Frühe Rücktritts-Gedanken des "Maestro"
Roger Federer hat noch einige gute Jahre vor sich. Dabei hätte er schon 2004 beinahe den Schläger beiseite gelegt.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
23.11.2017, 16:04 Uhr
Es ist nicht davon auszugehen, dass Andrey Rublev am Ende seiner Karriere auf ein ähnliches Erfolgsregister zurückblicken wird können wie Roger Federer. Womit sich der Russe in allerbester Gesellschaft befindet - nämlich beim Rest der Tenniswelt. Dennoch verläuft die Entwicklung Rublevs zumindest in einer Hinsicht parallel zu jener des Schweizer Großmeisters: Wo vor wenigen Jahren noch die Schläger flogen, herrscht nun konzentrierte Aufmerksamkeit auf das Wesentliche.
Wie Roger Federer es geschafft hat, seine Emotionen in den Griff zu bekommen, erläuterte der 19-fache Major-Sieger im Rahmen des ATP Finales vergangene Woche in London.
"Es hat einmal eine Zeit gegeben, während der ich meine Schläger geworfen habe - und als ich 16 Jahre alt war, wurde ich sogar einmal vom Platz geworfen", so Federer. "Mit 17 hat meine Familie sich entschieden, mich zu einem Psychologen zu schicken, weil ich immer so wütend auf dem Court war. Von diesem Moment an bin ich stetig besser geworden."
Start mit Bencic
Umso erstaunlicher, dass Federer ein paar Jahre später in ein tiefes Motivationsloch gefallen ist. "Nachdem ich 2004 die Nummer eins der Welt geworden bin, habe ich mir tatsächlich überlegt, aufzuhören", erklärte der vierfache Familienvater weiter. "Ich hatte alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte. Aber ich habe mir dann klar gemacht, dass ich weiterspielen könne, weil ich niemandem mehr etwas beweisen musste."
Selbst 13 Jahre später hat dies sehr ordentlich funktioniert, auch wenn die Halbfinal-Niederlage gegen David Goffin in London einen leicht schalen Beigeschmack nach dem Gewinn zweier Grand-Slam-Titel und drei ATP-Masters-1000-Trophäen 2017 hinterlassen hat.
Seinen nächsten Auftritt wird Federer beim Hopman Cup in Perth an der Seite von Belinda Bencic geben. Ein gutes Omen - im vergangenen Jahr hatte die beiden Schweizer das Mixed-Turnier zwar nicht für sich entschieden, Roger Federer nach seiner längeren Pause aber ausreichend Spielpraxis für die Australian Open gesammelt.