Australian Open: Dominic Thiem zittert sich in zweite Runde
Der French-Open-Finalist besiegte in seiner Auftaktpartie in Melbourne den Franzosen Benoit Paire nach einer schwankenden Leistung mit 6:4, 6:3, 5:7, 1:6, 6:3 und hätte fast noch einen 2:0-Satzvorsprung verspielt. Es war der erste Sieg von Thiem in dieser Saison nach zuvor vier Niederlagen. Hier geht's zum Liveticker.
von Ulrike Weinrich aus Melbourne
zuletzt bearbeitet:
15.01.2019, 16:22 Uhr
Nach 3:42 Stunden verwandelte der Lichtenwörther in der Margaret Court Arena seinen vierten Matchball - und wurde zum Nachtschwärmer. Bei Ende des Spiels war es bereits 2.08 Uhr Ortszeit.
"Ich hätte mir gewünscht, dass es schneller gegangen wäre. Aber ich wollte nach den ersten beiden Sätzen zu viel, dafür habe ich dann bezahlt. Im fünften Satz dann war ich bereit zu kämpfen", sagte Thiem.
In seiner Box herrschte am Ende trotzdem noch gute Stimmung, aber vor allen Dingen auch Erleichterung, denn der frühe K.o. war durchaus möglich. Coach Günter Bresnik hatte vor Paire als "Wundertüte" gewarnt. "Jeder dritte Ball von ihm ist ein Stopp", hatte er über die launige Nummer 61 der Welt gesagt.
Thiem haderte mit seinem Aufschlag
Nach einem ausgeglichenen Beginn setzte sich die Qualität des "Dominators" zunächst immer mehr durch. Obwohl Thiem Probleme mit dem Service hatte (13 Doppelfehler), ging er mit 2:0-Sätzen in Führung, musste aber dann den Anschluss hinnehmen. Letztlich behielt er in einer lauen Sommernacht die Oberhand.
Am Donnerstag trifft der an Position sieben gesetzte Thiem auf Wildcard-Inhaber Alexei Popyrin (Australien), der den Hamburger Mischa Zverev mit 7:5, 7:6 (9:7), 6:4 ausschaltete. Beim "Happy Slam" am Yarra River hatte der Österreicher zuletzt zweimal in Folge im Achtelfinale gestanden.
Vor den Augen seiner Freundin Kristina Mladenovic, die am Vortag in der Damen-Konkurrenz ausgeschieden war, musste Thiem bereits in seinem ersten und siebenminütigen Aufschlagspiel dreimal über Einstand gehen. Es war ein Fingerzeig, denn leicht machte es ihm Paire nicht.
Der "Dominator" wurde zunächst stabiler
Zwar konnte der Favorit gleich seinen ersten Breakball zum 4:2 nutzen, doch postwendend verlor Thiem seinen Aufschlag erstmals. Während des folgenden Seitenwechsels gestikulierte er in Richtung seiner Box und haderte mit seiner Ausholbewegung beim Service.
Doch wenig später und nach einer knappen Stunden Spielzeit profitierte der Bresnik-Schützling bei seinem vierten Satzball von einem Rückhandfehler des Franzosen, der zunehmend genervt wirkte und später auch sein Racket schmiss.
Thiem indes wirkte mit zunehmender Spieldauer immer stabiler und setzte immer wieder seine einhändige Rückhand gewinnbringend ein. Von einem frühen Break im zweiten Durchgang erholte sich "Domi" gut und brachte auch diesen Satz nach Hause.
Der exzellente Aufschläger Paire (21 Asse) aber gab sich nicht geschlagen und holte sich Satz drei mit einem Netzroller. Unverdient war es aber nicht, weil er konstanter agierte als sein Kontrahent, der beim 3:3 zwei Breakbälle nicht nutzen konnte und den Rechtshänder aus Avignon wieder ins Match zurückkommen ließ.
Auch in der Folge lief bei Thiem quasi nichts mehr zusammen. Er lag schnell mit 0:5 zurück und schien auf seinen konditionellen Vorteil zu spekulieren. Allerdings wirkte der 25-Jährige angeschlagen.
Die Vorentscheidung im fünften Satz fiel, als Thiem dem Franzosen den Aufschlag zur eigenen 5:3-Führung abnahm.
Der Saisonstart von Thiem war zuvor alles andere als prickelnd verlaufen. Der Weltranglistenachte hatte nach den drei Niederlage bei der Exhibition "Mubadala World Tennis Championship" in Abu Dhabi gegen den Russen Karen Khachanov (zweimal) und den Südkoreaner Hyeon Chung hatte Thiem auch sein Auftaktspiel beim ATP-Turnier in Doha gegen Pierre-Hugues Herbert (Frankreich) in den Sand gesetzt (3:6, 5:7).
Keine Panik im "Team Thiem" - Neue Bälle als Vorteil
Doch das "Team Thiem" verbreitete in den Tagen von Melbourne keine Panik. Business as usual - gewissermaßen. Nicht zuletzt, weil Bresnik immer die Ruhe behält.
Die neuen Dunlop-Bälle übrigens sind nach Meinung des 57-Jährigen eher ein Vorteil für den Paris-Finalisten, denn die Filzexemplare dieser Marke gehen "schnell auf" und werden daher auch rascher langsamer als das Vorgängermodell.