Papa Djokovic – „Niemand hat Novak so missachtet wie Roger Federer“
Srdjan Djokovic ist überzeugt, dass Novak Djokovic der Beste aller Zeiten wird und verrät dessen Trick in Spielen gegen Roger Federer.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
15.03.2016, 00:00 Uhr
Auftritte von Srdjan Djokovic, dem Vater von Novak Djokovic, sind selten geworden. Sah man ihn früher noch regelmäßig in der Spielerbox seines Sohnes mitfiebern, lässt er sich heute nur noch zu speziellen Anlässen dort blicken. Eine Art des Loslassens? Gedanklich zumindest nicht. Im Gespräch mit "europe.newsweek.com" redete Srdjan Djokovic offen über die Karriere von Novak - und vermittelte einen Einblick, warum die Nummer eins der Welt so selten verletzt war.
"So verlängere ich meine Karriere"
Schon zu Zeiten, als der junge Novak Djokovic bei Niki Pilic trainierte, sei es geschehen, dass er 20 Minuten vor seinem Training erschien. Auf die Frage von Pilic, was er denn hier wolle, habe er geantwortet: "Ich mache mich bereit fürs Training. Ich brauche mindestens 20 Minuten, um mich dafür aufzuwärmen." Und nicht nur vorher. Als ein älterer Mann sich mal gewundert habe, warum sich Djokovic 20 Minuten vor und 20 Minuten nach dem Training auf- und abwärme, habe dieser geantwortet: "Jedes Mal, wenn ich mich nach dem Training dehne, verlängere ich meine Karriere um einen Tag."
"Novak wurde von Gott geschickt"
Ob Novak Djokovic punkto Grand-Slam-Titel zu Rafael Nadal und Roger Federeraufschließen kann, ist die vielleicht größte Frage zurzeit im Welttennis. Sein Vater ist davon überzeugt. "Ich glaube daran, dass er der beste Tennisspieler der Geschichte wird. Das sage ich, seit er mit Tennis angefangen hat. Er wird sicher einer der besten Sportler überhaupt. Und das, weil er von Gott geschickt wurde. Wir als Familie haben versucht, Gottes Wunsch wahr werden zu lassen. Er kann noch zehn weitere Grand-Slam-Turniere gewinnen."
"Warum spielt Federer noch? Er ist 34!"
Das Duell Novak Djokovic gegen Roger Federer jährt sich bald bereits im zehnten Jahr - die beiden waren in Monte Carlo 2006 zum ersten Mal aufeinandergetroffen. Im selben Jahr fand auch die Davis-Cup-Begegnung zwischen der Schweiz und Serbien in Genf statt - ein Duell, an das sich Srdjan Djokovic ungern erinnert. "Novak war erst 19 Jahre alt. Er litt unter einem Nasennebenhöhlen-Problem und konnte nicht atmen. Das führte zu Schwierigkeiten in langen Matches und bei langen Punkten. Federer hat aufgrund des Atemproblems versucht, ihn in jeder möglichen Weise zu missachten. Er hat sich zu der Zeit als bester Spieler der Welt, aber nicht als guter Mensch gegeben. Niemand hat Novak jemals so behandelt." Warum Federer, aktuell aufgrund seiner Meniskusverletzung auf Comeback-Kurs, überhaupt noch dabei sei, versteht Srdjan Djokovic sowieso nicht. "Warum spielt er noch? Er ist bereits 34!"
"Mentale Stärke wie Granit"
Dass Spiele gegen Roger Federer jedoch dabei geholfen haben, dass Novak Djokovic mental so stark geworden ist - auch davon ist Srdjan Djokovic überzeugt. Er erinnert sich an das legendäre Halbfinale der beiden bei den US Open im Jahr 2011. "23.000 von 24.000 Zuschauern haben für Federer gejubelt. Novak hat das Match gewonnen, das Mikrofon genommen und gesagt: ‚Ihr seid das beste Publikum der Welt!' Das ist seine mentale Stärke - wie Granit. Wenn alle ‚Roger' rufen, denkt er, dass sie ‚Novak' schreien. Wenn er seine Karriere beendet hat, wird er umso mehr für seine Verdienste respektiert werden."