Madison Keys: Darum hat sie die Australian Open gewonnen
Der Sieg von Madison Keys bei den Australian Open kommt spät - und dennoch nicht ganz unerwartet. Eine zumindest wusste, was kommen könnte.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
26.01.2025, 08:05 Uhr
Jessica Pegula hatte es gesagt.
Pegula stand zu Beginn der Saison im Finale des Turniers von Adelaide, Gegnerin: Madison Keys. Und die gewann das US-Duell. 6:3, 4:6, 6:1 hieß es am Ende. Und Pegula verkündete zu Beginn der Australian Open: "Wenn Madison Keys nur halb so gut spielt wie gegen mich im dritten Satz im Adelaide-Finale, gewinnt sie den Titel."
Sie habe das “allen gesagt”, twitterte Pegula nach Keys' Sieg am Samstag. Sie sollte recht behalten haben.
Tatsächlich hatte Keys sich in Adelaide in beeindruckender Verfassung gezeigt. Und den Gedanken an einen Melbourne-Sieg auch beim gemeinen Zuschauer aufblitzen lassen. Andererseits wusste man schon lange, dass die mittlerweile 29-Jährige das Zeug zum Grand-Slam-Champion hat, aber in brenzligen Situationen oft nervelte und ihr risikoreiches Spiel nicht durchbrachte.
Fünf Grand-Slam-Halbfinals hatte Keys schon erreicht, dazu ein Finale, 2017 bei den US Open - hier aber ging sie ultranervös gegen Sloane Stephens unter, 3:6, 0:6.
Madison Keys: Neue Saiten, neuer Schläger, neuer Erfolg
Vor allem zwei Änderungen brachten sie zuletzt auf neue Wege. Mitte 2023 übernahm ihr damaliger Freund (und mittlerweile Ehemann) Bjorn Fratangelo als Trainer. Eher widerwillig zwar, aber erfolgreich. Fratangelo war es dann auch, der zum Ende der vergangenen Spielzeit einen Schlägerwechsel anregte.
Keys war bereits seit ihrer Jugendzeit mit Wilson verbandelt, und schon zuletzt hatte man einen Wechsel des Saitenbildes von einer 18/20er-Bespannung auf ein offeneres 16/19-Bett versucht. Und die Saite generell gewechselt. Fratangelo aber legte ihr nun auch einen Yonex-Schläger in die Hand - für Keys Liebe auf den ersten Blick. Mehr einfach zu generierende Power, mehr Raum für nicht ganz exakt getroffene Bälle.
Ein Vertrag mit dem japanischen Schlägerhersteller ist nun in der Mache, nachdem Manager Max Eisenbud erst mal abwarten wollte, wie er gegenüber Bounces erzählte. Zu oft hatte er schon erlebt, dass Spielerinnen und Spieler beim zweiten Blick auf ein neues Racket doch Zweifel bekamen. Keys nicht. Die Ausgangslage für die Verhandlungen sind nach dem Melbourne-Sieg natürlich bestens.
Keys: Power ja, aber auch mehr Spielraum
Aber nicht nur die externen Mittel sind neu, auch Keys' Einstellung. Vor nicht allzu langer Zeit noch war sie in kritischen Phasen von ihrem Powerspiel abgerückt - das aber sei eben nicht sie selbst gewesen. Wenn verlieren, so die Ansage in Melbourne, dann mutig voran. Auch hier aber hatte Keys zuletzt erkannt, dass der Ball nicht immer nur Millimeter übers Netz fliegen musste, oder Zentimeter neben die Linie. Sondern dass Powertennis auch mit etwas mehr Marge möglich ist.
Und noch etwas war neu: Keys' Einstellung. Jahrelang hatte sie einen Majortitel gewollt, jahrelang hatten Experten darauf gelauert. Keys aber hat endlich locker gelassen. “Ich habe eine Menge Arbeit reingesteckt, um ihn nicht mehr zu brauchen. Ich wollte ihn wirklich, aber es war mittlerweile nicht mehr das, was mich definieren sollte. Dass ich diese Last loslassen konnte, hat mir die Möglichkeit gegeben, endlich darum zu spielen.”
Keys nun auf Platz 7 der Welt
Dass es dennoch gleich zum Titel reichen würde, war natürlich nicht zwingend abzusehen. Eine verdientere Siegerin als Keys aber hat man in Melbourne selten erlebt. Mit Danielle Collins, Elina Svitolina, Elena Rybakina, Iga Swiatek und Aryna Sabalenka schlug sie gleich fünf ehemalige bzw. aktuelle Top-Ten-Spielerinnen, mit Swiatek und Sabalenka die Nummern 1 und 2 der Welt. Sich selbst katapultiert sie ebenfalls in neue Gefilde: Ab Montag stellt Keys die neue Nummer 7 im WTA-Ranking. So hoch stand sie noch nie.
Noch eine nette Nebenstatistik: 46 Majorturniere hat Keys spielen müssen bis zum ersten Sieg, eine Seltenheit - nur Marion Bartoli (47, Wimbledon-Sieg 2013), Goran Ivanisevic (48, Wimbledon-Sieg 2001) und Flavia Pennetta (49, US-Open-Sieg 2015) brauchten mehr.
Es ist ein schöner Beweis, dass es im Leben manchmal eben doch Geduld braucht.