michal Przysiezny (ATP 402) nach 67 Minuten Spielzeit souverän mit 6:4, 6:3 durch.

Zuvor hatte Melzer bereits in Mönchengladbach 2001, Boca Raton 2004, Dallas 2013 und vor kurzem in Ungarns Hauptstadt triumphiert. Mit diesem abermaligen Coup stellte der Deutsch-Wagramer auch die Anzahl seiner Turniersiege auf der ATP-Tour ein. Der Schützling von Jan Velthuis kassierte dafür 12.250 Euro Preisgeld bzw. 100 ATP-Punkte, mit denen er sich in der Weltrangliste am Montag ganz deutlich zurück unter die Top 200 schieben wird, bis auf Rang 157. Dass nach seiner Schulteroperation im November 2015 mit nunmehr 35 Jahren sogar der Kurs in Richtung Top 100 mehr als stimmt, zeigt das "Race to London" für 2017 freilich noch mehr, dort wird sich der Ex-Weltranglisten-Achte auf Platz 51 verbessern.

Breaks zum 2:1 bringen Melzer früh auf Siegerstraße

Mit 26 Assen in zwei Sätzen hatte sich Przysiezny am Samstag ins Finale durchgeackert. Dort bewies Melzer allerdings einmal mehr, dass ihm Big Server als Gegner liegen. "Der hackt halt drauf wie ein Geistesgestörter", hatte er Przysieznys Spielweise mit einem Lächeln gegenüber tennisnet.com beschrieben, der heimische Routinier wusste jedoch mit dem hohen Spieltempo weitaus besser umzugehen als der Weltranglisten-57. vom Jänner 2014. Er war in so manchen Returnspielen zwar chancenlos, doch vermochte dessen starke Aufschläge auch immer wieder gekonnt zu entschärfen und musste gesamt bloß elf Asse (bei fünf Doppelfehlern) einstecken.

Melzer schaffte unter so einiger Mithilfe des Hausherren früh das erste Break zum 2:1, musste bei zwei seinen Chancen zum Doppelbreak bei 3:1 noch beide Male ein Ass hinnehmen, holte dieses freilich im siebten Spiel nach. Bis zum 5:2 und 30:0 verlor er lediglich zwei Punkte bei seinem Aufschlag, ehe der Faden kurzzeitig etwas riss, er mit zwei Doppelfehlern in Folge ein Rebreak zulassen musste, im zweiten Versuch servierte er aber nach 15:30-Rückstand aus. Im zweiten Durchgang wehrte er sogleich bei 0:1 den zweiten (und zugleich letzten) Breakball in der Partie gegen sich ab, breakte im nächsten Game zu null zum 2:1 und schlug am Ende noch einmal zu - ein Rückhand-Fehler von Przysiezny brachte schließlich die Entscheidung.

Melzer: "Wo das hingeht, ist mir egal, wenn..."

"Bis 5:2 und 30:0 war's gut", sagte Melzer nach seinem Erfolg gegenüber tennisnet.com, "und dann werfe ich zwei Doppelfehler und verliere komplett den Rhythmus. Aber ich habe danach eigentlich wieder ganz gut hineingefunden und wieder gut gespielt, wenn es wichtig war. Und in einem Finale geht's einfach darum, dass man gewinnt. Da gibt es keine Schönheitspreise zu gewinnen, sondern es geht darum, dass man den Titel holt, das ist eigentlich im Tennis immer so. Wie Andre Agassi gesagt hat: Man muss immer nur an dem Tag besser sein als der andere, und das habe ich heute geschafft. Da bin ich schon sehr, sehr froh darüber.

Auch sein Fortschritt in Sachen Weltranglisten-Position freute Melzer. "Klar ist es schön, dass ich bis jetzt meine Punkte gemacht habe, ich bis Anfang März bereits gut gepunktet habe, was das 'Race to London' angeht." Doch diesbezügliche konkrete Ziele stünden weiterhin nicht auf der Tagesordnung. "Ich habe mir gesagt, ich spiele einfach. Es macht mir Spaß, wieder Tennis zu spielen, ich habe keine Schmerzen und ich werde einfach schauen, dass ich so weit wie nur möglich nach oben komme. Wo das hingeht, ist mir egal, wenn ich den Spaß habe, den ich im Moment auf dem Platz habe." Diesen wird er in den kommenden Wochen vorwiegend auf den Trainingsplatz transportieren, er will sich in Wien auf seine nächsten Einsätze vorbereiten.

Hier die Ergebnisse aus Wroclaw: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

Jürgen Melzer im Steckbrief

von Manuel Wachta

Sonntag
05.03.2017, 19:25 Uhr