Australian Open 2023: Andrey Rublev macht gegen Holger Rune den Houdini
Andrey Rublev steht nach einer starken kämpferischen Leistung im Viertelfinale der Australian Open 2023. Der Russe behielt gegen Holger Rune in fünf Sätzen die Oberhand.
von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet:
23.01.2023, 08:55 Uhr
Andrey Rublev und Holger Rune trafen sich also in den frühen Montagmorgenstunden (MEZ) zum heiß erwarteten Achtelfinalduell bei den Australian Open 2023. Zumal beide im bisherigen Turnierverlauf äußerst ansehnliche Leistungen zeigten - und es in diesem Duell darum geht, wer es denn mutmaßlich mit dem neunfachen Melbourne-Champion Novak Djokovic wird aufnehmen dürfen. Der Serbe bestreitet später am Montag sein Achtelfinalduell mit Lokalmatador Alex de Minaur (Hier im Liveticker!).
Die erste Duftmarke in diesem Match setzte Andrey Rublev: Der 25-jährige Russe präsentiert sich von Beginn an dominant, holte sich das erste Break und servierte sich ungefährdet zum 6:3-Satzgewinn. Holger Rune aber fand mit Fortdauer des Matches zusehends besser in die Partie, konterte stark und schaffte mit 6:3 den Satzausgleich. Dann eine Schrecksekunde in der Rod Laver Arena: Rune schien körperlich angeschlagen, deutete Schwindel an und ließ sich ärztlich behandeln.
Rune und Rublev zeigen Nerven
Die Beschwerden hatten recht drastische Auswirkungen auf das Spiel des Dänen, der nun völlig ungestüm agierte und das Pendel mit einer Flut an Fehlern wieder in Richtung Rublev ausschlagen ließ. Der Russe blieb cool - und legte mit 6:3 neuerlich vor. Und wie nun alles bereits danach aussah, als würde Rublev den Sieg in trockene Tücher bringen können, fing sich plötzlich Rune wieder. Ein bärenstarkes Returnspiel später lag der 19-Jährige mit Break voran. Und hatte beim Stand von 5:3 bei eigenem Aufschlag die Chance, für das 28. Fünf-Satz-Match der bisherigen Australian Open zu sorgen.
Was folgte, passte bei diesem kuriosen Duell ins Bild. Zunächst leistete sich Rune ein völlig verkorkstes Aufschlagspiel - zwei Doppelfehler inklusive - dann strauchelte Rublev und musste den Satz trotz Rebreak im letzten Abschnitt aufgrund eines neuerlichen Breaks abgeben. Der Satzball: ein mehr als vermeidbarer Drive-Volley-Fehler Rublevs. Das Niveau: solala. Abschnitt fünf konnte dafür zunächst auch nicht entschädigen, Rublev startete nervös, konnte direkt zum Auftakt aber gleich drei Breakchancen gegen sich vereiteln.
Rune wackelt
Wenige Augenblicke später wollte dem Russen dieses Kunststück nicht erneut gelingen: Rune gelang es, einen Gang höher zu schalten und sicherte sich das erste Break des Entscheidungssatzes. Der junge Däne war nun der bessere Spieler dieses Achtelfinalduells, wohldosiertes Risiko gepaart mit einer neuerlichen Zunahme der Fehler bei Rublev äußerte sich so in einer 4:1-Führung im letzten Abschnitt. Damit war dieses Match jedoch keineswegs auserzählt, erneut servierte Rune beim Stand von 5:3 auf den Satzgewinn, erneut gelang Rublev im letzten Abdruck das Rebreak.
Und weil der Russe dieses diesmal sicher - natürlich unter kräftiger Mithilfe Runes, der in dieser Phase teils unfassbare Fehler einstreute und gleich acht Punkte am Stück abgeben musste - zu bestätigen wusste, war Rublev zurück in diesem Match. Der Däne hingegen konnte sich nun wieder fangen, servierte sich zu Null zum 6:5. Der Druck wanderte folglich wieder zurück in Richtung des Russen. Der 25-Jährige zeigte zunächst Wirkung, sah sich mit zwei Matchbällen konfrontiert, konnte diese aber nervenstark vereiteln - ein Matchtiebreak musste also für die Entscheidung sorgen.
Rublev mit Monster-Comeback
In diesem erwischte Rune nun erneut einen bärenstarken Start: Der 19-Jährige holte sich gleich zwei Minibreaks am Stück und zog auf 5:0 davon. Rublev - das gesamte Match über ungewöhnlich ruhig und gefasst - fightete weiter und holte sich zum 6:3 zumindest ein Minibreak retour, Rune konterte sofort mit einem bärenstarken Return. Was folgte, war "The great Escape" von Andrey Rublev: Der Russe holte sich sechs (!) Punkte am Stück und hatte beim Stand von 9:7 tatsächlich zwei Matchbälle für sich. Die Entscheidung in diesem Match? Keineswegs. Rune fand beim Stand von 8:9 einen unfassbaren Rückhandpassierschlag die Linie entlang - 9:9.
Rublev erarbeitete sich einen dritten Matchball - und dieser passte schlussendlich irgendwie ins Bild. Der 25-Jährige hatte den Return gut am Schläger, traf die Netzkante - und der Ball tröpfelte auf Runes Seite auf den Boden. Game, Set, and Match, Andrey Rublev.