Australian Open: Sofia Kenin - "Ich war bereit für diese wunderschöne Trophäe"

Sofia Kenin hat mit purer Nervenstärke am Samstag ihren ersten Major-Titel geholt. Aber die Australian Open 2020 haben auch gezeigt, dass Garbine Muguruza wieder da ist. Oder besser: dass wieder mit ihr zu rechnen ist.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 02.02.2020, 08:51 Uhr

Sofia Kenin
© Getty Images
Sofia Kenin

Sofia Kenin kam mit leuchtenden Augen in ihre Siegerinnen-Pressekonferenz, das Gläschen Sekt dazu gab's natürlich auch. "Prost zusammen", startete die 21-Jährige - und schnell kam es zur wahrscheinlich entscheidenden Szene des Matches./

Kenin hatte den Satzausgleich geschafft und war mittlerweile die bessere Spielerin. Und doch sprach der Augenblick eher für Muguruza. Denn Kenin war hektisch geworden, wirkte unzufrieden, selbst nach herausgespielten Punkten, die sie teils mit einem genervten "Wieso nicht gleich so!?"-Gesichtsausdruck konstatierte. Beim 2:2 schließlich flatterte sie, 0:40 stand's, und statt sich zu sammeln und das Tempo etwas herauszunehmen, stand Kenin sofort wieder zum Aufschlag bereit. Eine Sequenz, bei der "Winning ugly"-Meister Brad Gilbert wohl die Haare zu Berge gestanden haben.

Aber Kenin lieferte. Drei Winner die Linie entlang folgten gegen eine abwartende Muguruza, die verständlicherweise auf einen weiteren Fehler ihrer jungen Gegnerin gehofft hatte. Beim Einstand schließlich feuerte Kenin noch ein Ass auf die Gegenseite, beim Spielball schaute sie Muguruza am Netz fein aus.

Kenin: "Danach war ich on fire!"

"Ich kann mich an das Spiel gut erinnern", sagte Kenin nun. "Das Spiel hat die Dinge verändert, denke ich. Ich musste mein bestes Tennis auspacken, das habe ich getan. Danach war in on fire. Ich war bereit für diese wunderschöne Trophäe."

Ohnehin scheinen Selbstzweifel ein Fremdwort für Kenin zu sein. Ob sie sich an das letzte Mal erinnern könne, als sie welche gehabt habe? "Nicht wirklich", so Kenin. "2019 habe ich mit meinem ersten WTA-Titel in Hobart begonnen, danach lief alles. Ich hatte einen starken Lauf in Paris, habe gegen mein Idol Serena gespielt. Dann gegen Ash verloren. Hier ist mir die Revanche gelungen. Es läuft einfach alles recht schnell ab im Moment. Ich bin immer noch auf Wolke sieben."

Muguruza: "Guter Start ins Jahr"

Hier war die unterlegene Garbine Muguruza verständlicherweise nicht. Auch sie wusste um die entscheidende Phase des Spiels, "sie hat starke Schläge abgeliefert in diesem Match, vor allem in den wichtigen Momenten", so die Spanierin, die "nicht happy" war mit ihrer Leistung. "In den entscheidenden Phasen habe ich meine Schläge nicht gefunden." Auch die Energie habe sie etwas im Stich gelassen.

Ganz am Boden wollte sich Muguruza aber nicht wähnen. "Ich versuche, die Perspektive zu wahren, nicht zu dramatisch zu werden." Eine Sache stellte Muguruza auch noch klar. Ob sie spüre, dass sie nun zurück sei? "Zurück?", grübelte die zweifache Major-Siegerin... "Hm, wenn Leute das darauf beziehen, dass ich in einem Grand-Slam-Finale stand, macht das Sinn. Aber ich habe das Gefühl, eine Menge Turniere gespielt zu haben. Ich war auf der Tour, Leute, war nicht verschwunden. Ich war hier, auch wenn ich die finalen Runden nicht erreicht habe." 

Das könnte sich auch im weiteren Verlauf des Jahres ändern, darüber sind sich die Experten einig - sollte Muguruza liefern wie in Melbourne. Auch das weiß die Spanierin natürlich selbst. "Es war ein guter Start ins Jahr, keine Frage", so die 26-Jährige, die am Montag auch wieder unter die Top 20 der Welt zurückkehren wird.

von Florian Goosmann

Sonntag
02.02.2020, 10:51 Uhr
zuletzt bearbeitet: 02.02.2020, 08:51 Uhr