Australian Open: Alexander Zverev erlebt Achtelfinal-Desaster gegen Milos Raonic

Der 21-Jährige verpasste durch ein 1:6, 1:6, 6:7 (5:7) gegen Milos Raonic (Nr. 16)  sein erstes Viertelfinale bei den Australian Open und erlebte dabei ein Debakel.

Bezeichnend: Der an Position vier gesetzte Zverev war im zweiten Satz so frustriert, dass er sein Racket insgesamt neunmal (!) hintereinander auf den Boden donnerte - und natürlich eine Verwarnung kassierte.  

von Ulrike Weinrich aus Melbourne
zuletzt bearbeitet: 21.01.2019, 07:49 Uhr

Alexander Zverev bei den Australian Open
© getty pictures
Alexander Zverev bei den Australian Open

Nach 1:59 Stunden verwandelte Raonic in der Rod Laver Arena seinen vierten Matchball mit einem Volley und fügte Zverev eine weitere bittere Niederlage bei einem Grand-Slam-Turnier zu. Bereits im Achtelfinale von Wimbledon 2017 hatte der gebürtige Hamburger gegen den Kanadier  den Kürzeren gezogen.

"In den ersten beiden Sätzen hatte ich keine Ahnung, wie man einen Tennisball ins Feld spielt. Dass ich im dritten Satz in den Tiebreak gekommen bin, war schon ein Wunder", sagte Zverev in der Pressekonferenz und meinte: "Wenn man so einen Tag hat, ist es egal, wer auf der anderen Seite steht. Es gibt eben so Tage, an denen nichts läuft.  

Der 28-jährige Raonic trifft nun in der Partie um den Sprung in die Vorschlussrunde entweder auf Borna Coric (Kroatien/Nr. 11) oder Lucas Pouille (Frankreich/Nr. 28).

Vom Hünen-Duell zwischen dem 1,98-m-großen Zverev und dem nur zwei Zentimeter kleineren Raonic hatten alle ein Aufschlaggewitter mit vielen Assen und wenigen Chancen für den jeweiligen Returnspieler erwartet. In seinen drei ersten Partien waren Raonic, Wimbledon-Finalist von 2016, insgesamt 92 Asse gelungen.

Zverev stand komplett neben sich - Kritik von McEnroe

Die Partie verlief allerdings anders als gemeinhin prognostiziert: Gleich seinen ersten Breakball nutzte Zverev. Doch unmittelbar danach deutete sich schon an, dass die deutsche Nummer eins an diesem wunderschönen australischen Sommertag nicht auf der Höhe war. 

Im ersten Satz konnte der Gewinner des Londoner ATP-Finals von 2018 kein einziges Mal (!) seinen Aufschlag durchbringen. Zverev blickte immer wieder hilfesuchend in seine Box, in der Coach Ivan Lendl seine Augen hinter einer Spiegelsonnenbrille verbarg und wie gewohnt keine Miene verzog.

"Zverev spielt so schlecht. Mit dieser Leistung hätte er hier in der ersten Runde der Quali verloren." John McEnroe

Bei einem  Rückstand von 1:4 warf "Sascha" seinen Schläger zum ersten Mal auf den Boden. Doch es war nicht der erhoffte Weckruf. Mit einem Servicewinner holte sich Raonic den Auftaktdurchgang nach 34 Minuten. Bei Zverev dagegen passte nichts: Er sah sich insgesamt zwölf Breakbällen gegenüber (insgesamt 20) und agierte fehlerhaft.

US-Ikone John McEnroe sagte in seiner Rolle als Channel-9-Kommentator: "Zverev spielt so schlecht. Mit dieser Leistung hätte er hier in der ersten Runde der Quali verloren." 

Im zweiten Satz wurde es nicht besser. Nach zwei Doppelfehlern gab er auch das erste Spiel gleich wieder ab - und flippte nach einem neuerlichen 1:4-Rückstand komplett aus.

Auf der Bank malträtierte er sein Racket wie einst Marcos Baghdatis, der 2012 beim Spiel gegen Stan Wawrinka in Melbourne insgesamt sogar vier Schläger zertrümmert hatte. "Ich war einfach sehr sauer und wollte meinen Ärger rauslassen", sagte Zverev über seinen Ausraster. 

Als sein Schützling den "Meltdown" hinter sich gebracht hatte und von Stuhlschiedsrichter Carlos Ramos verwarnt worden war, nahm Lendl erstmal einen großen Schluck aus der Wasserflasche.  

Danach lief es zumindest ein bisschen besser für Zverev, dessen Aufschlag stabiler wurde. Doch Raonic suchte wie gewohnt den Weg ans Netz - und das erfolgreich (33 Punkte bei 48 Netzangriffen). Im Tiebreak führte die deutsche Nummer eins mit 4:2, doch der Kanadier kämpfte sich zurück und behielt die Nerven.

Klitzekleiner Trost für den Wahl-Monegassen: In der Weltrangliste verbessert er sich um einen Rang auf Platz drei - und steht damit sogar vor Roger Federer, der am Sonntag ebenfalls im Achtelfinale ausgeschieden war.

von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Montag
21.01.2019, 06:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 21.01.2019, 07:49 Uhr