"Ich wollte das so sehr": Madison Keys krönt unglaubliche Reise
Madison Keys gewinnt nach 45 erfolglosen Anläufen ihren ersten Grand-Slam-Titel - und kann damit auch Alexander Zverev als Inspiration dienen.
von SID
zuletzt bearbeitet:
25.01.2025, 15:24 Uhr
Madison Keys strahlte mit ihrem glänzenden Silberpokal der Australian Open um die Wette, dann wurde sie bei der Siegerehrung doch noch von den Gefühlen überwältigt. "Das ist jetzt der Punkt, an dem ich weinen werde", kündigte die US-Amerikanerin am Ende ihrer unglaublichen Reise zum größten Karriere-Erfolg an - und fuhr mit brüchiger Stimme fort: "Ich wollte das so sehr und wusste nicht, ob ich nochmal diese Chance bekommen würde."
Sie hat sie bekommen. Und sie hat sie genutzt. Die US-Amerikanerin entthronte am Samstag die Königin von Melbourne und schnappte sich sensationell ihren ersten Grand-Slam-Titel. Keys schlug nach einer beeindruckenden Leistung im Finale Aryna Sabalenka und verhinderte den Titel-Hattrick der Weltranglistenersten Down Under. "Ich fühle mich in Melbourne so sehr zu Hause. Hier meinen ersten Grand Slam zu gewinnen, bedeutet mir die Welt", erklärte Keys im Anschluss an das umkämpfte 6:3, 2:6, 7:5. Nach dem sie sich auch die Glückwünsche der fairen Verliererin abholen durfte.
"Madison, du hast unglaubliches Tennis gespielt. Was für ein Turnier und ein hochverdienter Sieg", sagte Sabalenka, die nach anfänglichem Frust schnell wieder zu Scherzen aufgelegt war. "Ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr wieder", witzelte sie in Richtung des Pokals.
Mit dem belohnte sich diesmal Keys - nach mehr als einem Jahrzehnt des Wartens. Der emotionale Grand-Slam-Sieg der 29-Jährigen im 46. Anlauf kann auch für Alexander Zverev als Inspiration herhalten. Schließlich will der Hamburger im Männerfinale gegen Jannik Sinner am Sonntag (hier im Liveticker!) bei der auch schon 36. Major-Teilnahme seinerseits endlich seinen Titelfluch bannen.
Keys schlägt Swiatek und Sabalenka
Keys hatte im Halbfinale von Melbourne zunächst überraschend die Weltranglistenzweite Iga Swiatek aus Polen besiegt - nun ritt sie die Erfolgswelle auch im Endspiel einfach weiter. Nach Serena Williams 2005 gelang es erstmals wieder einer Akteurin, die beiden topgesetzten Spielerinnen bei den Australian Open zu schlagen.
Die geschockte Sabalenka verpasste es damit, sich zur ersten Spielerin seit der Schweizerin Martina Hingis (1997-1999) aufzuschwingen, die dreimal hintereinander das Turnier gewann. Enttäuscht flüchtete sie nach dem Matchball erstmal in die Katakomben der Rod Laver Arena. Nach 20 Siegen in Folge endete Sabalenkas beeindruckende Serie in Melbourne zu einem bitteren Zeitpunkt.
Begonnen hatte der Abend mit einer aufwendigen Musikshow in der vollbesetzten Arena. Auf sportlicher Ebene gab anschließend zunächst die Weltranglisten-14. den Ton an. Keys zeigte eine hochkonzentrierte Leistung und nahm der nervös wirkenden Sabalenka, die mehrere Doppelfehler produzierte, gleich zu Beginn des ersten Satzes den Aufschlag ab.
"Die ist so im Flow, diese Madison Keys", schwärmte Ex-Bundestrainerin Barbara Rittner am Eurosport-Mikrofon. Folgerichtig ging der erste Satz nach nur 35 Minuten an die Außenseiterin, auch wenn sich Sabalenka langsam sammelte.
Die Titelverteidigerin spielte im zweiten Satz dann endlich wie eine Nummer eins. Sabalenka brachte in einer Pause einige ihrer Schläger zum Besaiter und sich selbst schnell mit zwei Breaks in Führung. Sie nahm damit die Spur von Steffi Graf wieder auf, die zwischen 1988 und 1990 dreimal in Melbourne triumphiert hatte.
Es sei "verrückt", hatte Sabalenka vor dem Match gesagt, möglicherweise bald in einem Atemzug mit gleich mehreren "Legenden" genannt zu werden. Im sehr emotionalen Entscheidungssatz aber verpasste sie es, sich diese Ehre zu verdienen. Die nervenstarke Keys entschied die hochklassige Partie mit einer tollen Willensleistung nach gut zwei Stunden für sich.