Australian Open: Alexander Zverev mit Schwung gegen die Zweifel
Auf der Jagd nach dem ersten Grand-Slam-Titel scheint für Alexander Zverev die Zeit langsam knapper zu werden - auch Boris Becker baut vor den Australian Open ein wenig Druck auf. Der Turnierbaum in Melbourne aber macht Hoffnung für den Weltranglistenzweiten.
von SID
zuletzt bearbeitet:
09.01.2025, 13:55 Uhr
Alexander Zverev betrat die Rod Laver Arena mit einem breiten Grinsen, dann blickte er sich mit großen Augen im weiten Rund um. "So etwas habe ich vor dem Start des Turniers auch noch nicht erlebt", staunte der 27-Jährige. Schon drei Tage, bevor die Australian Open offiziell beginnen, schlug Zverev im größten Stadion der Anlage vor vollbesetzten Rängen auf.
Bei einem launigen Charity-Match mit dem Grand-Slam-Rekordsieger Novak Djokovic, das Zverev nach einem Satz mit 6:7 (6) verlor, brachte sich der Hamburger für die großen Aufgaben der kommenden zwei Wochen in Schwung. Es war der angenehme Abschluss eines gelungenen Tages für den Weltranglistenzweiten in Melbourne. Denn zuvor hatte bereits die Auslosung die Hoffnung auf ein langes Turnier für Zverev genährt - trotz der obligatorischen Zweifel.
Der Turnierbaum, das wurde bei der Zeremonie im Schatten der Margaret Court Arena schnell klar, ist diesmal ein Freund der deutschen Nummer Eins. Im Halbfinale wartet zwar vielleicht der Sieger eines möglichen Traum-Viertelfinals zwischen Djokovic und Carlos Alcaraz - vorher aber fehlen die ganz dicken Brocken komplett. Zum Auftakt geht es gegen den französischen Qualifikanten Lucas Pouille, in Runde drei könnte der unberechenbare, aber nach zwei Seuchenjahren wohl kaum unschlagbare Lokalmatador Nick Kyrgios warten.
Zverev gibt Entwarnung
Einiges spricht also dafür, dass Zverev zu Beginn nicht allzu viele Körner verbrauchen muss - eine wichtige Voraussetzung, wenn es in der zweiten Woche dann endlich klappen soll mit dem heiß ersehnten ersten Grand-Slam-Titel. Und auch seine leichte Bizeps-Zerrung hat Zverev wohl überwunden. Beim halb-ernsthaften Trainingsmatch gegen Djokovic jedenfalls gab er selbst Entwarnung: "Ich fühle mich gut und auch die Aufschläge sind okay", sagte er während eines Seitenwechsels.
Bis es für ihn wirklich losgeht, irgendwann zwischen Sonntag und Dienstag, wenn in Melbourne die erste Runde ausgetragen wird, kann sich Zverev also auf die Feinheiten konzentrieren. Und sich in eine Form bringen, die es ihm ermöglicht, im dritten Anlauf endlich mal ein Major-Finale zu gewinnen.
Es wäre ein guter Zeitpunkt. Denn so langsam drängt die Zeit. Zverev ist inzwischen 27 Jahre alt, seine designierten Hauptkonkurrenten der kommenden Jahre, Jannik Sinner (23) und Alcaraz (21), werden wohl noch sehr lange auf Topniveau spielen.
Becker legt den Finger in die Wunde
Sanfter Druck kam deshalb in der vergangenen Woche auch von Seiten des bislang letzten deutschen Grand-Slam-Siegers. "Sascha muss in den nächsten 18 Monaten eben diesen Grand-Slam-Sieg haben, weil es danach deutlich schwieriger wird", prophezeite Eurosport-Experte Boris Becker, der 1996 in Melbourne triumphiert hatte. Und legte den Finger in Zverevs wohl größte Wunde.
In der zweiten Woche eines großen Turniers, betonte Becker, ginge es nicht mehr wirklich um die sportlichen Fähigkeiten: "Da geht es um die mentale Einstellung, um die Psyche." Etwas, das ließ Becker durchblicken, das Zverev bei allen Fortschritten in den vergangenen Jahren noch immer ein wenig abging. Aber, so der einstige Wimbledon-Sieger, auch das könne man trainieren: "Das weiß er und deswegen hoffe ich, dass er die Lektionen aus dem letzten Jahr gelernt hat."
Das Einzel-Tableau der Australian Open
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