Australian Open: Roger Federer scheitert im Achtelfinale an Stefanos Tsitsipas

Der Weltranglistendritte unterlag dem 20-jährigen Griechen Stefanos Tsitsipas im Achtelfinale mit 7:6 (13:11), 6:7 (3:7), 5:7, 6:7 (5:7) und verpasste seinen dritten Melbourne-Titel in Folge. 

von Ulrike Weinrich aus Melbourne
zuletzt bearbeitet: 20.01.2019, 13:41 Uhr

Roger Federer bei den Australian Open
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Roger Federer bei den Australian Open

Zum Verhängnis wurde Federer, dass er in der Night Session keinen seiner insgesamt 12 Breakchancen (!) nutzen konnte und gegen einen der Hoffnungsvollsten aus der "NextGen" 55 unerzwungene Fehler fabrizierte.

Nach 3:45 Stunden verwandelte der an Position 14 gesetzte Tsitsipas seinen ersten Matchball  und ließ seinen Emotionen freien Lauf. "Ich bin momentan der glücklichste Mensch auf dieser Welt. Ich kann gar nicht beschreiben, was ich gerade fühle. Ein Traum ist wahrgeworden, hier mit Roger auf dem Court zu stehen", sagte der Überraschungssieger.

Der 37-jährige Federer hätte als ältester Australian-Open-Viertelfinalist seit 1977 (Ken Rosewall) in die Annalen eingehen können.

"Ich habe heute gegen einen besseren Spieler verloren. Da haben einige Faktoren eine Rolle gespielt. Natürlich war es frustrierend, dass ich die Breakchancen nicht nutzen konnte. Stefanos ist ruhig geblieben, das ist nicht selbstverständlich", meinte Federer, der nur wenige Minuten nach dem Ende der Partie schon zur Pressekonferenz erschien und erklärte, dass er in dieser Saison wieder auf Sand spielen werde.

Es herrschte im Melbourne Park schon im Vorfeld eine Stimmung wie bei einem Fußball-Klassiker. Eine Armada in blau-weiß zog bereits eine halbe Stunde vor Spielbeginn um die Rod Laver Arena und stimmte immer wieder Schlachtgesänge an. In Melbourne befindet sich die größte hellenische Community außerhalb Griechenlands.

Bereits zu Beginn konnte man erkennen, dass Tsitsipas seinen Respekt vor dem 17 Jahre älteren Grand-Slam-Rekordsieger rasend schnell abgelegt hatte. Der Stockholm-Champ von 2018  ermöglichte Federer zwar gleich im ersten Spiel zwei Breakchancen, doch gerade beim Verwerten dieser Möglichkeiten sollte der Schweizer an diesem Tag allergrößte Probleme haben.

Tsitsipas gehört zum "Team M" von Mouratoglou 

Es entwickelte sich ein spannender Schlagabtausch, den vor allen Dingen die Liebhaber der einhändigen Rückhand genossen. Und alles schien für den "FedExpress" nach Plan zu laufen: Im Tiebreak hatte Tsitsipas drei Satzbälle, am Ende holte sich aber der Favorit den Auftaktdurchgang.

In der Box applaudierte dem "Maestro" auch Anna Wintour, die Vogue-Chefin, die zu Federers Edelfans gehört und am Sonntag aus den USA angereist war. Ehefrau Mirka verbarg die Augen trotz der einfallenden Dunkelheit erst einmal hinter einer Sonnenbrille.Schwante ihr bereits Übles? 

In der "Stef"-Box saß übrigens Patrick Mouratoglou, der Chefcoach von Serena Williams. In der Akademie des Franzosen, Sohn eines griechischen Millionärs, trainiert Tsitispas und gehört dort in Nizza zum sogenannten "Team M", einer kleinen Gruppe von Profis, die im Welttennis besondere Erwartungen schürt und deshalb beim Trainer-Guru besondere Privilegien genießt. 

Und Mouratoglou machte jüngst keinen Hehl daraus, dass für Tsitsipas der Gewinn eines Major-Titels das Ziel sein muss. "Unser Aufgabe ist es, jeden Spieler an sein Maximum zu führen. Wenn sie kein Grand-Slam-Turnier gewinnen, dann haben wir aus meiner Sicht unseren Job nicht komplett richtig erledigt. Das stellt nicht zufrieden", meinte der 48-Jährige.

Federer vergab allein im zweiten Satz acht Breakbälle

Tsitsipas, der einst von seinem Vater und Coach Apostolos am Rande eines Future Turniers in Heraklion vor dem Ertrinken gerettet wurde, ließ sich nicht entmutigen und wehrte allein im zweiten Satz acht Breakbälle (!) und vier Satzbälle von Federer ab. Quasi als Belohnung gelang ihm mit einem Vorhandwinner der Satzausgleich. 

Bei den direkten Gewinnschlägen lagen Federer und Tsitsipas lange Zeit gleich auf, doch der Titelverteidiger leiste sich mehr Fehler. Wie zum Beispiel beim Satzball für den Nachwuchsstar in Durchgang drei, als er einen Return mit der Vorhand ins Netz schlug.

Auch in der Folge behielt der junge Grieche mit den wilden Locken kühlen Kopf und ließ sich nicht beirren. Der Lohn war sein erster Viertelfinaleinzug bei einem Major-Event.   

Tsitsipas trifft in der Runde der letzten Acht auf den Spanier Roberto Bautista Agut (Nr. 22), der am Sonntag den letztjährigen Melbourne-Finalisten Marin Cilic aus Kroatien (Nr. 6) mit 6:7 (6:8), 6:3, 6:2, 4:6, 6:4 bezwang.

    

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von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Sonntag
20.01.2019, 13:01 Uhr
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