Australian Open: Wenig Romantisches für die deutschen Frauen
Die Erwartungen an die deutschen Frauen waren vor den Australian Open 2024 nicht hoch. Ausschläge nach oben gab es dann leider nicht.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
20.01.2024, 17:04 Uhr
Auf Angelique Kerber ruhten zu Saisonbeginn viele Hoffnungen der deutschen Fangemeinde. Aber welch harter Weg der dreimaligen Grand Slam-Königin bei ihrem Comeback nach Babypause bevorsteht, zeigte sich bereits auf den ersten Metern am anderen Ende der Welt. Allein noch einmal in die Regionen der erweiterten Weltspitze vorzustoßen, dürfte ein äußerst steiniges Unterfangen für die 35-jährige Kielerin werden – vor allem mit Blick auf die Dynamik und Energie, die Vertreterinnen der nächsten und übernächsten Generationen auf den Centre Court transportieren. Dennoch bleibt Kerber noch die aussichtsreichste Spielerin für die nähere und mittelfristige Zukunft.
Schüttler mahnt Geduld an
Als Kerber in der Schwangerschafts-Auszeit war und ihre langjährigen Mitstreiterinnen Andrea Petkovic und Julia Görges in den Ruhestand traten, wurde die enorme Lücke hinter der „Goldenen Generation“ so richtig sichtbar -auch, weil andere Hoffnungsträgerinnen wie Carina Witthöft oder Annika Beck genug vom Streß im knüppelharten Tourgeschäft hatten oder neue Beruf- und Lebensziele verfolgten. Das aufgetretene Mittelmaß unter den verbliebenen Protagonistinnen irritierte dann allerdings auch DTB-Präsident Dietloff von Arnim. Man müsse sich schon fragen, „was falsch gelaufen ist“, wenn man jahrelang in der Breite nichts Zählbares vorzuweisen habe. Bei jüngeren Spielerinnen vermisse sie oft die Einstellung, die Kerber, Görges und Co. ausgezeichnet habe: „Sie waren sich nicht zu schade, ihre Komfortzone zu verlassen. Sie wollten sich wirklich jeden Tag verbessern. Den Jüngeren wird heute irgendwie zuviel abgenommen.“
Rittner, aber auch Bundestrainer Rainer Schüttler weisen indes auch auf gesellschaftliche Unterschiede hin: „Leistungssport mit der erwünschten schulischen Ausbildung zu verbinden, ist bei uns viel schwerer als anderswo, in Osteuropa etwa“, sagt Schüttler, der Melbourne-Finalist des Jahres 2003, „wenn unsere Nachwuchsspielerinnen so richtig einsteigen, haben ihre Konkurrentinnen schon ein paar hunderttausend Bälle mehr geschlagen.“ Es falle schwer, „das noch aufzuholen“, so Schüttler: „Aber man muss mehr Geduld haben und den anderen Zeithorizont bei uns in der Laufbahn sehen.“